Kabarett: Uwe Spinder nimmt im Kräuterkasten Politik, NSA und Neue Medien aufs Korn

Von Ute Büttner

Kabarett ist gefährlich – vor Wahlen sollte es verboten sein. Ein Glück, dass zwischen Uwe Spinders Auftritt im Ebinger Kräuterkasten und dem Wahltag noch ein wenig zeitlicher Sicherheitsabstand lag – und dass Spinders Zug nur 40 Minuten Verspätung hatte.

Albstadt-Ebingen. Der soll gefährlich sein, dieser freundliche Herr im besten Alter, mit Brille und schwungvoller Gestik? Der zudem eine Vorliebe für Klassiker, will sagen für Heinrich Heine hat? Doch Vorsicht, schon Heine war ein kritischer Geist, und auch Uwe Spinder liest, hört und schaut genau hin, nicht nur im Schwabenland, und zieht daraus lakonische, bissige und definitiv unterhaltsame Schlüsse.

Zugegeben, nach Stefan Mappus’ Abgang konnte man als Kabarettist Entzugserscheinungen bekommen, und Franz Josef Strauß wird fast 30 Jahre nach seinem Exitus immer noch schmerzlich vermisst. Doch der Virtuose erweist sich gerade am nicht ganz so dankbaren Material. Im Übrigen wird Winfried Kretschmann immer "kabarettabler", je länger er im Amt ist, und Horst Seehofer gibt sich ja auch redlich Mühe – wer hätte je gedacht, dass man als Kabarettist in die Situation kommen könnte, die Kanzlerin loben zu müssen. Seehofer macht’s möglich!

Und es gibt noch andere – Brüssler Exulanten und ihre Todessehnsüchte zum Beispiel oder ein unheimliches bayerisches Trio, das den Putsch plant. Was übrigens auch in Monarchien vorkommen kann, etwa im Königreich des Fußballs, in dem freilich ohnehin die Dunkelmänner von der "Mafifa" die waren Herren sind. Das Treiben der NSA weiß Spinder zu relativieren – "auch Vokabeln wurden jahrelang abgehört". Die Bürokratie und die Jurisprudenz kommen auch zu ihrem Recht, beispielsweise, wenn Spinder die Rechtsfrage erörtert, ob ein in der Haustür eingeklemmtes Knie schon auf dem Weg zur Arbeit war und deshalb über die BG versichert ist.

Tückischer Seitenblick auf die Jugend

Es folgt ein Räsonnement über Wissen, Nichtwissen und Wissen, das keiner braucht – samt tückischem Seitenblick auf die Jugend und die sozialen Medien. Spinder kennt sich aus mit der Materie; schließlich ist über Facebook mit seinem eigenen Sohn befreundet. "Hätten Sie als Jugendlicher mit Ihren Eltern befreundet sein wollen?", fragt er sein nicht mehr ganz taufrisches Publikum.

Die Älteren und ihr Wohl liegen Spinder am Herzen; er geizt nicht mit Verbesserungs- und Reformvorschlägen zu Renten- und Gesundheitssystem und trägt auch zum Thema Grabpflege Gehaltvolles bei. "Wir können alles..." Doch, auch Hochdeutsch – im Übrigen aber besitzt Uwe Spinder die Gabe, sein Publikum gleichzeitig zum Lachen und zum Nachdenken zu bringen.