IG Metall: Vertrauensleute wollen jedoch das Streitgespräch in den Betrieben suchen

Albstadt-Ebingen. Die Arbeitszeitgestaltung in den Betrieben und die AfD waren beim Treffen der Vertrauensleute der IG Metall (IGM) Albstadt die wichtigsten Themen. Wie Walter Wadehn, der Erste Bevollmächtigte des IGM-Bezirks, darlegte, hat die IG Metall bundesweit mehr als 700 000 Fragebogen aus Metall- und Elektrobetrieben zurückerhalten, auf denen die Beschäftigten ihre Wünsche in punkto Arbeitszeit artikulieren: Schichtarbeiter plädieren für kürzere Arbeitszeiten mit Teilentgeltausgleich; ferner werden für bestimmte Lebensphasen, etwa die Pflege von Familienmitgliedern, kürzere Arbeitszeiten mit Entgeltausgleich angeregt, wohlgemerkt mit einer Garantie, nicht in der Teilzeitfalle zu landen.

Zum Thema AfD erklärte Wadehn, diese Partei stelle sich gegen die Parteiendemokratie, gegen Medien und gegen gesellschaftliche Veränderungen der letzten Jahrzehnte von der Homo-Ehe bis zur Abschaffung der Wehrpflicht; ihr besonderes Hassobjekt seien Flüchtlinge und der Islam – für die IG Metall sei die AfD kein demokratischer Gesprächspartner. Die Vertrauensleute machten besonders Abstiegsängste der Beschäftigten verantwortlich für den Zulauf der AfD; nicht von ungefähr gehe ihr Aufstieg und der anderer Rechtspopulisten einher mit einem schleichenden Niedergang der Sozialdemokratie in Deutschland und Europa. Besorgniserregend seien auch sinkende Wahlbeteiligung, die Mitgliederverluste aller demokratischen Parteien und der Verfall der Streitkultur, zu dem nicht zuletzt die sozialen Medien beigetragen hätten. Konkrete Gründe für den Aufstieg des Rechtspopulismus sehen die Vertrauensleute in der Entwertung der Arbeit durch prekäre Bezahlung, dem Neoliberalismus und auch in der Globalisierung.

Die IG Metall, so Wadehn, wolle dieser Entwicklung entgegentreten, indem sie für ihre eigenen Werte eintrete: Menschenwürde, Respekt vor anderen Menschen und Kulturen, soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Integration. Rund ein Drittel aller IG-Metall-Mitglieder habe einen Migrationshintergrund; der Betrieb sei und bleibe der zentrale Punkt für Integration. Nicht jeder AfD-Wähler sei ein Nazi oder Rechtsextremist, gab ein Vertrauensmann zu bedenken: Man müsse das faire politische Streitgespräch suchen, um die Kollegen wieder in die demokratische Mitte zurückzuholen.