Auch Wasserzähler müssen Kunden der Albstadtwerke selbst ablesen.Foto: Scheck Foto: Schwarzwälder Bote

Albstadtwerke: Die Ermittlung der Zählerstände ist in diesem Jahr Sache des Kunden

Alle Jahre wieder in der Adventszeit schwärmen sie aus – die Strom-, Wasser- und Gasableser der Albstadtwerke. Nicht in diesem Jahr: Erstmals müssen die Verbraucher selbst ablesen. Der Grund heißt – wie wohl? – Corona.

Albstadt. Andernorts ist es längst Usus, dass der Strom- oder Heizungskunde zum Jahresende in den Keller hin-absteigt oder unter den Spülstein kriecht und dort persönlich seine Zählerstände für die Jahresabrechnung abliest. In Albstadt aber ist man konservativ: Die hauseigenen Ruheständler, Rentner, Studenten und Schüler, die zum Jahresende eingestellt werden, von Haustür zu Haustür ziehen und sich mit Block, Bleistift oder Handykamera ein Weihnachtsgeld eigener Art dazuverdienen, arbeiten, wie Thomas Linnemann, der Geschäftsführer der Albstadtwerke versichert, effizient und zuverlässig und garantieren eine Rücklaufquote von rund 95 Prozent – davon träumen Linnemanns Kollegen, die den Kunden selbst ablesen lassen: 80 bis 85 Prozent, in diesem Korridor liegen die Zahlen, die ihm genannt wurden, und er schließt nicht aus, dass die Werte zum Zwecke der Gesichtswahrung ein kleines bisschen schöngerechnet oder -geredet wurden.

Effizient und hochwertig ist sie also, die Datenerhebung durch den Emissär – und in diesem Jahr nicht möglich: Ein einziger infizierter Stromableser genügt theoretisch für ein Superspreader-Event – und umgekehrt gehen die teilweise schon recht betagten Sendboten selbst ein schwer kalkulierbares Gesundheitsrisiko ein. Für Linnemann und seine Mitstreiter Martin Kurz und Thomas Frey war deshalb bereits im Sommer, also noch vor dem sprunghaften Anstieg der Infektionszahlen, klar, dass man diesmal anders verfahren musste.

Die Zählerkarten sind allen Verbrauchern auf den Leib geschneidert

Und zwar so: Anfang Dezember werden die Albstadtwerke Zählerkarten verschicken, auf denen die Zählerstände eingetragen werden können. Die Karten sind maßgefertigt; wer beispielsweise zwei verschiedene Wasserzähler hat, einen fürs Haus, einen für den Garten, der wird auf seiner Karte die entsprechenden Kästchen vorfinden – und wer im Mehrfamilienhaus wohnt und bestimmte Zählerstände vom Vermieter ablesen lässt, wird entsprechend weniger Eintragungen benötigen. 70 000 – der Fachausdruck lautet "Zählwerke" – wollen erhoben sein; die Kundenzahl ist ungefähr halb so hoch.

Was geschieht mit den Karten? Sie können portofrei mit der Post verschickt werden; der Empfänger zahlt. Aber natürlich gibt es modernere Informationswege: das Telefon, WhatsApp, den Onlinezugang oder einen QR-Code für die kameragestützte Zählerstandserkennung samt Foto. Stichtag für den Versand ist der 17. Dezember. Welche Varianten die Albstädter wählen werden und wie viele überhaupt reagieren werden, darauf sind Linnemann, Kurz und Frey sehr gespannt.

Nicht zuletzt deshalb, weil davon abhängt, wie die Albstadtwerke in Zukunft ihre Zählerstände ermitteln werden. Sollte der Rücklauf sich in einer passablen Größenordnung bewegen, wäre ein Wechsel auf Dauer denkbar. Aber wenn sich die Albstadtwerke gezwungen sähen, einen nennenswerten Anteil von Rechnungen auf der Basis von Verbrauchschätzungen zu stellen, weil die Zählerstände fehlen, dann würden sie vielleicht 2021 wieder zur 95-Prozent-Methode zurückkehren. Die schließlich effizient, hochwertig und seit Jahrzehnten bewährt ist.