Bleibt Albstadt erhalten: Tim Delle.Archiv-Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Städtische Museen: Gemeinderat bessert Personalausstattung moderat auf

Die Stadt Albstadt lässt sich ihre Museen künftig etwas mehr kosten als bisher. Gestern beschloss der Gemeinderat, den Stellenumfang der Museumsleitung um fünf Prozent zu erhöhen und den derzeitigen Volontär als wissenschaftlichen Mitarbeiter weiterzubeschäftigen.

Albstadt. Bis 2010 hatte Susanne Goebel, die Leiterin der Albstädter Museumsverwaltung, eine Vollzeitstelle gehabt. Dann kam die Finanzkrise, der Gemeinderat beschloss drakonische Sparmaßnahmen, und denen fielen zum einen 30 Prozent von Goebels Stelle, zum anderen die Volontärsstelle im bisherigen Museumsamt zum Opfer. 40 der verbliebenen 70 Prozent widmete Goebel fortan der wissenschaftlichen Leitung des Maschenmuseums, die restlichen 30 Prozent den anderen Häusern und der Betreuung der ehrenamtlichen Helfer.

Viel Arbeit, zumal Albstadts Museumslandschaft sich weiterentwickelte: Das "Haus der 1000 Waagen" in Onstmettingen nahm mehr und mehr den Charakter eines eigenständigen Museums an, im Lautlinger Schloss, ursprünglich alleine Domizil der Musikhistorischen Sammlung Jehle, war bereits 2007 eine Stauffenberg-Gedenkstätte eingerichtet worden, und aus den Ebinger Heimatstuben ging ein Heimatmuseum hervor, das ebenfalls städtischer Unterstützung bedurfte.

Die Suppe wurde freilich nicht ganz so heiß gegessen wie gekocht, weil die Volontärsstelle erhalten blieb – von 2011 bis 2016 wurde sie von Sponsoren finanziert, danach wieder von der Stadt. Derzeit heißt der Volontär Tim Delle – aber nicht mehr lange, denn sein Volontariat läuft Ende des Jahres aus und kann nicht verlängert werden. Indes ist Goebel so zufrieden mit Delle, dass sie ihn behalten möchte; die Stadt hat deshalb dem Gemeinderat vorgeschlagen, sein Arbeitsverhältnis umzuwandeln und ihn – genau, wie es 2015 im Kunstmuseum geschah, das nicht in Goebels Kompetenz fällt – als Wissenschaftlichen Mitarbeiter weiterzubeschäftigen. Delle hat sich bewährt, er ist eingearbeitet und hat Kontakte aufgebaut. Ihn jetzt in eine ungewisse Zukunft zu entlassen und mit einem neuen Lehrling wieder bei Null anzufangen, wäre aus Goebels Sicht Ressourcenverschwendung gewesen.

Dies umso mehr, als sich im Museumsbetrieb Umbrüche abzeichnen. Die Ehrenamtlichen, die segensreich in den beiden Onstmettinger Häusern, im Lautlinger Schloss, im Ebinger Kräuterkasten und im Heimatmuseum wirken, werden nicht jünger, und die Suche nach Nachfolgern gestaltet sich, gelinde gesagt, schwierig.

Auf der anderen Seite warten Herausforderungen: Im Maschenmuseum ist in diesem Jahr die Präsentation im Foyer neu gestaltet und erweitert worden; die Wiedereröffnung hätte Mitte November stattfinden sollen, musste jedoch coronabedingt vertagt werden. Die Erneuerung des Eingangsbereichs ist aber nur als erster Schritt einer umfassenderen Modernisierung gedacht: Die maroden Depots sollen durch ein neues ersetzt werden, das einen leichteren Zugriff auf die verborgenen Schätze der Sammlung – Textilien, Gerätschaften, Maschinen – gestattet.

Die Bibliothek, die derzeit ein Schattendasein im Keller des Rathauses Ebingen fristet, soll in Tailfingen zugänglich gemacht, der derzeitige Medienraum in einen einladenden Aufenthaltsbereich mit Café und Terrasse umgewandelt und das digitale Angebot mit neuen Tablets aufgerüstet werden – nicht zuletzt, um das Maschenmuseum attraktiver für Jugendliche zu machen: Mit der herkömmlichen Führung, mag sie auch noch so zielgruppenorientiert sein, ist es heutzutage nicht mehr getan. Auch an einen Werkraum ist gedacht.

Ähnliche Frischzellenkuren können Goebel und Kulturamtsleiter Martin Roscher sich natürlich auch für die anderen städtischen Museen vorstellen. Viele Visionen und mehr als genug Arbeit, auch nach der moderaten personellen Aufstockung, die mit 11 000 Euro pro Jahr zu Buche schlagen dürfte, aber gleichwohl die Zustimmung von 30 der 32 Stimmberechtigten erhielt. Tim Delles Anstellung ist allerdings erst einmal auf drei Jahre befristet.