Die Zehntklässler der Hohenbergschule löchterten die Vize-Landtagspräsidentin Sabine Kurz mit ihren Fragen. Fotos: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Hohenbergschule: Vize-Landtagspräsidentin Sabine Kurz steht den Zehntklässlern Rede und Antwort

"In einer Demokratie zu leben und Wahlrecht zu haben, ist nicht selbstverständlich", sagte Sabine Kurz, Vize-Landtagspräsidentin von Baden-Württemberg vor den Zehntklässlern der Hohenbergschule. Und daher sei politische Bildung, vor allem in der Schule, wichtig.

Albstadt-Ebingen. Die meisten der Schüler der beiden zehnten Klassen sind noch minderjährig. Doch wenn 2021 der neue Landtag Baden-Württembergs gewählt wird, darf der eine oder andere von ihnen als volljähriger Bürger an die Wahlurne treten. "Dieses Recht sollte jeder nutzen", erklärt die stellvertretende Landtagspräsidentin mit Nachdruck. Denn schließlich sei Demokratie keine Selbstverständlichkeit und jeder sollte sich in irgendeiner Form in die Gesellschaft einbringen – angefangen mit einem Kreuz auf dem Wahlzettel.

Die Vize-Landtagspräsidentin von Baden-Württemberg, Sabine Kurz, hat der Hohenbergschule einen Besuch abgestattet – im Vorjahr besuchte Landtagspräsidentin Muhterem Aras die Schule –, um den künftigen Schulabgängern das politische Organ näher zu bringen und ihnen Rede und Antwort zu stehen. Dabei konnten nicht nur die Schüler etwas lernen, auch Kurz fühlte den Jugendlichen auf den Zahn. Um das Thema Migration entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, denn einige Schüler mit Migrationshintergrund hatten Beispiele aus erster Hand parat.

Die 58-jährige lauschte aufmerksam den Fragen und Meinungen der Schüler. Schließlich sollen die gewählten Landtagsvertreter die Ansichten der Bürger im Gremium abbilden, erklärte Kurz. Dabei gehe es wie auch im Alltag vor allem um Kompromisse und Regeln, die ein friedliches Zusammenleben ermöglichen sollen. Kurz spannte eine Brücke vom Plenarsaal in Stuttgart in den Alltag der Schüler. Denn man müsse nicht Politiker sein, um sich in die Gesellschaft einzubringen und etwas zu bewegen. "Politik fängt ziemlich früh an: In der Familie, im Verein und auch in der Schule."

Die Vize-Landtagspräsidentin nahm sich viel Zeit für die Fragen der Hohenbergschüler. Die Jugendlichen hatten sich im Vorfeld mit ihren Klassenlehrerinnen intesiv auf den hohen Besuch aus Stuttgart vorbereitet und erfuhren so viel darüber, wie Gesetze entstehen, wie der Alltag einer Politikerin auf Landesebene aussieht, wie eine Landtagssitzung abläuft, aber auch über die Person Sabine Kurz. Kurz ist in Hessen aufgewachsen, lebt nun in Leonberg, studierte Germanistik und Politikwissenschaften und ist seit 2003 Mitglied des Landtags Baden-Württemberg. Vor zwei Jahren wurde die CDU-Politikerin zur stellvertretenden Landtagspräsidentin gewählt. Seither ist sie vor allem mit der Leitung der Plenarsitzungen beauftragt und muss daher möglichst politisch neutral agieren.

Kurz erzählte, dass es im Landtag durchaus recht turbulent zugehen könne, seit nach dem Einzug der AfD nun fünf anstatt vier Fraktionen darin vertreten sind. Der Tonfall sei rauer geworden, es gebe mehr Abgeordnete, die bei einem Tagesordnungspunkt reden möchten. Kurz’ Aufgabe sei es unter anderem, hier für Ordnung zu sorgen und ein Auge auf die "Netiquette" und das Einhalten der Rededauer zu legen.

Dennoch sei kein Arbeitstag in der Landespolitik wie der andere: Oft gebe es Tage, an denen sie von 7 bis 23 Uhr außer Haus sei. Manche Tage seien sitzungslastig von der Arbeit im Landtag bestimmt; hinzu kommen zahlreiche Termine im jeweiligen Wahlkreis der Abgeordneten.

Als Politikerin auf Landesebene hat Kurz ihre Bestimmung gefunden, denn so könne sie ein Teil der Demokratie sein. Doch eigentlich müsse man dafür nicht in die große Politik gehen. Um die Fahne der Demokratie hochzuhalten, sei das staatsbürgerliche Bewusstsein und das damit verbundene Engagement für die Gesellschaft schon ein großer Schritt. Deswegen legte sie den Schülern zum Abschluss ans Herz: "Bleibt offen für politische Entwicklungen, habt Respekt voreinander und zeigt Euch auch bereit für Kompromisse."