Hochschulseelsorger Matthias Ströhle freut sich, dass das Pfarrhaus bei der Kreuzkirche bald wieder belebt wird. Foto: Merk Foto: Schwarzwälder Bote

Hochschule Albstadt-Sigmaringen: Fünf Studentinnen ziehen in die Nachbarschaft der Kreuzkirche

Wer nostalgisch von seiner ehemaligen "Studentenbude" erzählt, meint meist ein kleines Zimmer in einem Wohnheim oder in einer WG. Fünf Studentinnen der Hochschule Albstadt-Sigmaringen wird es künftig jedoch anders gehen: Sie werden nämlich ein Pfarrhaus meinen.

Albstadt/Sigmaringen. Momentan stehen noch jede Menge Farbeimer auf dem Fußboden; Die Wände glänzen und riechen nach frischem Anstrich. "Bis Mitte März muss alles fertig sein", erzählt Pfarrer Matthias Ströhle, Seelsorger der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Denn dann zögen die ersten Studentinnen in das leerstehende Pfarrhaus bei der Kreuzkirche in Sigmaringen ein.

Doch warum wird ein leerstehendes Pfarrhaus ausgerechnet zu einer Wohngemeinschaft für Studierende ummodelliert? Hintergrund ist Folgender: Die Stadt Sigmaringen hat drei evangelische Pfarrstellen. Zwei von diesen besetzen Matthias Ströhle und seine Frau, die ebenfalls Pfarrerin ist. Natürlich leben die beiden Ehepartner aber zusammen – folglich steht eines der Sigmaringer Pfarrhäuser leer.

Lange wurde diskutiert, was mit diesem Pfarrhaus passieren soll. Durch seine seelsorgerische Arbeit an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen hatte Matthias Ströhle die Idee: Den Studierenden, die nicht aus der Gegend kommen, soll das Haus eine zweite Heimat werden. "Es gibt ja reichlich Studenten, die von weiter weg kommen und dadurch nicht jedes Wochenende in die Heimat fahren können. Die Idee war, dass sich diese jungen Leute zusammen tun und gegenseitig ein Zuhause geben", so Ströhle.

Gleichzeitig bietet diese Studierenden-WG jedoch auch Stöhle einen Vorteil: Weil er an der Hochschule keine eigene Anlaufstelle, beispielsweise ein Büro, hat, erhofft er sich, durch die WG im Pfarrhaus einen neuen Zugang zu den Hochschülern zu bekommen. Das soll so funktionieren, indem die Studentinnen, die in das Pfarrhaus einziehen, sich engagieren, indem sie beispielsweise Lerngruppen, Filme- oder Länderabende, Feste mit der Gemeinde und ähnliche Veranstaltungen für ihre Kommilitonen in der benachbarten Kreuzkirche mitorganisieren. "Es wäre einfach schön, wenn hier ein Knotenpunkt zwischen den Studierenden, der Gemeinde und mir entstehen würde und die Hochschüler dadurch auch eine neue Möglichkeit haben, mich kennenzulernen und dann gegebenenfalls mit mir Kontakt aufzunehmen, wenn sie beispielsweise mal Hilfe oder Beistand brauchen", erklärt der Pfarrer.

Kennengelernt hat er die neuen Bewohner des Pfarrhauses beim Begrüßungscafé im Rahmen der Erstsemesterveranstaltungen vergangenen Oktober. Bei ihnen handle es sich um fünf junge Frauen – alle aus Deutschland, jedoch nicht aus der Gegend. Obwohl sie sich vorher nicht gekannt haben, hätten sich alle von Anfang an gut verstanden. "Mir persönlich war auch am wichtigsten, dass die Gruppe harmoniert", berichtet Ströhle. Gemeinsam hätten die jungen Frauen mit ihm bereits einige Möbel und auch eine Küche für ihr neues Heim ausgesucht. Auch das habe hervorragend geklappt.

Die Frage nach der Konfessionszugehörigkeit respektive dem Glauben der Studentinnen habe er übrigens nie gestellt: "Es war keine Voraussetzung, evangelisch oder allgemein in einer anderen Glaubensgemeinschaft Mitglied zu sein", betont der Pfarrer. Wichtig sei ihm nur gewesen, dass die Studentinnen der Kirche gegenüber offen seien, damit sie auch dazu bereit seien, sich in der Gemeinde zu engagieren.

Davon, wie sich diese Gemeindearbeit und das Zusammenleben überhaupt entwickeln wird, lässt Ströhle sich überraschen: "Aber ich freue mich schon sehr darauf."