Bildung: Schlossberg-Realschule wartet weiter auf mobile Endgeräte – alles geht nicht so schnell
Rektorin Ute Leins und Konrektor Tobias Weiler sehen sich auf möglichen Corona-Fernunterricht nicht ausreichend vorbereitet. Notebooks werden laut Stadtverwaltung Mitte November erwartet. Digitalisierungssorgen am Beispiel der Schlossberg-Realschule.
Albstadt-Ebingen. Die Digitalisierung an Schulen ist spätestens seit Beginn der Corona-Krise in aller Munde. Ohne digitale Ausstattung ist Fernunterricht nicht möglich. Aus Stuttgart heißt es andererseits, dass die Schulträger die angebotenen Zuschüsse nur spärlich abriefen. Warum kommen die vom Kultusministerium versprochenen Corona-Sofortzuschüsse – für Baden-Württembergs Schulen alleine sind 130 Millionen Euro vorgesehen – nicht an allen Schulen an?
Bisher zum Beispiel noch nicht an der Schlossberg-Realschule Ebingen: Rektorin Ute Leins und Konrektor Tobias Weiler sind besorgt über das Ausbleiben der Notebooks fürs Home-Schooling, die mit dem Geld angeschafft werden sollen. Immerhin habe der Lockdown im März gezeigt, dass Fernunterricht nur bedingt den Präsenzunterricht ersetzen konnte – schließlich haben nicht alle Familien genügend mobile Endgeräte für alle Kinder.
Die zum Schuljahresanfang vom Bundesbildungsministerium zugesagten Notebooks – 40 für die Schlossberg-Realschule würden für rund zehn Prozent der 438 Schüler reichen – sind bis heute nicht angekommen. Und würden fehlen, sobald eine oder mehrere Klassen ins Home-Schooling zurück müssten, so Ute Leins. "Die Diskrepanz zwischen den Vorgaben des Kultusministeriums, wie der Fernunterricht aussehen soll, und den digitalen Voraussetzungen in der Schule sind riesig", berichtet die Schulleiterin. "Die Pandemie hat gezeigt, dass die Schulen in Deutschland mit der digitalen Grundausstattung total hinterherhinken." Die Kommune erhält pro Schüler – abhängig von der Schulart – vom Land einen bestimmten Sachkostenzuschuss, den die Stadt als Schulträgerin beantragen muss. Besonders die Tatsache, dass andere Schulen im Kreis schon auf Tablets zurückgreifen könnten, lasse "ein Gefühl von Ungleichbehandlung" aufkommen, räumt Ute Leins ein.
Dabei ist die Schlossberg-Realschule nicht die einzige Schule im Zollernalbkreis, die noch auf die versprochene Ausstattung wartet: Nur etwa die Hälfte der Schulen im Schulamtsbezirk Zollernalb-Sigmarigen ist inzwischen ausgestattet, wie zu erfahren ist. Weil größere Gemeinden wie die Stadt Albstadt ein höheres Auftragsvolumen haben, müssen sie europaweit ausgeschrieben werden, was Bestellung und Lieferung schlicht verzögert. In kleineren Gemeinden mit kleineren Aufträgen geht das mitunter viel schneller.
Vor wenigen Tagen hat Finanzbürgermeister Steve Mall nun bekannt gegeben, dass das Geld aus Stuttgart – 138 000 Euro – eingetroffen und 490 Notebooks bestellt seien. Voraussichtlich Mitte November sollen sie geliefert und eingerichtet werden.
Die Schlossberg-Realschule kämpft in puncto Digitalisierung allerdings an mehreren Fronten: Seit ihrem Amtsantritt 2009 treibt Ute Leins die Digitalisierung mit Hilfe ihres eigenen Schulbudgets voran. "Als erstes haben wir Notebooks angeschafft. Die sind jetzt zehn Jahre alt und schon wieder veraltet", sagt Leins. Danach seien LAN-Kabel, 2014 ein neuer Schulserver und im Laufe der Jahre weitere neue Geräte für den Computerraum hinzu gekommen. Und schließlich Beamer, Aktivboxen und Dokumentenkameras – sie übernehmen die Funktion der Tageslichtprojektoren und sind auch für Fernunterricht wichtig. Allerdings ist der Schulverwaltungs-Server von 2003, die Rechner der Schulverwaltung von 2009, und "darauf ist noch Windows 7 installiert", berichtet die Rektorin. "Windows 10 können wir darauf aber nicht mehr installieren, und neue Rechner anzuschließen wird erst möglich sein, wenn ein neuer Schulverwaltungs-Server installiert wird."
Da liegt der Hase nämlich im Pfeffer: Bisher habe sich eine Ein-Mann-Fachfirma um die Betreuung der Informatik an der Schlossberg-Realschule gekümmert, so Leins. Deren Inhaber aber sei verstorben. "Jetzt haben wir für unsere Server keine Dokumentationen und nicht einmal Passwörter." Dieses Geheimnis habe der Mann mit ins Grab genommen. Auch dieses Problem ist der Stadtverwaltung bekannt, wie Pressesprecherin Sarah Braun auf Anfrage mitteilt: "An einem neuen Schulserver wird gearbeitet."
Sieben Schritte im Ping-Pong-Spiel
Für eine digitale Aufrüstung der Schulen hat das Land Baden-Württemberg schon vor der Coronavirus-Pandemie einen Medienentwicklungsplan auf den Weg gebracht. "Schule und Schulträger sollten in sieben Schritten Ziele formulieren, wie wir uns die digitale Ausstattung vorstellen", berichten Ute Leins und Tobias Weiler. Dass bei jedem dieser Schritte ein Ping-Pong-Spiel zwischen Schule und Stadt nötig sei, weil sich beide wechselweise damit beschäftigen müssten, verzögere die Antragstellung signifikant, machen Leins und Weiler deutlich: "Wir sind jetzt bei Schritt vier." Auch die Anschaffung von Dienstnotebooks für Lehrer – aus datenschutzrechtlichen Gründen von großer Wichtigkeit – dauert weiter an.
Beide hoffen nun, das Ganze zeitnah abschließen zu können, damit Schüler und Lehrer möglichst schnell von den neuen digitalen Gegebenheiten profitieren können.