Zu klein: Der Kindergarten in Laufen soll ausgedient haben, sobald der neue, den die Stadt plant, fertig ist. Foto: Zahner Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat: Stadt will in Laufen neue Tagesstätte bauen und allein betreiben / Kirche sieht sich finanziell überfordert

Laufen soll einen neuen Kindergarten bekommen – der alte ist 40 Jahre alt und zu klein; eine Erweiterung kommt nicht in Betracht. Der neue Kindergarten wird aber kein kirchlicher mehr sein, sondern ein kommunaler. Das hat der Gemeinderat gestern beschlossen.

Albstadt-Laufen. Maximal 59 Kindergartenplätze kann der bestehende Kindergarten derzeit in seinen zwei Regelgruppen und einer Kleingruppe anbieten; das reicht hinten und vorne nicht.

Die Kinderzahlen steigen, unter anderem aufgrund des verstärkten Zulaufs von U3-Kindern; laut Angaben der Stadt werden mittlerweile dreieinhalb Gruppen mit verschiedenen Betriebsangeboten einschließlich einer Kleinkindgruppe benötigt. Albstadt droht – wieder mal – Kinder an Balingen verlieren, weil die dortige Infrastruktur vermeintlich oder faktisch attraktiver ist.

Ein Bauplatz ist bereits gefunden: die in städtischem Besitz befindliche Grünfläche neben der Grundschule – Kindergartenkinder und Schüler wären dort in einem geschlossenen Bildungsquartier vereint; die Stadtverwaltung erhofft sich davon ähnliche Synergieeffekte wie im Veilchenweg auf Langenwand. Die Kosten des Neubaus veranschlagt sie mit mindestens 2,4 Millionen Euro; belastbare Zahlen kann sie erst liefern, wenn eine konkrete Planung vorliegt.

Geschätzt oder errechnet, schon jetzt ist klar, dass die bisherige Trägerin des Kindergartens, die evangelische Kirchengemeinde, dazu nicht den Beitrag leisten kann und will, der eigentlich vereinbart war. Der 2012 zwischen Stadt und Kirche abgeschlossene Kita-Vertrag sieht prinzipiell vor, dass sich die Vertragspartner etwaige Investitionen im Verhältnis 70 zu 30 teilen; für Kleinkindgruppen sind gesonderte Vereinbarungen zu treffen.

Auf die Kirchengemeinde Laufen – die die Trägerschaft nur zu gern behielte – käme also theoretisch ein Kostenanteil von 650 000 Euro – vor Zuschüssen – zu, doch damit erklärt sie sich überfordert. Die Landeskirche würde maximal 160 000 Euro beisteuern, vorausgesetzt, das Grundstück gehört der Kirchengemeinde, was in Laufen nicht der Fall ist. SPD-Stadträtin Lara Herter machte in der gestrigen Ratssitzung aus ihrem Herzen keine Mördergrube: "Aber die Trägerschaft will man behalten. Diese Dreistigkeit ist schwer zu überbieten."

Auch ihre Ratskollegen mochten da nicht mitspielen. Weitere Verhandlungen mit der Kirche halten sie – genau wie die Stadt – nicht für zielführend; stattdessen beschlossen sie, den Kindergartenvertrag aufzulösen, sobald der neue Kindergarten den Betrieb aufgenommen hat, und diesen samt Personal zu übernehmen. "Wie waren lange geduldig", erklärte der Erste Bürgermeister Anton Reger. "Aber jetzt müssen wir Nägel mit Köpfen machen."