So sieht das Unterwasserboot aus: Mit einem Durchmesser von 1,24 Meter und einer Länge von fünf Metern erreicht es eine Geschwindikeit von zwei bis vier Knoten. Foto: Schwarzwälder Bote

Hochschule: Studenten entwickeln "Zweisitzer" für Forschungs- und Bergungszwecke

Ein U-Boot auf der Schwäbischen Alb – wer braucht denn so was? So berechtigt die Frage sein mag, etliche Maschinenbaustudenten der Hochschule Albstadt-Sigmaringen finden sie nachrangig: Sie konstruieren derzeit einen "Unterwasser-Zweisitzer".

Albstadt. Fernziel ihres Projekts ist der Bau eines Gefährt, in dem sich die relativ unerforschte Unterwasserwelt des Bodensees erkunden und sein Untergrund vermessen lässt. Auch bei der Bergung von Wracks könnte es zum Einsatz kommen. "Wir wollten die Theorie aus den Vorlesungen gerne einmal in die Praxis umsetzen", berichtet Student Eray Kül, der das Projekt derzeit leitet. Die Zusammensetzung des Konstrukteurteams wechselt regelmäßig, denn die Entwicklung eines U-Boots ist zeitaufwendig und nicht in einem oder zwei Semestern zu bewältigen – wer mitmacht, steht notwendig auf den Schultern bereits examinierter Vorgänger und wird selber Nachfolger finden.

Aber genau das hatten die jungen Leute ja gewollt. "Sie waren mit dem Wunsch auf uns zugekommen, mal ein etwas umfangreicheres Projekt angehen zu dürfen", berichtet Maschinenbauprofessor Fabian Graefe, der die jungen Konstrukteure unter anderem bei der Steuerungs- und Regelungstechnik betreut. Sein Kollege André Heinrietz steht ihnen in allen Fragen zur Seite, die das Thema Betriebsfestigkeit betreffen. Überhaupt muss das Projektteam eine Fülle von Aspekten berücksichtigen und Lösungen für äußerst komplexe Probleme finden. Das fängt bei der Antriebsentwicklung an und hört bei der Auslegung der Akkus noch lange nicht auf. Natürlich wollen auch die Sicherheitsaspekte berücksichtigt sein – und gewisse rechtliche Rahmenbedingungen, über die man im Bild sein sollte, hat so ein Projekt auch.

Und wie sieht das Albstädter U-Boot aus? Es ist fünf Meter lang; sein Druckkörper, in dem unter anderem die Besatzung Platz nimmt, hat einen Durchmesser von 1,24 Metern. Das Gefährt kann maximal zehn Stunden lang in einer Tiefe von bis zu 270 Metern eingesetzt werden; es erreicht dabei eine Geschwindigkeit von zwei bis vier Knoten – das entspricht 3,5 bis 7,4 Kilometer pro Stunde. Die Entwicklungsphase ist laut Eray Kül mittlerweile abgeschlossen; jetzt geht es an die Konstruktion und Fertigung. Zeitdruck besteht grundsätzlich keiner; der Bootsbau ist in erster Linie ein Lehrprojekt. Freilich eines, das die betreuenden Professoren als "echten Selbstläufer" bezeichnen. "Die beste Vorbereitung fürs echte Leben", kommentiert Fabian Graefe.

Zum echten Leben gehört natürlich auch das Thema Geld: Das U-Boot will finanziert sein; es müssen also Sponsoren akquiriert werden – die Fakultät Engineering hilft dabei nach Kräften, wie Dekan Hans-Joachim Illgner versichert; und auch die angehenden Wirtschaftsingenieure gehen den Kollegen vom Maschinenbau bei Marketing, Sponsoring und Projektmanagement zur Hand. Man ist derzeit auf der Suche nach Kooperationspartnern, die Bedarf für ein U-Boot hätten, sei es im Bereich der Unterwasserforschung oder bei der Bergung von Wracks. Soviel zur Frage "Wer braucht ein U-Boot auf der Alb?".