Landschaftsverbrauch: Die Bilder zeigen Tübingen-Derendingen – das obere nahm Albrecht Brugger 1957 auf, das untere 2008 ein Fotograf des Landesmedienzentrums. Fotos: Brugger/LMZ Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtbücherei in Ebingen zeigt Ausstellung mit Luftaufnahmen von Albrecht Brugger

Von Sabine Miller

Albstadt-Ebingen. Großformatige Aufnahmen des Luftbildfotografen und Zeitkritikers Albrecht Brugger sind bis zum 31. März in der Stadtbücherei in Ebingen zu sehen. Die Ausstellung "Landschaft im Wandel" dokumentiert Ein- und Übergriffe des Menschen ins Landschaftsbild.

Albrecht Brugger, der mittlerweile 87 Jahre alt und in Hülben bei Bad Urach zu Hause ist, hat im Lauf seines langen Lebens über 500 Bücher veröffentlicht. Das Museum of Modern Art in New York hat eines seiner Bilder gekauft, 70 000 Aufnahmen enthält sein Bildarchiv, das er schon vor Jahren dem Landesmedienzentrum übergab. Das wiederum hat zusammen mit der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz das Projekt "Landschaft im Wandel" ins Leben gerufen, eine Wanderausstellung mit Bildern, die Brugger, gelernter Industrie- und Architekturfotograf, auf zwei Flugrouten – von der Donau in den Odenwald und vom Hohentwiel im Hegau nach Oberschwaben – aufgenommen hat. Die Ausstellung ist seit einiger Zeit im deutschen Südwesten unterwegs und dokumentiert, wie in den vergangenen Jahrzehnten natürlicher Lebensraum auch in Baden-Württemberg zerstückelt, beschnitten, verändert wurde. Der ungezügelte Flächenfraß bringt Brugger auf. "Eine Generation hat in 30 Jahren so viel Land verbraucht wie 30 vorangegangene Generationen in einem Jahrtausend", lautet sein Kommentar .

Informationen dazu lieferte bei der Vernissage am Freitag Gastredner Heiner Grub vom Landesnaturschutzverband. Grub illustrierte mit Zahlen, Vergleichstatistiken und Lichtbildern, wie das die Städte umgürtende Industriedickicht immer weiter wucherte, wie Einkaufszentren, Parkplätze für Freizeitparks und Autoauslieferungslager grüne Wiesen und Sonnenblumenfelder verschlangen und wie gewachsene Dörfer Siedlungen mit gesichtslosen Einfamilienhäusern wichen. Nachzulesen und zu -schauen in Büchern, die Grub am Freitag vorstellte, allen voran "Landschaft im Wandel", den Begleitbildband zur Ausstellung – darin stehen über 130 Luftaufnahmen, die Brugger zwischen 1950 und 1990 mit einer selbst konstruierten Kamera geschossen hat, aktuellen Fotografien gegenüber. Weitere Bilder, die Zeugnis von der Demontage unberührter Natur ablegten, stammten aus einem anderen Bildband, "Land" mit Fotos von Manfred Grohe und Texten der Journalistin Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer.

Indessen zeigte Grub auch Perspektiven zum ungehemmten Landschaftsverbrauch auf: Mit dem Bild eines stillgelegten Güterbahnhofs leitete er über zu möglichen Lösungen: "In den nichtgenutzten Grundstücken liegt der Schlüssel, um den Raubbau an der Natur zu stoppen." Auf landesweit 23 000 bis 36 000 Hektar werde die Gesamtfläche innerörtlicher Brachen derzeit geschätzt; seit langem fordere sein Verband von Gemeinden und Städten, diese innerorts bestehenden Möglichkeiten zu nutzen. Ein Musterbeispielen sei das französische Viertel in Tübingen. "Hier sieht man, wie man es anders machen kann."