Die Kameralistik war einmal – auch Straßberg geht zur doppelten Buchführung über. Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: In Straßberg wurde der erste doppische Haushalt überhaupt verabschiedet – in der Turnhalle

Der Straßberger Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung – die coronabedingt in der Schlossgartenhalle stattfand – den Gemeindehaushalt 2020 verabschiedet. Den ersten, in dem die doppelte Buchführung zur Anwendung kommt.

Straßberg. Ein einstimmiges Votum gab der Straßberger Gemeinderat dem Gesamtergebnishaushalt 2020. Dieser sieht ordentliche Erträge von 6,442 Millionen Euro vor, denen Aufwendungen in Höhe von 6,402 Millionen Euro im Ergebnishaushalt gegenüber stehen. Dieser schließt also mit einem Plus von 39 880 Euro, die der Ergebnisrücklage zugeführt werden.

Da die Doppik keine Haushaltsreste kennt, kann es passieren, dass nicht abgeschlossene Vorhaben mehrfach im Haushalt erscheinen. Ein Beispiel ist das neue Feuerwehrhaus, für das unter der Rubrik Brandschutz 1,81 Millionen Euro eingestellt sind. Mit stolzen 1,209 Millionen Euro schlägt der Breitbandausbau in den Gewerbegebieten und im Bahnweg zu Buche, mit 340 400 Euro die Abwasserversorgung, mit 203 000 Euro das allgemeine Gebäude- und Grundstücksmanagement und mit knapp 175 000 Euro Sanierung und Ausbau der Gemeindestraßen. Mit über 170 000 Euro ist die Wasserversorgung berücksichtigt und mit 95 000 Euro das Friedhofs- und Bestattungswesen.

Die große Unbekannte dieses Haushalts heißt Corona – wie sich die Pandemie auf den Haushalt 2020 und speziell die Einnahmenseite auswirken wird, das ist derzeit nicht absehbar. Bürgermeister Markus Zeiser kann derzeit nicht ausschließen, dass die Steuereinnahmen zurückgehen und hinter dem Ansatz zurückbleiben werden. So oder so, merkte Gemeindekämmererin Jutta Seßler an, werde die Gemeinde Straßberg bei einem Investitionsvolumen von 4,1 Millionen Euro wohl kaum um Kreditaufnahmen herumkommen – trotz in den Vorjahren geschaffener Liquidität.

"Bringt einige Vorteile – und viel Arbeit"

Bürgermeister Zeiser sprach im Zusammenhang mit diesem Haushalt von einer Zeitenwende. "Ich gehe davon aus, dass die doppelte Buchführung überschaubare Vorteile mit sich bringen wird – und deutlich mehr Arbeit und Aufwand." Aus den bisherigen Haushaltsstellen sind "Produktgruppen" geworden, für die es genauer "Produktbeschreibungen" bedurfte. Haushaltsplan und Haushaltssatzung nehmen daher, anders als in früheren Jahren, 381 Seiten in Anspruch; die Gemeinderäte sehen sich mit einem dicken Buch konfrontiert.

Jutta Seßler versäumte es nicht, ihrem Team für diese Arbeit und dem gleichwohl guten Miteinander bei der aufwendigen Umstellung ein dickes Lob auszusprechen. Diesem schloss sich der Bürgermeister an: Markus Zeiser betonte, dass man die gesamte Umstellung ohne zusätzliches Personal geschultert habe. "Eine enorme Leistung", konstatierte auch Gerhard Teufel, der stellvertretende Bürgermeister. "Ich bedanke mich im Namen des ganzen Gemeinderates."