Tanja Besenthal ist die neue Leiterin des Kindergartens Thomaskirche – und möchte nirgendwo anders arbeiten.Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Mitten in einer Pandemie die Leitung eines Kindergartens zu übernehmen: Tanja Besenthal geht diesen Schritt mit Zuversicht. Die 45-Jährige lebt ihren Traumberuf zusammen mit einem "Dreamteam" – und freut sich auf die Zukunft.

Albstadt-Ebingen - Die Leitung des evangelischen Kindergartens Thomaskirche zu übernehmen, in dem sie seit 2011 als Erzieherin arbeitet, war für Tanja Besenthal keine Frage: "Nur hier, mit diesem Team", sagt die 45-Jährige entschieden. Als "Oststadtkind" hatte sie viel Zeit bei ihrer Oma verbracht, die unweit der Thomaskirche wohnte, und lebt heute mit ihrem Mann und ihren drei Kindern – 20, 18 und 13 Jahre alt – fußläufig zu ihrem Arbeitsplatz, für sie der schönste der Welt: "Dieser Kindergarten ist sehr familiär, hat einen tollen Garten und die Kolleginnen haben mich hier ganz toll aufgenommen", schwärmt Tanja Besenthal. "Obwohl ich 2011 keine von ihnen kannte."

Für die evangelische Kirchengemeinde arbeitet sie seit 1996, zuerst im Kindergarten Hohenzollernstraße, dann nach fünf Jahren Elternzeit in der Kita Regenbogen bei der Emmauskirche und nach der Geburt ihres dritten Kindes in der Kita Alfred Haux, ehe sie zur Thomaskirche kam, wo sie mit fünf weiteren Kolleginnen die "Wichtel", "Zwerge" und "Riesen" fit macht für die Grundschule.

Derzeit freilich nur 13 von ihnen vor Ort, doch ab Montag soll die Zeit der Notbetreuung vorbei sein, und Tanja Besenthal freut sich schon, wieder alle Kinder im Haus zu haben, auch wenn sie und ihr Team viel getan haben, "die Kinder daheim nicht zu vergessen", wie sie betont: Fasnetstüten, Spiel- und Bastelpakete haben sie geschickt, E-Mails mit Fotos der Kinder beim Basteln zurückbekommen. Der Eindruck der Leiterin: "Der erste Lockdown war schlimmer für die meisten Eltern." Inzwischen habe sich vieles eingespielt.

Im Kindergarten aber bestimmen die Corona-Regeln weiter das Geschehen: "Ein Kind mal hochnehmen, ein Kind beim Vorlesen" – das tut Tanja Besenthal besonders gerne – "auf den Schoß nehmen und körperlicher Kontakt der Kinder beim Spielen im Garten", ihrem Lieblingsplatz, sind höchstens mit Maske drin, gruppenübergreifendes Spielen und gemeinsames Kochen gar nicht. "Aber die Kinder gehen gut mit der Situation um, wissen Bescheid, waschen sich die Hände und verstehen, dass sie nur bestimmte Räume und Toiletten nutzen dürfen", sagt Tanja Besenthal. "Trotzdem sind auch sie manchmal genervt – und für ein Kind in Notbetreuung ist es schwer, wenn sein bester Kumpel zu Hause ist."

Die "Trägerin" macht ihrem Namen alle Ehre

Dankbar ist die neue Leiterin für das gute Verhältnis zur evangelischen Kirchengemeinde, die schon früh reagiert, FFP2-Masken besorgt habe und alle Erzieherinnen regelmäßig testen lasse. Wie die "Trägerin" ihrem Namen überhaupt alle Ehre mache: "Wir dürfen den Gemeindesaal als Ausweichrauch nutzen und haben einen ganz engen Draht zu Pfarrerin Marlies Haist", die – zu normen Zeiten freilich – einmal im Monat Gottesdienst mit den Kindern feiere. "Sie sind dann sehr aufmerksam und genießen diese Zeit", hat Tanja Besenthal beobachtet.

Biblische Geschichten und das Feiern der kirchlichen Feste tun ihr Übriges, um den Kindern den Glauben zu vermitteln, was selbst den Eltern muslimischer Kinder wichtig sei, wie die Leiterin betont. "Vor dem Essen und dem Heimweg beten wir gemeinsam – auch wenn muslimische Kinder eben anders beten."

Der gute Draht zu den Eltern ist ein weiterer Aspekt, der Tanja Besenthal die Entscheidung erleichtert hat, die Nachfolge von Gerlinde Zenne anzutreten, und seit sie selbst Mutter ist, versteht sie die Eltern viel besser, wie sie betont: "Mutter zu sein ist eine Bereicherung für diesen Beruf." Auch wenn manches, was sie gelernt habe, bei Kindergartenkindern besser funktioniere als bei ihren eigenen", fügt sie lachend hinzu. "Als meine Tochter" – sie absolviert ihre Ausbildung im Diasporahaus Bietenhausen und will in die Jugendarbeit gehen – "hier Praktikantin war, hat sie sich gewundert: ›Mama, hier bist Du viel strenger als daheim.‹

Aber klare Regeln sind einfach wichtig", stellt Tanja Besenthal klar und ist froh, nicht nur diesbezüglich mit ihren Kolleginnen "auf einer Wellenlänge" zu sein: "Wir ergänzen uns perfekt – jeder bringt seine Stärken ein."

So nah am Kindergarten zu wohnen, verstärkt für Tanja Besenthal das Gefühl von Heimat, das sie auch den Kindern vermitteln will: "Bei Spaziergängen erklären wir ihnen, wer wo wohnt, und auch die Nähe zum Wald ist hier besonders schön." Dass die 45-Jährige nirgendwo lieber sein möchte als in diesem Kindergarten, in dieser Kirchengemeinde, mit diesem Team und an diesem Ort: Es spricht aus jeder Geste, aus ihrem erfrischenden Lachen. Jetzt muss nur noch das Coronavirus verschwinden.