Moritz Rothacher will für den Landtag im Wahlkreis Balingen kandidieren. Foto: Rothacher Foto: Schwarzwälder Bote

Landtagswahl: Mit der neuen Klimaliste BW will Moritz Rothacher sich engagieren

Der Lautlinger Moritz Rothacher bewirbt sich um die Kandidatur der Klimaliste BW im Wahlkreis Balingen für die Landtagswahl. Den Politiker in sich hat er schon in der Grundschule entdeckt.

Zollernalbkreis. "Der Klimawandel ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts." Moritz Rothacher hat das längst erkannt und will bei der Landtagswahl 2021 mit der Partei "Klimaliste BW" ins Parlament. Um die Kandidatur im Wahlkreis Balingen hat sich der 17-Jährige schon beworben. Die Aufstellung der Kandidaten ist noch im November geplant. Es gilt allerdings, formale Hürden zu nehmen: "Es fehlen im Wahlkreis Balingen noch drei Mitglieder, damit eine Aufstellung möglich ist", so Rothacher. Es gebe aber zwei Interessenten, und so ist der Abiturient zuversichtlich.

Die "Klimaliste BW", im September 2020 gegründet, hat große Ambitionen. "Unser Ziel ist es, 2021 in den Landtag einzuziehen", so der Lautlinger. Oberste Priorität habe, die Erderwärmung unter 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu halten. Rothacher sieht die Maßnahmen der Landesregierung als nicht ausreichend an. Auch die Politik der Grünen lässt Rothacher in keinem guten Lichte stehen: "In den vergangenen Jahren haben sich die Grünen der CDU in weiten Teilen angepasst. Den Grünen mangelt es an Ideen, wie eine klimaneutrale Gesellschaft gestaltet werden kann." Nun hofft Rothacher, dass die Klimaliste BW den Grünen "Konkurrenz" mache, um diese wieder an ihre Grundziele zu erinnern und innovative Idee zu kreieren.

Rothachers politische Ambitionen, in den Landtag einzuziehen, sind erst durch die unzureichende Entwicklung in der Klimapolitik gewachsen.: "Je länger ich die tatlosen Politiker miterlebe, desto größer ist mein Frust", sagt er.

Die neue Partei hat schon 295 Mitglieder – und es werden täglich mehr. Mehr als 100 Mitgliedsanträge sind in Bearbeitung. Im Fokus stehen der Ausbau erneuerbarer Energien, das Abschaffen von Kurzstreckenflügen und die Stärkung des Schienenverkehrs. "Eine Förderung der Autoindustrie oder der Bau von Autobahnen, wie in den vergangenen Monaten geschehen, muss verhindert werden", so Rothacher. In der näheren Vergangenheit sei zu viel Zeit verschwendet worden und das Ziel der Landesregierung, bis 2050 CO2-frei zu sein, nicht ausreichend. Spätestens 2035 – so eine Studie von "Fridays-for-Future" – dürfe CO2 in Deutschland keine Rolle mehr spielen. Deshalb macht die Klimaliste BW mobil, um die Mammutaufgabe, Einzug in den Landtag, zu stemmen – schließlich müssen binnen Jahresfrist Kandidaten für alle Wahlkreise aufgestellt sein – das verlangt das baden-württembergische Wahlrecht.

Seine Herzensangelegenheit Klimapolitik beschäftigt Rothacher schon lange: "Ich habe an ›Fridays-for-Future‹-Demonstrationen in Tübingen teilgenommen." Geschickt: Rothacher, der aufgrund seiner Hochbegabung am Uhland-Gymnasium in Tübingen sein Abitur ablegt hat, schloss sich den Protestzügen an, die am Gymnasium starteten. Sich für seine Ziele einzusetzen, gehört für ihn seit Kindesbeinen zum Alltag. "In der Grundschule hat mir der Schulhof nicht gefallen, und da habe ich mich gleich an Albstadts Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow gewandt", berichtet er. Im Dezember wird er volljährig und ist dann offiziell berechtigt, in die Landespolitik einzugreifen – politisches Interesse sei bei ihm aber spätestens seit der Schulzeit vorhanden.

Warum hat er sich für die Klimaliste BW entschieden? "Ich habe mir auch die Jugendgruppierungen etablierter Parteien angeschaut. Die rücken aber immer mehr in den Hintergrund." Seine Mutter habe die Klimaliste BW zufällig entdeckt und ihn darauf aufmerksam gemacht. Er war auf Anhieb ausnahmslos von deren Zielen begeistert: "Die Klimaliste BW versteht sich nicht als Partei, vielmehr sind wir eine Ansammlung von Klimaexperten ohne feste Hierarchien und Gremien."

Die wachsenden Mitgliederzahlen stimmen Rothacher zuversichtlich. Und nicht nur das: Klimapolitik interessiere auch einige Erwachsene fortgeschrittenen Alters, die sich aktiv in die Partei einbringen. Das Bewusstsein für die Umwelt wachse. Für künftige Generationen sei nachhaltiges Wirtschaften von größter Bedeutung, um das Leben auf der Erde sicherzustellen, wie die Partei auf ihrer Internetseite erklärt. Dazu steht der Lautlinger – und will seinen Beitrag leisten.

Zunächst muss er aber kandidieren: "Ich bin noch nicht im Landtag, sondern erst im Bewerbungsverfahren um die Kandidatur. Es wartet noch viel Arbeit auf uns."