Von oben schön anzusehen, direkt daneben jedoch brandgefährlich: die Feuerwehrskörper in der Silvesternacht. Foto: Döbereiner

Oberbürgermeister erhält Antrag auf Verbot in Innenstadt. Bürger: "Ein Gefühl wie im Krieg." Mit Kommentar

Albstadt-Ebingen - Ein ganzes Haus ist in der Silvesternacht in Rangendingen abgebrannt – Ursache waren Feuerwerkskörper. Doch auch anderswo war es offenbar brandgefährlich. Ein Ebinger stellt nun deshalb einen Antrag, Feuerwerk in der Innenstadt zu verbieten.

"Gar nicht lustig" sei der Jahreswechsel für ihn und seine Nachbarn gewesen, schreibt ein Ebinger Innenstadtbewohner an Oberbürgermeister Klaus Konzelmann. Viele Raketen und Böller seien vom Bürgerturmplatz aus abgeschossen worden. "Für uns entstand ein Gefühl von Krieg. Die Raketen flogen am Fenster vorbei, durch die Rauchentwicklung war nichts mehr zu erkennen und die Lautstärke der Böller überstieg gefühlt die zulässigen 85 Dezibel bei weitem. Ich kann es kurz fassen: Wir hatten große Angst und haben Silvester anstelle mit einem Sektglas in der Hand mit dem Feuerlöscher in Bereitschaft verbracht."

Bürger fordert Feuerwerks-Verbot in Innenstadt

Weil er und seine Familie das kein zweites Mal erleben möchten, stellt der Verfasser den Antrag an Stadt und Gemeinderat, "einen Beschluss zu fassen, der das Abschießen von Böllern und Raketen in der Innenstadt verbietet, da das Risiko eines Brandes aus baulichen Gründen deutlich erhöht ist und es für anwohnende Bürger nicht zumutbar ist". Er weist darauf hin, dass Städte wie Freiburg, Tübingen und Reutlingen längst Verbote angeordnet hätten, und nennt – neben dem Brand in Rangendingen – viele weitere Kleinbrände, zu denen es immer wieder komme, sowie die Lärm- und die Feinstaubbelastung als Argumente.

In der Sprengstoffverordnung sei bundeseinheitlich festgelegt, "dass das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reet- und Fachwerkhäusern das ganze Jahr über verboten ist". Als angemessener Abstand zu einer gefährdeten Bausubstanz werde bei einem Höhenfeuerwerk, also bei Raketen, ein Abstand von mindestens 200 Metern verlangt. "Im eng bebauten Bereich der Innenstadt dürfte somit überhaupt kein Abbrennen möglich sein."

Schutz des historischen Zentrums muss Vorrang haben

"Es geht nicht darum, Menschen den Spaß zu verderben. Jeder kann sein Feuerwerk vor seinem eigenen Haus oder an öffentlich ausgewiesenen Plätzen abbrennen", betont der Verfasser und fügt hinzu: "Es geht um den Schutz unseres historischen Zentrums und seiner Bürger, die dort leben."

Das Schreiben samt Antrag ist inzwischen bei der Stadtverwaltung eingegangen, wie Pressesprecher Michael Röck auf Anfrage des Schwarzwälder Boten bestätigt. Nun müsse zuerst geklärt werden, wie damit verfahren werde, denn einen Antrag zur Entscheidung im Gemeinderat dürften nur Gemeinderäte stellen, die einer Fraktion mit mindestens drei Personen angehören. Natürlich sei auch der Oberbürgermeister, an den sich das Schreiben ja richtet, berechtigt, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen und das Gremium darüber entscheiden zu lassen.

Kommentar: Brandgefährlich

Von Karina Eyrich

Kaum eine Gefahrensituation ist so vermeidbar wie jene durch Silvester-Feuerwerk. Deshalb haben zahlreiche Städte es in ihren Altstädten verboten, etwa Rottweil, Tübingen und Villingen. Haus- und Wildtiere geraten in Panik, Vögel verlieren die Orientierung, immer wieder kommt es zu Bränden und nicht selten zu schweren Verletzungen durch Böller, selbst bei Kindern. Während die Feinstaub-Belastung durch Diesel landauf, landab beklagt wird, werden an Silvester 4000 Tonnen Feinstaub – so viel wie durch Straßenverkehr an 55 Tagen – freigesetzt. 137 Millionen Euro verballern die Deutschen – offiziell, nicht eingerechnet die illegal eingeführten Feuerwerkskörper. Und zudem: Früher wurde zum Jahreswechsel geböllert – heute schon Tage zuvor und noch Tage danach. Wofür? Spaß muss dort aufhören, wo Gefahr für andere beginnt.