Das Pflaster zwischen den Häusern Am Markt 16 und 18 und der Baustelle des "Wassertischs" (rechts). Anders als 2017 beschlossen dürfen hier künftig doch Autos parken. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder Bote

Neue Mitte: Gemeinderat macht Sperrung Am Markt rückgängig

Im September 2017 hatte der Gemeinderat auf Antrag der Grünen beschlossen, nach der Sanierung des Markts in Tailfingen die Flächen westlich des sogenannten Wassertischs für den Fahrzeugverkehr zu sperren. Jetzt hat er diesen Beschluss revidiert. Der Grund: Parkplätze.

Albstadt-Tailfingen. Wenig hat manchen Tailfingern an der Planung für ihre "Neue Mitte" so missfallen wie das strikte Parkregiment, das sie enthielt – ihre Parkplatzzählungen kamen zu durchaus anderen Ergebnissen als die der Stadt, unter anderem, weil sie sich auf Gewohnheitsrechte beriefen, welche die Stadt weder kannte noch anerkannte. Diese wies deshalb auch den Vorwurf von sich, sie vernichte Parkplätze: Was es nicht gebe, argumentierte sie, könne man auch nicht vernichten.

Geblieben ist der Wunsch der Tailfinger Geschäftsleute und des Gewerbe-, Handels- und Verkehrsvereins (GHV) nach mehr Parkplätzen und freierer Fahrt in ihrer "Neuen Mitte". Den hat der Gemeinderat jetzt wenigstens zum Teil erfüllt, und zwar durch jenen "Backlash", der die Pläne der Grünen, ein feuchtfröhliches und garantiert verkehrssicheres Refugium für kleine Tailfinger zu schaffen, nachträglich durchkreuzte. Wie es dazu kam? Der GHV hatte im Juni eine alternative Planung für das Gelände vor der Sparkasse und den Häusern Am Markt präsentiert die anstelle zweier Schrägparkplätze vor dem Sparkasseneingang Längsparkplätze vorschlug – und zwar nicht die zwei vor der Sparkasse, sondern noch weitere drei vor den Nachbarhäusern Am Markt 16 und 18. Zweite Änderung: Die drei Poller, die Kraftfahrzeugen die Durchfahrt verwehrten, verschwinden. Dadurch wird es möglich, den Wassertisch auch auf seiner Westseite mit dem Auto zu passieren – die neuen Parkplätze sollen aus beiden Richtungen erreichbar sein.

Genau das hatten die Grünen durch ihren Vorstoß im vergangenen Jahr verhindern wollen – entsprechend vehement setzte sich Harald Lögler, ihr Wortführer in dieser Sache, am Donnerstag zur Wehr, als die Stadt und die CDU, die sich den Vorschlag des GHV zu eigen gemacht hatte, versuchten, den Beschluss von 2017 zu kippen. Er verwies darauf, dass es keinen nennenswerten Lieferverkehr gebe, dass eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Schritttempo "eingehalten wird – oder auch nicht", dass die neuen Parkplätze nur Parksuchverkehr provozieren würden – und das, obwohl es zumindest nach seinem Dafürhalten genug Parkraum in der Nähe des Markts gebe. Peter Landenberger von den Freien Wählern leistete argumentative Schützenhilfe – was dort entstehe, erklärte er sarkastisch, sei ein weiterer Albstädter Kreisverkehr, der erste mit Zwei-Richtungsverkehr: "Ohne mich!"

Andere, auch in Landenbergers eigener Fraktion, sahen es anders. Harald Lögler mag ein Schutzraum, um nicht zu sagen ein Feuchtbiotop für kleine Menschen vorschweben – die Anwälte des GHV-Wunsches, beispielsweise Karl-Heinz Frohnert und Siegfried Schott von den Freien Wählern, sowie Lambert Maute und Matthias Strähler von der CDU, haben umgekehrt Verständnis für die Belange eines Einzelhandels, der sich gelegentlich auch als bedrohte Spezies sieht. "Warum das Gewerbe verprellen?", fragte Maute. "Schließen wir doch Frieden miteinander!"

Und sie schlossen Frieden. Anders als der Technische und Umweltausschuss, dessen Abstimmungspatt einer Ablehnung gleichkam, stimmte der Gemeinderat mehrheitlich für den Verwaltungsvorschlag: 16 Ratsmitglieder waren dafür, zwölf dagegen, einer aus dem Gremium enthielt sich.