Uwe Sachse, Professor an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, ist Motor des Projekts "Augmented Reality". Die Fotos zeigen ihn mal mit, mal ohne Mixed-Reality-Brille. Das untere Bild entstand beim Workshop mit Lehrern, Schülern und Auszubildenden. Foto: Schwarzwälder Bote

Hochschule: Ein Projekt erforscht, wie "Augmented Reality" Aus- und Weiterbildung attraktiver machen kann

Um "Augmented Reality", zu Deutsch "Erweiterte Realität", dreht sich ein Projekt der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Es geht um den Einsatz von Computern und IT-Technology beim schulischen Lernen.

Albstadt/Sigmaringen. Was ist das, "Augmented Reality"? Die computergestützte Erweiterung der Wahrnehmung. Ein Beispiel, das Fußballfreunden wohlvertraut sein dürfte: die Grafik, die beim Freistoß anzeigt, wie groß die Entfernung zum Tor ist. Auf die Realität wird eine weitere digitale Ebene projiziert und die Wahrnehmung des Spielfelds um eben diese Ebene "erweitert". Oder die Mixed-Reality-Brille, die mir beim Blick aufs Matterhorn mitteilt, wie hoch der Berg ist.

Aber natürlich bieten sich für die Anwendung der "erweiterten Realität" noch andere Möglichkeiten als Sportberichterstattung und Alpinismus. Uwe Sachse, Professor der Betriebswirtschaftslehre und Projektleiter an der "School of Entrepreneurship" der Hochschule, pflegt Ausblicke auf eine vielversprechende Zukunft gerne mit die historischen Rückschau zu verbinden. Ob Schreibtafel, Buchdruck oder Smartphone, über die gesamte Menschheitsgeschichte hätten Erfindungen das Leben und das Lernen erleichtert und vorangebracht – mit der Digitalisierung werde es nicht anders sein. "Eine riesige Chance für die Aus- und Weiterbildung in Deutschland."

Aber wie kann die "Augmented Reality" das Lernen konkret verbessern? In dem vom Bund geförderten Projekt beschäftigen Sachse und seine Mitstreiter sich primär mit dem praxis- und arbeitsplatznahen Lernen im Rahmen der beruflichen Aus - und Weiterbildung. Ein erster "Augmented-Reality-Workshop" hat bereits stattgefunden; beteiligt waren unter anderem Auszubildende und Vertreter der Firmen Trumpf und Gühring sowie Lehrer der Balinger Philipp-Matthäus-Hahn-Schule, der Sigmaringer Bertha-Benz-Schule und der Robert-Bosch-Schule in Stuttgart Zuffenhausen. Sie überlegten sich gemeinsam, wo sich die Technologie der erweiterten Wahrnehmung sinnvoll, einsetzen lässt und welche Probleme sie lösen kann, gingen aber auch schon ins Detail: Wie könnte ein Drehbuch für Augmented Reality in der Ausbildung zum Mechatroniker aussehen? Wie lassen sich digitale Assistenzsysteme in die Aus - und Weiterbildung integrieren? Und was muss die Technik leisten, um den Azubi optimal zu motivieren?

Spaß machen zum Beispiel – dafür bieten sich spielerische Elementen an; "Gamifikation" lautet das englische Schlagwort. Spaß ist freilich nicht alles; auf der Wunschliste, die die Workshopteilnehmer erstellten, standen auch die Simulation von Störfällen, das Austesten von Grenzsituationen und die direkte Bewertung der Arbeitsschritte. Das Fazit des "Brainstormings": Es war sehr hilfreich, dass Schüler, Lehrer und die Wirtschaft an einem Tisch saßen. "So sollte Unterrichtsdesign eigentlich immer aussehen", erklärte Heiko Köppel, Berufsschullehrer in Balingen. Andreas Frick, Azubi bei Gühring, pflichtete ihm bei: "Mich freut es, dass wir Auszubildenden so einbezogen wurden – und hoffe, wir konnten einen Beitrag leisten." Tizian Möck, Azubi bei Trumpf, ist gespannt, was die Datenbrille zur Vermittlung des doch ziemlich komplexen Fachwissens der Mechatronik beitragen kann. "Wenn es klappt, wäre es eine schöne Abwechslung zum sturen Pauken".

Luft nach oben – sogar in der dualen Ausbildung

Uwe Sachse ist da zuversichtlich. Auch die bewährte duale Ausbildung in Deutschland lasse sich noch verbessern. "Wir müssen die Sache offensiv angehen." Die Offensive hat schon begonnen. Derzeit wird eine App für den Hilfseinsatz von Robotern programmiert und das didaktische Konzept für eine Lehrprobe entwickelt. Das Projekt läuft noch zwei Jahre; es endet am 30. Juni 2020.