Die Büste von Berthold von Stauffenberg steht in Lautlingen. Foto: Jehle Foto: Schwarzwälder Bote

Gedenkstätte: Berthold von Stauffenbergs Büste im Lautlinger Schloss schuf der Schwede Adh Hedblom

Auf dem sogenannten Stauffenberg-Schrank im "Gelben Salon" im Lautlinger Schloss stehen Büsten der Brüder Berthold, Alexander und Claus von Stauffenberg. Die von Berthold hat ein Bildhauer geschaffen, der Jahre später auch Hermann Göring porträtierte.

Albstadt-Ebingen. Erst jüngst erhielt die Stauffenberg-Gedenkstätte ein Anfrage, ob die Büste von Berthold von Stauffenberg sich noch im Lautlinger Schloss befinde – der Briefschreiber wusste zu berichten, dass sie 1928 entstanden sei, als Berthold von Stauffenberg 23 Jahre alt war, und zwar unter den Händen des schwedischen Bildhauers Gustav Adolf Hedblom. Weitere Informationen enthielt ein Buch, auf das sich der Schweizer Gewährsmann berief und in dem auch die Büste abgebildet ist. Es heißt "Adh Hedblom. Ein Bildhauer unserer Zeit. En svensk skulptör", wurde 1960 in München verlegt und steht neuerdings auch in der Bibliothek der Stauffenberg-Gedenkstätte.

Volker Jehle, Sohn von Martin Jehle, dem Stifter der gleichnamigen Musikaliensammlung im Stauffenberg-Schloss, hat es mittlerweile gelesen, noch weitere Nachforschungen angestellt und Folgendes erfahren: Hedblom, der in späteren Jahren als "Adh Hedblom" firmierte, wurde 1898 geboren. Mit 22 bestritt er in seiner Heimatstadt Sundvall eine erste Ausstellung mit etwa 40 Ölgemälden und vielen Kohle- und Kreidezeichnungen. Er verkaufte so gut wie alles, und damit war sein Lebensweg vorgezeichnet. Er unternahm eine Italienreise, studierte von 1922 bis 1926 an der Technischen Hochschule Stuttgart bei Bildhauer Ulfert Janssen und wurde danach in kurzer Zeit eine Art Shooting Star der süddeutschen Kunstszene: Er erhielt Aufträge aus Paris und London und heiratete in die feine Stuttgarter Gesellschaft ein – sein Schwiegervater war der württembergische Oberst Hans von Marchtaler.

Hitlerportrait ist bisher nicht belegt

Wer in den 30er Jahre in Deutschlands "besseren Kreisen" verkehrte, der geriet freilich nicht unbedingt in gute Gesellschaft. 1929 porträtierte Hedblom den Pianisten Wilhelm Kempff, 1934 den Dirigenten Wilhelm Furtwängler – große Künstler, die gleichwohl nach dem Krieg als kompromittiert galten. Damit hatte es aber nicht sein Bewenden: Den Nationalsozialisten mit ihrem Faible für alles Nordische passte der Mann aus Schweden – und ganz besonders Hermann Göring, der allem Schwedischen zugetan und mit einer Schwedin verheiratet war. Hedholm schuf eine Statue von Carin Göring, die nach ihrem Tod im Mausoleum von Görings Landsitz "Carinhall" aufgestellt wurde – das Anwesen wurde nach dem Zusammenbruch des "Tausendjährigen Reiches" samt Mausoleum und Statue eingeebnet. Erhalten hat sich dagegen die Bronzebüste, die Hedblom von Göring selbst anfertigte; dass er auch Hitler porträtierte, ist bisher nicht belegt. 1939 wurde der Schwede Professor in Danzig; sein Stuttgarter Atelier behielt er allerdings. Schon 1937 hatte er sich mit Bronzebüsten an der Großen Deutschen Kunstausstellung in München beteiligt; 1939, 1940 und 1943 war er wieder dabei.

Indes war sein Stern da bereits im Sinken begriffen. Öffentlich aufgestellte Skulpturen in Oldenburg, Limburg und Stassfurt wurden bei Luftangriffen zerstört; 1941 vebrannten zahlreiche Gipsmodelle und Terrakotten verbrannten im Stuttgarter Atelier zahlreiche Gipsmodelle und Terrakotten, als eine Sprengbombe vor der Tür detnierte, und drei Jahre später wurde es bei einem der großen Luftangriffe auf Stuttgart ganz zerstört, samt allen Kunstwerken, die sich darin befanden.

Wegen Freundschaft zu Stauffenbergs verhaftet

Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 fiel Hedblom zudem in Ungnade: Er wurde wegen seiner Freundschaft zu den Stauffenbergs verhaftet und von der Gestapo verhört, und die Ausreise in die Schweiz wurde ihm verweigert. Erst nach dem Krieg gelangte er dorthin. Seine letzten Lebensjahrzehnte – er starb 1972 – verbrachte er in Ascona am Lago Maggiore.

Was bleibt? Unter anderem die Büste von Berthold von Stauffenberg. Volker Jehle konnte dem Briefschreiber aus der Schweiz mitteilen, dass diese sich nach wie vor im Stauffenberg-Schloss befindet. Und zwar im Gelben Salon.