Auf überzeugende Weise gab der Ebinger Kammerchor in der Friedenskirche die Matthäuspassion von Heinrich Schütz wieder und stimmte sein Publikum damit auf Karwoche und Osterfest ein. Foto: Groh Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Kammerchor Ebingen trägt in der Friedenskirche die Matthäuspassion von Heinrich Schütz vor

 
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Albstadt-Ebingen (wgh). Der Kammerchor Ebingen hat unter der Leitung von Brigitte Wendeberg in der Friedenskirche die Matthäuspassion von Heinrich Schütz aufgeführt – und das in eindrucksvoller Manier.

Der Ebinger Kammerchor bot eine Spitzenleistung – ganz, wie man es von ihm gewohnt ist, seit ihn Brigitte Wendeberg 1977 gründete. Die Matthäuspassion ist die musikalisch reichste und lebendigste von Schütz’ Passionen; da es in der ersten Häfte des 17.Jahrhunderts, als er in Dresden wirkte, üblich war, in der Karwoche alle Instrumente schweigen zu lassen, wird die Passion ausschließlich a cappella gesungen.

Der Text wird dabei auf verschiedene Rollen verteilt. Den erzählenden Part des Evangelisten sang mit seinem strahlenden Tenor souverän von der Kanzel herab Andreas Linsenmann – ein schönes Beispiel freien Sprechgesangs, in dem Gregorianik und deutsche Liedweise zur Einheit verschmolzen. Jesus verkörperte würdevoll Johannes Weng mit seinem klangvollen Bass – einer der Höhepunkte der Partie waren die mit Hoheit und Pathos gesungenen Einsetzungsworte des Abendmahls. Gleich drei Partien übernahm Gunnar Schierreich mit seinem variablen Bariton – erst Petrus, dann Kaiphas und schließlich Pilatus.

Aus dem Chor selbst kamen die übrigen Solisten: Dem innerlich unsicheren Fanatiker Judas gab Peter Kadelbach (Altus) seine Stimme, den Part der einen Magd sang Julia Bernecker, den der anderen Stefanie Paret (beide Sopran), die Rolle der Frau des Pilatus übernahm Jutta John (Alt). Der Chor gab mit dramatisch ausdrucksvollem Gesang Jünger, "Volk", Kriegsknechte und Hohepriester wieder und ließ mittels verschiedener Aufstellungen die Passionszenen und ihre Dramatik lebendig werden. Der Schlusschor "Ehre sei dir Christe, der du littest Not" ist ein Stück erhabener Musik in motettischer Form, von rührender Eindringlichkeit war dabei das "Hilf uns armen Sündern". Mit dem Jubelruf "Und herrschest mit dem Vater dort in Ewigkeit" sang der Chor den Zuhörern die Heilsbotschaft von Kreuzestod und Auferstehung ins Herz. Sehr wohltuend war auch, dass am Ende der Glockenruf stand und zu Besinnung und Innehalten einlud. Danach brandete reicher Beifall auf – der Dank für ein anrührendes Konzert, geeignet, auf die Passionszeit einzustimmen.

Eindrucksvoll war aber auch das Werk, das am Beginn des Konzertes stand, das "Ecce homo" von Siegfried Reda nach Worten aus dem Psalm 22 "Mein Gott, warum hast du mich verlassen". Gerade die Erneuerer der Kirchenmusik im 20. Jahrhundert, zu denen auch Reda zählte, orientierten sich in ihrem Schaffen an der Wortbezogenheit der Musik von Heinrich Schütz, allerdings in der Klangsprache ihrer Zeit. Redas Passionsstück mit seinen oft dissonanten Klängen wurde vom Kammerchor überzeugend interpretiert.