Wolfgang Gross übergibt die Bäckerei Ochs an Matthias und Jasmina Stemke
Von Karina Eyrich
Albstadt-Ebingen. Im Ebinger Kirchengraben geht eine Ära zu Ende – und eine neue beginnt: Bäckermeister Wolfgang Gross übergibt nach 38 Jahren seine "Bäckerei Ochs" an seinen jungen Kollegen Matthias Stemke und dessen Frau Jasmina. Der 30-jährige Bäckermeister aus einer Bäcker-Dynastie und die 22-jährige Bäckerei-Fachverkäuferin und Verkaufsleiterin eröffnen am Dienstag, 6. September, das Geschäft unter dem Namen "Bäckerei Stemke".
Nach dem Tod seiner Frau Ingeborg vor anderthalb Jahren hatte sich für Wolfgang Gross bereits abgezeichnet, dass er sein Geschäft übergeben wollte – aber nicht während des Stadtumbaus und erst dann, wenn er einen Nachfolger vom Fach gefunden hatte. "Einen Handwerker, einen echten Bäcker", wie er selbst einer ist, hat Gross gesucht – zur Filiale einer Kette sollte die Bäckerei Ochs nicht werden.
Dass Matthias Stemke, der im elterlichen Betrieb gelernt hat, mit seiner Frau Jasmina auch eine Verkaufsleiterin und damit eine Meisterin ihrer Zunft mitbringt, hat Gross dann vollends überzeugt. "Das Backen ist nicht die Herausforderung, sondern das Vermarkten", sagt Gross. Er selbst hat 1973 seinen elterlichen Betrieb übernommen und die "goldenen Zeiten" der Stadt Albstadt erlebt, "in denen wir zum Beispiel das Weihnachtsgepäck kiloweise verkauft haben – heute verkaufen wir es stückweise".
Um seine Nische zu suchen, hatte Gross 1979 auf Vollkornprodukte umgestellt, eine eigene Getreidemühle gekauft und das bekannte Schnitzer-Brot herausgebracht. Seit 1985 hat er Bio-Produkte angeboten, seit 2000 Dinkel-Spezialitäten.
Als seine Frau, die Seele des Ladens, 2003 erkrankte, musste Gross das Geschäft verkleinern, wollte aber weiter machen, "bis ein Nachfolger da war", stecke doch im Handwerk "so viel Innovationskraft", wie er sagt.
Die bringen Matthias und Jasmina Stemke mit, wollen unter anderem ein eigenes Sortiment an süßem Gebäck und Blätterteig mit Dinkelmehl anbieten. "Außerdem verwenden wir nur Meersalz und verzichten auf Fertigmischungen", sagt Stemke. Das "Schnitzer-Brot" werde es außerdem weiter geben.
In Albstadt gefällt es den beiden, und so sind sie auch im Haus eingezogen, damit nicht nur der Weg von der Backstube in den Laden, sondern auch der von der Wohnung in die Backstube kurz ist. Gross, der sich auch als Vorsitzender des HGV Albstadt-Ebingen zurückzieht, plant derzeit seinen Umzug in eine andere Wohnung, einige Straßen weiter – jetzt mit gutem Gefühl, denn seine Bäckerei weiß er in guten Händen.