Sommerfreizeit: Die Waldheime in Ebingen und Tailfingen starten coronabedingt diesmal unter besonderen Bedingungen

Den ganzen Frühling über war unklar, ob die Waldheime in Ebingen und Tailfingen in diesem Sommer stattfinden können. Die Teams entschieden sich dafür, trotz Corona die Sommerfreizeit anzubieten – allerdings in abgespeckter Form und unter besonderen Bedingungen.

Albstadt-Ebingen/Tailfingen. Die Freude bei den Kindern war am Montag entsprechend groß, als sie von ihren Eltern zu den Waldheimen in Ebingen und Tailfingen gebracht wurden. Lange sah es so aus, als müsste die seit Jahrzehnten beliebte Sommerfreizeit abgesagt werden. Doch die Teams haben sich entsprechende Sicherheits- und Hygienekonzepte ausgedacht, mit denen die Kinder trotz der Pandemie einige unbeschwerte Tage erleben können.

"Wir dachten, dass der erste Tag chaotischer abläuft, aber es lief alles entspannter als erwartet", bilanziert Anja Fritschi, Kopf des Leitungsteams im Ebinger Waldheim. Die rund 100 Kinder, die in der ersten Woche gleichzeitig am Start sind, akzeptierten die Einschränkungen und Regeln, mit denen sie im Waldheim leben müssen. "Viele Regeln kennen die Kinder schon von Kindergarten oder Schule", erklärt Fritschi. So sind die Kinder etwa das Schlangestehen zum Händewaschen nahezu gewohnt.

Herrschte in den vergangenen Jahren noch ein großes Hallo bei der Gruppeneinteilung, blieb dieses Durcheinander am ersten Tag aus. Die Teilnehmer am Ebinger Waldheim erhielten im Vorfeld eine E-Mail, in der ihnen mitgeteilt wurde, zu welcher Gruppe sie gehören. Bei der Einteilung der sieben Gruppen achtete Anja Fritschi drauf, dass die Kinder zusammen kommen, die befreundet sind oder sich aus Schule und Nachbarschaft kennen. Denn auch das ist in diesem Jahr anders – die gesamte Waldheimfreizeit über bleiben die Kinder in ihren Gruppen. In diesen müssen die Kinder keinen Mundschutz tragen; falls sie anderen Gruppen begegnen ist Abstandhalten angesagt.

Die Gemeinschaftstage und gemeinsame Spiele fallen in diesem Jahr der Pandemie zum Opfer. Drei Betreuer sorgen aber dafür, dass innerhalb der Gruppe nicht nur die Hygieneregeln eingehalten werden, sondern auch für den Teamgeist. Denn das Zusammengehörigkeitsgefühl soll trotz der strikten Gruppentrennung nicht flöten gehen.

Am ersten Tag stand daher auch Teambuilding auf dem Programm. Die Kinder lernten sich anhand von Spielen kennen und bastelten Namensschilder für ihre Becher.

Das Mittagessen nahmen die Kinder und die 26 Betreuer zwar zusammen, aber doch getrennt ein. Auf dem Hof des Ebinger Waldheims ist die ganzen vier Wochen über ein riesiges Festzelt aufgebaut. Jeder Gruppe werden feste Tische zugeteilt; die Gruppenleiter holen die Mahlzeiten in der Küche ab und verteilen sie an die Kinder. "Hier wird den Kindern ein wenig Selbstständigkeit genommen", erklärt Nicole Steinhöfer, die gemeinsam mit Anja Fritischi die Freizeit leitet. Auch wenn die Bereitschaft der Kinder zum Helfen besteht – das Geschirr dürfen ausschließlich die Betreuer wegräumen, das gilt auch für das Abwischen der Tische.

Die erste Bilanz in Ebingen fällt also gut aus – am Abend setzen sich alle Betreuer zusammen und besprechen, ob die theoretischen Sicherheits- und Hygienevorkehrungen auch in der Praxis Bestand hatten.

Um mehr Kindern die Möglichkeit zu geben, an den beliebten Waldheimfreizeiten teilzunehmen, wurde noch eine Woche drangehängt: Insgesamt vier Wochen lang gibt es – allerdings in abgespeckter Form – Programm im Ebinger Waldheim.

Tailfingen hatte von Anfang an für vier Wochen disponiert – zwei zweiwöchige Freizeiten, wie immer. Bei der zweiten, die in die Ferienmitte fällt, sind derzeit noch einige Plätze frei – die erste, die heute begann, war bei der Anmeldung im Juni nach 29 Minuten ausgebucht gewesen. 158 Kinder machen mit und werden von 45 Mitarbeitern – 58 mit Küchenpersonal – betreut. In diesem Jahr ist alles anders; die Zahl der Kinder, die miteinander Kontakt pflegen dürfen, wird durch die Corona-Verordnung auf 30 begrenzt; als Konsequenz haben Waldheimleiterin Birgit Bech und ihre Mitorganisatoren je zwei 15 Köpfe starke Gruppen zu "Tandems" zusammengefasst, um Spiele mit Wettkampfcharakter möglich zu machen – "Waldheim ohne Baseball wäre kein Waldheim", sagt Bech. "Der Schläger wird natürlich ständig desinfiziert."

Und nicht nur er – drei Mitarbeiter, allesamt Waldheim-erfahren und -erprobt, haben sich für die eher undankbare Aufgabe zur Verfügung gestellt, in Sachen Hygiene permanent nach dem Rechten zu sehen. Wird die Maskenpflicht im Haus befolgt? Sind die Desinfektionsmittelspender voll? Werden die Oberflächen regelmäßig besprüht? Die Sanitärräume müssen halbstündlich gesäubert und desinfiziert werden; übrigens gibt es in diesem Jahr zwei mehr, sodass insgesamt fünf zur Verfügung stehen. Statt zehn Gruppenräumen gibt es diesmal zwölf, so dass jede Gruppe ihr eigenes Reservat hat – die zwei zusätzlichen Gruppenräume sind übrigens große Zelte, die im Freien stehen. Als Fußbodenbelag wurden Hackschnitzel – fünf Kubikmeter – verstreut.

Eine logistische Herausforderung ersten Ranges stellt die Küche dar. Statt einer Ausgabestelle gibt es diesmal zwei, und die Küchenteams haben keinen Kontakt zur Kundschaft – die Gruppenbetreuer spielen Kellner. Da die Tailfinger seit jeher in den Gruppen speisen, brauchen sie sich nicht so sehr umzustellen wie andere, die bisher immer zusammensaßen und aßen.

Die Laufwege im Haus wurden geändert; die große mittige Treppe darf diesmal nicht begangen werden. Machen die Kinder da mir? "Die sind super", sagt Birgit Bech. "Die kennen das ja alles schon von der Schule." Und auch auf ihr Team ist sie stolz. "Wir haben getan, was wir konnten. Mehr geht nicht."