Bernd Gondolph-Zink, Chefarzt der Sana-Klinik, geht am 31. Mai in den Ruhestand. Foto: Kistner

Nach 22 Jahren an der Sana-Klinik Truchtelfingen geht Chefarzt Bernd Gondolph-Zink in den Ruhestand.

Albstadt-Truchtelfingen - 22 Jahre ist es her, dass Bernd-Gondolph-Zink seinen Posten als Chefarzt der Sana-Klinik antrat. Bei diesen 22 Dienstjahren wird es bleiben: Gondolph-Zink ist im Februar 65 geworden; Ende Mai geht er in den Ruhestand.

Liebe auf den ersten Blick war es nicht unbedingt – sogar der Name seines neuen Heimatorts erschien Gondolph-Zink, der von der hessischen Bergstraße stammt, einigermaßen suspekt. Er war an der hessischen Bergstraße aufgewachsen, wo alle Ortsnamen mit "heim" aufhören, hatte in Frankfurt studiert und – von zwei Allgäuer Intermezzi abgesehen – die meiste Zeit seines Lebens in der Großstadt verbracht. Zuletzt war er leitender Oberarzt in Ulm gewesen; der Wechsel ins halb so große und entschieden ländlich geprägte Albstadt kam für ihn einem Sprung in ziemlich kaltes Wasser gleich.

Er wagte ihn. Die Sana hatte seinerzeit einen zweiten Chefarztposten an der Seite von Rudolf Richter ausgeschrieben; vier Jahre lang bildeten die beiden die "Doppelspitze" der Sana-Klinik, und zwar, wie sich Gondolph-Zink erinnert, konfliktfrei, entspannt und ohne Kompetenzgerangel. 1996 ging Richter in den Ruhestand. Gondolph-Zink stand allein auf der Brücke.

Keine Angst vor heiklen Operationen

Eine Herausforderung, die dem habilitierten Chirurgen, Orthopäden und Sportmediziner – schon in jungen Jahren hatte er die Sportmedizin der Bundeswehr in Sonthofen geleitet – sehr gelegen kam. Er hatte in Frankfurt die Pionierzeiten der minimalinvasiven Chirurgie miterlebt – "nicht am Monitor wie heute, sondern mit dem Auge am Rohr" – und sah nicht ein, warum er und seine Ärzte ihr handwerkliches Potenzial brachliegen lassen sollten, nur weil sie in der Provinz und nicht an einer Uniklinik operierten.

Das bedeutete: keine Angst vor komplizierten Wirbelsäulenoperationen, keine Angst vor der Arthroskopie – "wir nahmen ein Gelenk nach dem anderen in den Katalog auf: Knie, Schulter, Hüfte – in Truchtelfingen wurden erstmals im großen Stil Hüften arthroskopiert" – keine Angst vor minimalinvasiver Endoprothetik: "Früher hieß es ›Großer Chirurg, großer Schnitt. So ein Unsinn; das Gegenteil ist wahr."

Das Resultat des chefärztlichen Ehrgeizes präsentiert sich in nicht zu überbietender Anschaulichkeit vor der Hautür der Sana-Klinik: Dort dräut die Baugrube des zweiten Anbaus der Ära Gondolph-Zink: "Wir sind im Lauf der Jahre immer weiter gewachsen, weil wir uns nie in die Nische zurückgezogen haben." Die Qualität der Truchtelfinger Operateure sprach sich herum: Auch aus anderen Bundesländern, aus Monaco und sogar aus Moskau kamen Patienten. Zu den Kollegen, die regelmäßig an die Sana-Klinik überwiesen, zählte auch Jupp Kapellmann, vormals Fußballnationalspieler und linker Außenverteidiger des FC Bayern.

Apropos Sport: Die Zeiten, da Bernd Gondolph-Zink Tennis spielte, sind lange vorbei, sein Snowboard verlieh seine Frau, eine frühere Ballerina, hinter seinem Rücken, nachdem er sich auf dem Rettenbachferner das Bein gebrochen hatte – "ich hab’s nie wieder gesehen" – , und die Golfschläger ließ er in den vergangenen zehn Jahren ruhen. Zumindest sie will er als Ruheständler wieder aus der Ecke holen. Gondolph-Zinks Handicap ist 18 – lässt sich das ausbauen? "Kaum. Wenn ich es halte, kann ich froh sein."

Was hat er sich sonst noch vorgenommen? Mehr malen – seine Frau ist heute Galeristin – , weiterhin lehren, unter anderem in Lettlands Hauptstadt Riga – und gelegentlich jüngeren Kollegen am OP-Tisch assistieren. Als Alterssitz hat er Sonthofen erkoren, doch werden ihn mit Truchtelfingen weiterhin Respekt und Zuneigung verbinden. Die allemal nachhaltiger sind als die Liebe auf den ersten Blick.

Von 1992 bis 1996 hatte die Sana-Klinik zwei Chefärzte, nämlich Rudolf Richter und bernd Gondolph-Zink. Künftig wird sie wieder zwei haben, die, anders als seinerzeit Gondolph-Zink, aus dem Haus kommen: Stefan Welte arbeitet seit zehn Jahren an der Sana-Klinik, Ulrich Bläsi seit acht. Die beiden übernehmen das Ruder im Juni – der 31. Mai ist Bernd Gondolph-Zinks letzter Arbeitstag.