Für 70 Gäste war gestuhlt, mehr fasst der Saal nicht – 30 weitere wären gerne gekommen. In der ersten Reihe saß die Prominenz, nämlich (von links) Georg Abel von der "Verbraucher Initiative", Minsterialdirektorin Grit Puchan, Landrat Günther-Martin Pauli, Nora Jordan-Weinberg vom Landesseniorenrat, Oberbürgermeister Klaus Konzelmann und Hildegard Fürst vom Kreisseniorenrat. Foto: Schwarzwälder Bote

"Verbraucher 60+": Senioren informieren sich über "Chancen und Herausforderungen des Internets"

Es gibt sie noch, die Internet-Verweigerer, aber auch unter den älteren Bundesbürgern sinkt ihre Zahl sukzessive, und dafür steigt der Anteil der Senioren an der Gesamtzahl der "User". Grund genug für den Kreisseniorenrat, das Thema einmal auf die Agenda zu setzen.

Albstadt-Ebingen. "Verbraucher 60+ – Chancen und Herausforderungen des Internets" lautete der Titel des Symposions, zu dem der Kreisseniorenrat ins Kreiskrankenhaus in Ebingen eingeladen hatte. Vorbereitet und organisiert hatten es freilich andere, nämlich "Die Verbraucher Initiative", der Landesseniorenrat und das Landesministerium für den Ländlichen Raum. Die Symposien für Senioren, die diese Drei nicht nur in Sachen Internet, sondern auch zu Themen wie Gesundheit, Energie oder "Abzocke" anbieten, sind ein Wanderzirkus, der in ganz Baden-Württemberg herumkommt und Ebingen eine von rund 60 Stationen. Dass die Zahl der Teilnehmer im Kreisklinikum mit 70 um vier unter dem Durchschnitt blieb, war allein der Saalgröße und der Bestuhlung, die sie zuließ, geschuldet. Am Interesse lag es nicht – rund 100 Anmeldungen waren eingegangen, 30 mussten abschlägig beschieden werden.

Wie nicht anders zu erwarten, waren die 70 im Auditorium keine Anfänger – als Georg Abel, Bundesgeschäftsführer der "Verbraucher Initiative", fragte, wer den Umgang mit I-Phone, Tablet oder Rechner beherrsche und regelmäßig im Internet unterwegs sei, blieb keine Hand unten. Womit hinlänglich belegt war, was Abels Vorredner, nämlich Grit Puchan, Ministerialdirektorin im Ministerium für Ländlichen Raum, Albstadts Oberbürgermeister Klaus Konzelmann, Landrat Günther-Martin Pauli und Nora Jordan-Weinberg vom Landesseniorenrat bereits zuvor in ihren Grußworten konstatiert hatten: dass die Digitalisierung der Senioren in nicht weniger rasantem Tempo voranschreitet als die der gesamten Gesellschaft. Konzelmann hatte ein schlagendes Beispiel parat: "Meine Mutter ist 80 und trifft ihre Jahrgangsverabredungen via WhatsApp-Gruppe. Wenn ich ihr das vor fünf Jahren prophezeit hätte, dann hätte sie mich für verrückt erklärt."

Das große Interesse an der Veranstaltung belegte freilich auch, dass die Älteren sich wesentlich kontrollierter im Internet, seinen Chatrooms und den Netzwerken der sozialen Medien bewegen als die "digital Natives" der jungen Generation. Grit Puchans Hinweis, dass die Wahl des nach wie vor überaus beliebten Passworts "123456" eine ebenso unübersehbare Einladung an Hacker darstelle wie ein im Schloss steckender Schlüssel und sperrangelweit geöffnete Fenster an Einbrecher, dürfte den meisten nichts Neues gesagt haben. Auch deshalb, so Georg Abel, sollte die "Abzocke", für die es ja ohnehin ein eigenes Symposion gibt, an diesem Morgen ein eher untergeordneter Aspekt bleiben und – der Titel sagte – "Chancen und Herausforderungen" im Mittelpunkt stehen. Also die Möglichkeit, sich in medizinischen Fragen zu informieren – "den Arzt ersetzt sie nicht", warnte Abel – , sich in Chatforen über politische Themen auszutauschen, mit dem Enkel in Australien per Skype zu kommunizieren oder sich wie die Mutter des OB auf WhatsApp zu verabreden.

Ganz außen vor blieb die "Abzocke freilich doch nicht – als Beispiel stellte Mathias Schreck, Volljurist und Berater der Verbraucherzentrale Reutlingen, unter anderem den Knebelvertrag vor, der auf einer unseriösen Routenplaner-Webseite lauerte. Schreck empfahl seinen Zuhörern, die Nerven zu behalten und sich auf nichts einzulassen, wenn jemand plötzlich per Dialogfeld Geld verlange und mit Staatsanwalt und Gerichtsvollzieher drohe. "Lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen – gegen digitale Fallstricke gibt es Gesetze, die Sie schützen."