Heike Peter Melle und seine Ortschaftsräte verfolgten die Präsentation in der Turn- und Festhalle – die anderen Zuschauer taten es von zu Hause aus.Foto: Roth Foto: Schwarzwälder Bote

Solarpark: 23 Prozent der Albstädter könnten mit dem Strom der Anlagen auf dem Tierberg versorgt werden

Bei einer Online-Veranstaltung hat die Firma Wpd ihre Pläne für den Solarpark auf dem Tierberg vorgestellt. Auf einer Fläche von elf Hektar soll Sonnenlicht in Energie umgewandelt werden. Die Albstädter hatten aber die eine oder andere Frage.

Albstadt-Lautlingen. Der erste Schritt ist getan – der Technische Ausschuss des Gemeinderats hat der Änderung des Flächennutzungs- und Bebauungsplans – Voraussetzung für den Bau des Solarpark-Projekts auf dem Lautlinger Tierberg – zugestimmt. Damit das tatsächlich umgesetzt wird, gilt es aber noch einige Hürden zu nehmen.

Damit zumindest Vorbehalte in der Bevölkerung gegenüber den Photovoltaik-Anlagen beseitigt werden können, haben Julian Schreder und Benjamin Boy von der Bremer Firma Wpd ihr Unternehmen und das Lautlinger Projekt vorgestellt: Zwei Flächen auf dem Tierberg – in den Planungen heißen sie "Teilbereich Süd" und "Teilbereich Nord" – seien für die Photovoltaik-Anlagen vorgesehen gewesen. Die detailreicheren Planungen befassen sich zunächst nur mit dem nördlichen Gebiet. Oberbürgermeister Klaus Konzelmann schaltete sich online dazu und erklärte: "Der zuständige Revierförster hat dem Technischen Ausschuss berichtet, dass auf der nördlichen Fläche die Artenvielfalt nicht so groß ist." Dazu wolle man den Landwirt nicht vor vollendete Tatsachen stellen und gleich beide Flächen in Anspruch nehmen.

23 Prozent der Albstädter – das entspricht rund 10 200 Personen – sollen mit dem Strom, der im Solarpark produziert werden könne, versorgt werden. Eine effiziente Ausbeute, betrachte man die dazu benötigte Fläche, die nur 0,09 Prozent der Albstädter Stadtfläche ausmache, erläuterten Schreder und Boy.

Hinzu komme, dass der Solarpark gen Süden gewandt sei und somit von Lautlingen aus nicht sichtbar. "Das Design des Solarparks wird mit dem betroffenen Landwirt in enger Abstimmung abgesprochen", so Schreder. Boy ergänzt: "Der Pflegevertrag mit der Familie, die die Fläche momentan mit Kühen beweide, ist kurz vor dem Abschluss. Die 12 000 Megawattstunden, die der Solarpark im "Teilbereich Nord" produziere, werde im Umspannwerk in Lautlingen in das Netz eingespeist. Ein weiterer Einspeisepunkt befinde sich am Rande des "Teilbereich Süd". Warum nicht dieser ob der räumlichen Nähe viel geschicktere Einspeisepunkt genutzt werde, fragte eine Zuhörerin. "Der eingeführte Energiebetrag wäre zu groß für den einen Einspeisepunkt", erklärte Schreder.

"Wir brauchen Solar auf freien Flächen"

Wie steht es aber um die Vereinbarkeit von Umwelt- und Naturschutz? Matthias Schlagenhauf von der Energieagentur Zollernalb und Franziska Janke vom Dialogforum für erneuerbare Energien und Naturschutz versuchten den Kritikern des Solarparks diese Sorge zu nehmen. "Wir brauchen Solar auf freien Flächen, um unsere Klimaziele zu erreichen", so Schlagenhauf. Einige Bürger seien der Meinung, erst einmal Dachflächen mit Photovoltaik-Anlagen auszustatten, bevor dafür eine neue Fläche versiegelt werde. Das sei aber ein Trugschluss: "Vielen Dächern fehlt es an der nötigen Statik."

Insgesamt 0,25 Prozent der Landesfläche in Baden-Württemberg müsse mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden. Das sei aber für Flora und Fauna kein Problem: "Flächenversiegelung findet so gut wie nicht statt. Außer den Stahlstützen kommt nichts in den Boden." Dafür könnten Biotope für Echsen im Schatten der PV-Anlagen entstehen. "In Abstimmung mit den Naturschutzverbänden vor Ort ist ein naturfreundlicher Solarpark möglich", so Janke. Der Zaun um die Fläche erlaube sogar Wildwechsel in einer Höhe von 30 Zentimetern.

Kühe können nicht mehr auf den Flächen weiden, die Artenvielfalt leide aber nicht. Weitere Vorteile für die Bürger seien eine potenzielle finanzielle Beteiligung am Projekt mittels einer Bürgerbeteiligung oder der Beitritt zu einer Bürgerstiftung – initiiert von Graf Schenk von Stauffenberg – wodurch gemeinnützige Projekt in Albstadt unterstützt werden könnten.

Warum gerade der Lautlinger Tierberg als Standort? Albstadt habe gute Einstrahlungswerte vorzuweisen und nur wenige Flächen für das Projekt zu bieten. In Onstmettingen gebe es eine, die sei aber für den Tourismus reserviert, und auf dem Ochsenberg habe man das weitere Vorgehen bezüglich der dort vorhanden Fläche ebenfalls eingestellt.

Jetzt steht die öffentliche Auslegung des Projektes an. Die Bürger können die Pläne einsehen und Einwendungen formulieren. "Dann muss das Vorhaben nochmal im Technischen Ausschuss und anschließend im Ortschaftsrat durchgewunken werden. Bis zum Bauauftrag dauert es also noch – bis dahin will Wpd die Bürger mit Online-Veranstaltungen über die laufenden Entwicklungen informieren.

(ber). Die Bremer Firma Wpd ist auf Wind- und Solarenergie spezialisiert und in über 25 Ländern weltweit aktiv. In Baden-Württemberg hat das Unternehmen seinen Sitz in Bietigheim-Bissingen. Die 2680 Mitarbeiter sind für 2270 Windkraftanlagen verantwortlich mit einer Kapazität von knapp fünf Gigawattstunden Energie. Das entspricht dem Betrieb von rund fünf Kohlekraftwerken. In Deutschland können von Wpd-geförderten Projekten mit erneuerbaren Energien mehr als 1,6 Millionen Drei-Familien Haushalte mit Strom versorgt werden. Der Solarpark in Lautlingen soll seinen Teil dazu beitragen.