Der Blick geht Richtung Zukunft (von links): Joachim Link, Matthias Mey, Edith Sitzmann, Thomas Zawalski, erwin Feucht und Daniel Priester Foto: Stapel Foto: Schwarzwälder Bote

Diskussion: Geschäftsführer treffen auf Politiker / Arbeitnehmer brauchen einen attraktiven Lebensraum

Die Wirtschaftspolitik will die Partei Bündnis 90/Die Grünen mehr in den Mittelpunkt rücken. Thomas Zawalski, Erwin Feucht und Finanzministerin Edith Sitzmann haben deshalb in der Firma Mey mit Unternehmern diskutiert. Matthias Mey, Joachim Link, Daniel Priester.

Rund 60 Tonnen Garn lagert das Wäscheunternehmen Mey in Lautlingen: von Baumwolle und Biobaumwolle aus Peru bis hin zu Seide und Wolle. Geschäftsführer Matthias Mey hat Teilnehmer der Diskussion durch die Firma geführt und erklärt, warum sich die Arbeitsprozesse beim Anfertigen von Kleidung im Laufe der Zeit kaum kaum geändert haben. Auch die Maschinen seien bis heute fast dieselben, nur zeitsparender.

An erster Stelle stehe schon immer der Kunde: "Konsumenten möchten so viel Information wie möglich", erläuterte Mey. "Kunden wollen wissen, ob das Produkt seinen Preis wirklich wert ist."

90 Prozent der Zulieferer Meys stammen aus Europa und 78 Prozent der Rohstoffe sind nachwachsende Pflanzen. Mey zeigte, wie aus einem Stück Stoff ein Kleidungsstück entsteht – vom Spannrahmen, der den Stoff in Form bringt, über die Stanzen, die Stoffe zuschneiden, bis zum Vakuumieren der Kleidung. 14 Designer arbeiten für Mey – und etwa 150 Näherinnen.

Wie viel das Land von den Familienunternehmen lernen könne, betonte Finanzministerin Edith Sitzmann bei der anschließenden Diskussion. Baden-Württemberg habe rund 46 Milliarden Euro Schulden – da sei es wichtig, die Kasse zuzuhalten: "Viel Geld auszugeben ist einfach – es ist wichtig, mit geringen Mitteln viel zu erreichen."

"Was können wir für Sie tun?" wollte Thomas Zawalski konkret von den Unternehmern wissen und erfuhr von Joachim Link, Geschäftsführer der Firma Interstuhl, dass es wichtig sei, mittelständische Unternehmen zu fördern, weil sie langfristig investierten und Standorte sicherten. Laut Daniel Priester, Geschäftsführer der Firma Krug + Priester, sollten Wissenschaft, Bildung und Infrastruktur im Vordergrund stehen und Städte wie Balingen attraktiver gestaltet werden. Nicht nur Daimler und Porsche seien gute Arbeitgeber, sondern auch Familienunternehmen. Dafür müssen die Standorte aber erreichbar sein.

Das Pendeln von und nach Stuttgart sei durch den andauernden Stau schwer ertragbar und der Nahverkehr ebenfalls nicht optimal. "Wir brauchen in der Fläche innovative Unternehmen", betonte Erwin Feucht. Mey unterstützte das: "Ich habe in internationalen Modekonzernen in der Schweiz gearbeitet, wir würden nie eine berühmte Modedesignerin hier zu uns bekommen." Damit Arbeitnehmer sich wohlfühlten, reiche die schöne Landschaft nicht: "Wandern kann man um 19 Uhr nicht mehr."

Für Priester ist Baden-Württemberg bei Zukunftsthemen längst abgehängt: "Es ist kurz vor Zwölf", mahnte er. Nur durch das Verbessern dieser Probleme könne man Arbeitnehmer gewinnen. Und wirtschaftlich zu arbeiten, reiche nicht – nur wer Ressourcen effizient einsetze, könne "einiges bewegen".

"Mittelständler sind das Rückgrat der Wirtschaft", deshalb sollten sie gefördert und nicht abgeschoben werden, sagte Joachim Link und berichtete, dass er eine Firma in Nagold kaufen wollte, von einer chinesischen Firma aber überboten wurde, was der Staat unterstützt habe. "Dadurch hätten hier viele Arbeitsplätze geschaffen werden können."

Nachhaltigkeit und Bildung fördern alle drei Unternehmen, besonders Mey betonte: "Nachhaltigkeit ist für uns kein Trend, sondern Tradition." Deshalb würden Stoffreste als Baustoffe etwa als Dämmmaterial verwendet.

Zu Nachhaltigkeit gehört für die Unternehmer auch der Klimaschutz: Dass der kein Randthema mehr sei, "zeigt uns die Jugend", betonte Mey. "Die gehen auf die Straßen und sagen: ›Ändert etwas!‹" Deshalb versuche Mey, umweltfreundlich zu wirtschaften, weniger Abfall zu produzieren und diesen sinnvoll zu verwerten. "Im Ausland kippen sie das Färbemittel in den Gulli, wir versuchen, dass man es trinken kann."