Das Gemeindehaus Moltkestraße in der Tailfinger Innenstadt ist das Sorgenkind der evangelischen Kirchengemeinde. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche: Tailfinger Gemeindeversammlung prüft Optionen für schlankere Infrastruktur

Über ein Jahr lang haben Tailfingens evangelische Kirchengemeinderäte an Konzepten für eine Verschlankung der gemeindlichen Infrastruktur gearbeitet – der Ertrag der Mühen wird am 9. März den Gemeindegliedern vorgestellt.

Albstadt-Tailfingen. Die Zahl der Tailfinger Gemeindeglieder hat sich in den vergangenen 60 Jahren halbiert, was weniger an den Austritten als am Niedergang der Textilindustrie und dem Rückgang und der veränderten Zusammensetzung der Tailfinger Wohnbevölkerung lag. Wenn eine Gemeinde aber kontinuierlich schrumpft, dann wird irgendwann die Anpassung der Infrastruktur unausweichlich, der räumlichen ebenso wie der personellen. Letztere könnte früher erfolgen, als den Tailfingern lieb sein dürfte: Die Landeskirche will im Rahmen ihres "Pfarrplans 2024" 5,75 Pfarrstellen im Kirchenbezirk Balingen einsparen; eine dieser Stellen wird die Tailfinger Gemeinde beisteuern, und möglicherweise nicht erst 2024: Auf die im Januar ausgeschriebene Pfarrstelle der Erlöserkirche, die seit dem Fortgang von Ursula Hanna Scharpf vakant ist, hat sich bisher noch niemand beworben. Sollte sich das im Lauf des Jahres nicht ändern, dann, mutmaßt Pfarrer Bernd Mayer, bestünde die reale Gefahr, dass die Stelle gestrichen wird. Aus dem Pfarrplan 2024 würde für die Tailfinger dann ein "Pfarrplan 2019".

Die Lösung der Aufgabe, den Immobilienbestand der Kirchen auf das Notwendige und zugleich Finanzierbare zu reduzieren, wird dadurch wohl noch dringlicher. Unmittelbar nach der Gemeindeversammlung am 18. Februar hatte sich der Kirchengemeinderat auf die Suche nach Optionen für einen "Rückbau" gemacht; unterstützt wurde er dabei von einem Beratertrio der landeskirchlichen Projektstelle "Struktur, Pfarrdienst und Immobilien", kurz "PSI", bestehend aus Gisela Dehlinger vom evangelischen Bildungszentrum Württemberg, Pfarrerin Christina Hornig, Fachfrau für Pfarrpläne, und dem Architekten Sebastian Läpple. Die Drei waren bereits 2016 ins Boot geholt worden, hatten den Sanierungsbedarf an den Tailfinger Immobilien ermittelt und waren auf eine Gesamtsumme von rund 4,6 Millionen Euro gekommen.

Abstriche machen bereitet niemandem Freude. Ein Jahr lang haben die Kirchengemeinderäte und das Beratertrio stirnrunzelnd diverse Streichszenarien geprüft und diskutiert – nicht "isoliert", wie Pfarrer Mayer betont, sondern unter Berücksichtigung verschiedener personeller Szenarien. Dabei kristallisierten sich drei Handlungsoptionen heraus, von denen die Runde selbst zwar eine ausschließt, aber dennoch am 9. März vorstellen wird, um ein Maximum an Transparenz zu wahren und nicht über die Köpfe der Gemeindeglieder hinweg zu entscheiden. Wie die drei Optionen konkret aussehen, darüber will sich Mayer erst gegenüber der Versammlung äußern; allerdings kann man davon ausgehen, dass die Frage "Gemeindezentrum – Berg oder Tal?" von zentraler Bedeutung sein wird. Zwei Stunden sind einkalkuliert; in der ersten sollen die Pläne referiert und Fragen beantwortet werden; in der zweiten wird diskutiert.

Und was kommt danach? Das hängt natürlich vor allem von der Gemeindeversammlung ab – sollte das Meinungsbild eindeutig ausfallen, dann hält es Bernd Mayer für durchaus denkbar, dass der Kirchengemeinderat bereits in seiner Sitzung am 19. März einen Beschluss fasst. Allerdings hält er das für wenig wahrscheinlich. Es wird wohl April oder Mai werden, bis die Weichen gestellt sind.