...und so von Innen. Foto: Schwarzwälder Bote

Volksbank Albstadt: Die Filialen Obernheim und Tieringen stellen auf Beratung per Video-Chat um

Die Volksbank Albstadt betreut ihre Kunden in Obernheim und Tieringen künftig nicht mehr über eine Tischplatte hinweg, sondern per Video-Chat.

Obernheim/Meßstetten-Tieringen. Das Phänomen ist bekannt: Die Zahl der Bankkunden, die am Schalter Überweisungen tätigen, Daueraufträge einrichten, Vollmachten erteilen oder Geld einzahlen, sinkt kontinuierlich – auch in Tieringen und Obernheim. Um 40 Prozent ist sie in den vergangenen zwei Jahren zurückgegangen; gut und gern drei Viertel der Kundschaft verzichtet mittlerweise auf den direkten Kontakt mit dem Personal, hält sich an die Maschinerie im Servicebereich oder nutzt die Option des Online Banking. Mit jedem, der dem Schalter den Rücken kehrt, verlieren die Filialen ein kleines bisschen Daseinsberechtigung – aber schließen mag die Volksbank Albstadt nicht, denn schließlich lebt sie ein Stück weit von ihrem Ruf, in der Fläche präsenter und näher am Kunden zu sein als andere. Ein echtes Dilemma – wie könnte die Lösung heißen?

Eventuell "SISy" – gemeint ist nicht die "Kaiserin der Herzen"; die Volksbank Albstadt nimmt die Assoziation, die sich unweigerlich einstellt, aber gerne in Kauf. Das Kürzel steht für "Service-Interaktiv-System"; die Realität, die sich dahinter verbirgt, ist eine Kabine, etwas größer als eine Telefonzelle, so dass Rollator, Rollstuhl, Kinderwagen darin Platz finden, wahlweise rund oder eckig – in Obernheim wird sie rund sein, in Tieringen quadratisch –, ausgestattet mit einem Computerbildschirm als wichtigstem Requisit. Der schaltet sich ein, sobald man eintritt, und es erscheint – kein Roboter, sondern ein alter Bekannter, im Zweifelsfall der bisherige Sachbearbeiter, mit dem man unter vier Augen zu parlieren pflegte, wenn es galt, den Überweisungsauftrag auszufüllen. Mit dem unterhält man sich wie gehabt; hat man Fragen zu einem Kontoauszug, dann zeigt man ihn der Dokumentenkamera, und wenn es etwas zu unterzeichnen gibt, bedient man sich des "Pen-Pads" für die digitale Signatur.

Technische Vorkenntnisse sind, wie Volksbank-Vorstandschef Robert Kling versichert, nicht erforderlich, der Schallschutz gegen unerwünschte Lauscher ist ebenso gewährleistet wie ein gewisser Sichtschutz: Man kann aus der Kabine hinausschauen, man kann auch hineinschauen, aber viel zu sehen gibt es in beiden Fällen nicht.

Was sind die Vorteile? Die Bank kann ihre Mitarbeiter flexibler als bisher einsetzen, und sie kann, da der Mitarbeiter Herr Schütze künftig so etwas wie "digitale Allgegenwart" besitzt, beide Filialen an fünf statt an zweieinhalb Tagen pro Woche öffnen. Gibt es Nachteile? Auch: Die Kirchengemeinde kann montags keine Kollekte mehr einzahlen, da der video-chattende Herr Schütze kein Münzgeld entgegen nimmt, und es geht auch nicht mehr ganz so persönlich zu wie einst: Besonders der Schwatz mit anderen Kunden wird künftig schmerzlich vermisst werden – ein Stück öffentlicher Raum geht verloren.

Doch, gibt Robert Kling zu bedenken, würde er das so oder so: Die Alternative zu "SISy" wäre die Schließung. Kling kann auch nicht ausschließen, dass diese irgendwann trotzdem kommt – wenn erst einmal 98 Prozent der Kunden zum Online Banking übergegangen sind, lohnt sich auch "SISys" Einsatz nicht mehr. Aber so weit ist die Volksbank Albstadt noch lange nicht.

 Die Volksbank Albstadt veranstaltet am Donnerstag, 8. März, einen Infoabend zum Thema "SISy" im "Adler" in Obernheim und am Mittwoch, 14. März, einen bei Interstuhl in Tieringen – beide beginnen um 18 Uhr. Beide Filialen sind wegen des Umbaus vier Wochen lang geschlossen; am Mittwoch, 28. März, ist Tag der offenen Tür in der Filiale Obernheim, am Mittwoch, 4. April, in Tieringen. Nach der Neueröffnung werden zwei Bankmitarbeiter vier Wochen lang beim Umgang mit "SISy" behilflich sein.