Windpark: Vorsitzender: Hindernis in der Höhe wie der Fernsehturm im Übungsraum der Flugschüler
Der Luftsportverein Degerfeld (LSV) stellt sich gegen den geplanten Windpark Winterlingen. Er sieht darin eine Gefahr für den Flugbetrieb an seinem Platz.
Albstadt-Tailfingen. Eine der Windkraftanlagen, welche die "Windpark Winterlingen-Alb GmbH & Co. KG" auf Gemarkung Winterlingen in der Nachbarschaft zur Gemeinde Bitz plant, befände sich den aktuellen Plänen zufolge in unmittelbarer Nähe des Flugplatzes Degerfeld. Darauf weißt der LSV Degerfeld in einer Stellungnahme ausdrücklich hin. "Sie soll etwa 240 Meter bis zur Rotorspitze hoch sein und rund zwei Kilometer südlich der Landebahn stehen. Das ist ein Hindernis – noch höher als der Fernsehturm in Stuttgart. Zwei Kilometer Abstand zum Platz sind für Flugbetrieb gar nichts", sagt Guido Voss, Airline-Kapitän, Piloten-Ausbilder und Vorsitzender des LSV.
Schlimmer noch: Der Raum südlich der Landebahn sei der Übungsraum für Flugschüler, die dort ihre ersten Alleinflüge unternehmen, darunter viele Jugendliche. "Eine Windkraftanlage dort stellt eine Gefahr dar. Es käme ja auch keiner auf die Idee, Bäume auf einem Verkehrsübungsplatz zu pflanzen", so Voss. Was viele Laien nicht wüssten: Beim Kreisen in Aufwinden, das im Übungsraum geübt werde, komme es in der Regel zu einem Versatz der Maschinen. Schon bei einer geringen Windstärke von zehn Stundenkilometern werde ein Segelflugzeug gegenüber dem Erdboden um rund 170 Meter abgetrieben, was sich bei fünf Vollkreisen schon auf 850 Meter summiere. "Im ungünstigsten Fall treibt der Wind das Flugzeug direkt in Richtung des Hindernisses, ohne dass der Pilot das merkt", so der erfahrene Pilot.
Hinzu komme die Gefahr durch Turbulenzen in einer Flugphase, in der sie Piloten nicht gerne haben: in direkter Bodennähe und unvorbereitet. Der so genannte "turbulente Nachlauf" von Windkraftanlagen sei mittlerweile längst bekannt. Das Zentrum für angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen war laut LSV an einer Forschungsgruppe beteiligt, die Wirbelschleppen von Windparks in der Deutschen Bucht untersuchten. Ergebnis: Auf offener See seien die Verwirbelungen der Luft auch noch 70 Kilometer hinter den Windparks nachweisbar gewesen, wie aus einer Pressemitteilung der Eberhard-Karls-Universität Tübingen vom 1. Februar 2018 hervorgehe.
Burladingens Pläne verschärfen das Problem für den Verein weiter
Verschärft werde die Lage durch Pläne der Stadt Burladingen, in Flugplatznähe auf nördlicher Seite ebenfalls Windkraftanlagen auszuweisen. Damit wäre das Degerfeld von riesigen Hindernissen "regelrecht umzingelt", wie Voss betont. Das ist laut Verein nicht nur ein permanentes Sicherheitsrisiko, sondern würde auch bedeuten, dass An- und Abflüge künftig über bewohntem Gebiet erfolgen müssten. Genau das will der Verein vermeiden. Einschränkungen im An- und Abflug südlich des Platzes bestünden aktuell außerdem durch den Truppenübungsplatz Heuberg, der für Durchflüge regelmäßig gesperrt ist.
Der Raum südlich des Degerfelds erfülle aber auch noch eine andere Funktion, teilt der Verein mit. In der so genannten Südplatzrunde erfolge der An- und Abflug von Ultraleicht-Flugzeugen, während Motorflugzeuge mit höherem Gewicht über eine festgelegte Route im Norden geleitet werden. Darüber hinaus sei der Bereich südlich des Platzes Vorführraum für das Flugplatzfest, das jedes Jahr Tausende von Besuchern aus der gesamten Region und darüber hinaus anlockt.
Laut Voss will der LSV rechtlich gegen den Windpark vorgehen. Der Vorsitzende verweist darauf, dass das Degerfeld seit mehr als 80 Jahren Flugplatz ist – der einzige im Zollernalbkreis. Der LSV hat rund 250 Mitglieder und im Schnitt 25 Flugschüler. Die Ausbildung im Segelflug ist möglich ab 13 Jahren, die zum Motorflug ab 17 Jahren.
Weitere Informationen: www.lsv-degerfeld.de