Die Stahlbügel links sollen eine Pergola vor den Urnenwänden bilden, an der sich Blauregen und Glyzinie emporranken. Foto: sb

Gemeinderat: Ebinger Friedhof wird "generalüberholt" und bekommt eine neue Urnenanlage.

Albstadt-Ebingen - Der Ebinger Friedhof wird "generalüberholt" – er bekommt unter anderem einen neuen Eingangsbereich, eine neue Urnenanlage und außerdem einen "Garten der Ruhe".

Die Planung, die Axel Mayer vom Stadtplanungsamt gestern dem Albstädter Gemeinderat vorstellte, sieht vor, dass die Friedhofsmauern im Lauf der kommenden Jahre sukzessive saniert werden, allen voran die Südmauer des ältesten, noch auf das Jahr 1840 zurückgehenden Friedhofsteils, der unter Denkmalschutz steht – sie soll noch in diesem Jahr an die Reihe kommen, weitere werden in den kommenden Jahren folgen und zu diesem Zweck drei bis fünf Jahre lang alljährlich 30 000 Euro in den Haushalt eingestellt.

Der Haupteingang des Friedhofs ist derzeit nicht besonders repräsentativ. Die Zierkirschenallee und die zwei Silberahornbäume sind angegriffen; die Zufahrt verschließt ein unscheinbares Stahltor – sie könnte, wie Mayer konstatierte, die eines Betriebshofs sein. Sie soll gestalterisch aufgewertet werden, desgleichen das weitere Inventar – Infotafel, Brunnen Handwagen- und Gießkannenständer werden erneuert und so angeordnet, dass das Ensemble ansprechender aussieht und die Orientierung auf dem Friedhof leichter fällt. Gebaut wird 2018; die Kosten werden mit etwa 150 000 Euro veranschlagt.

Handlungsbedarf besteht im Bereich der Urnenbeisetzungen. Die Urnentürme neben dem Krematorium dürften bis zum Jahresende vollständig belegt sein; die Nachfrage nach Urnennischen kalkuliert die Stadt mit etwa 65 pro Jahr – bei einer Liegezeit von zehn Jahren werden 650 benötigt. Noch in diesem Jahr soll auf einem abgeräumten Gräberfeld zwischen der bestehenden Urnenanlage und dem Containerstellplatz am Neuen Weg der erste von fünf Bauabschnitten einer zweiten Urnenanlage entstehen.

Diese wird nach ihrer endgültigen Fertigstellung im Jahre 2023 Platz für 612 Urnen bieten. Noch 2016 sollen 112 Nischen, 2017 und 2019 jeweils weitere 112, 2021 84 und 2023 192 Nischen entstehen – die Gesamtkosten betragen 1,1 Millionen Euro. Statt Urnentürmen werden, genau wie auf dem Tailfinger Friedhof Markenhalde, Urnenwände mit einem Korpus aus Beton, Deckplatten aus Naturstein und Blumenbänken gebaut – die Hinterbliebenen sollen Blumen und Kränze in nächster Nähe der jeweiligen Grabstätte ablegen können.

Das Separee erhält den Vorzug vor der Weite

Sie sollen zudem die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen und möglichst unbeobachtet zu bleiben – aus diesem Grund werden die Urnenwände rechtwinklig zueinander angeordnet, und es wird auf die Schaffung von Platzstrukturen verzichtet: Das Separee dominiert; Hecken und Stahlbügel, an denen sich Blauregen und Glyzinie emporranken, sollen ein Übriges tun, den Blick zu verstellen.

Die Stadt geht auch davon aus, dass die Trauernden einen Ort im Freien jedem Kolumbarium vorziehen, selbst wenn es sich in der neuen Friedhofskapelle befände – einen Vorstoß von FDP-Stadtrat Philipp Kalenbach in diese Richtung wies Baubürgermeister Udo Hollauer zurück. Die Neue Friedhofskapelle ist ohnehin ein Sorgenkind. Bekanntlich darf sie derzeit nicht betreten werden, weil dem Gast der Putz auf den Kopf fallen könnte. Laut Hollauer hatten die Architekten vor 120 Jahren zu wenig über das Traufwasser nachgedacht. Das sickere nun, statt abzufließen, ins Dachgebälk ein – ein Konstruktionsfehler, der sich schwerlich ohne großen Aufwand beheben lassen werde.

Und noch ein Vorschlag der Stadt wurde gestern Abend einstimmig vom Gemeinderat angenommen: Oberhalb des ältesten Friedhofsteils soll ein "Garten der Ruhe" entstehe und ein ganz neues Problem lösen: Die Ruhezeiten der ersten Urnenbestattungen aus dem Ebinger Friedhof nähern sich dem Ende – wohin mit Gefäß und Leichenbrand? Sie sollen in Zukunft im "Garten der Ruhe" auf einer von zwei Thujahecken, Bank, Blumenablage und Informationstafel flankierten Rasenfläche eine würdige allerletzte Ruhestätte finden. Das Material herkömmlicher Urnen sperrt sich zwar noch gegen diese Lösung, aber diese sind Auslaufmodelle. Die Zukunft gehört der Bio-Urne.