Rektorin Ingeborg Mühldorfer und die Professoren Lutz Sommer (links) und Joachim Ilgner stellten die Pläne vor. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder Bote

Hochschule: Neuer Strukturentwicklungsplan soll Lehrangebot fit machen für die digitalisierte Welt

Der deutschen Wirtschaft stehen gravierende Umwälzungen ins Haus und der Hochschullandschaft ebenfalls: Die Stichworte lauten Digitalisierung, Industrie 4.0, Nachhaltigkeit, demografischer Wandel. Die Hochschule Albstadt-Sigmaringen wappnet sich dafür.

Albstadt-Ebingen. Bereits vor einem Jahr hat die Hochschule einen Strukturentwicklungsplan verabschiedet, der die Weichen für die digitale Zukunft stellt. In der Albstädter Fakultät Engineering sind vor allem zwei Studiengänge betroffen, der Maschinenbau und das Wirtschaftsingenieurwesen. Der Strukturentwicklungsplan, der im Lauf des Winters und Frühjahrs Gestalt angenommen hat, sieht diverse "Vertiefungsrichtungen" für sie vor, etwa "Digitale Produktion", "Digitale Wirtschaft", "Leichtbau", "Energie und Mobilität", "Advanced Materials" oder "Data Engeneering". Um nur einige zu nennen.

Worum geht es? Wer in Zukunft industriell produziert, wird die Welt der Daten nicht ignorieren können – er muss die Jonglage mit "Big Data" beherrschen, er muss sich damit arrangieren, dass SAP alle Unternehmensbereiche durchdringt und den klassischen Buchhalter überflüssig macht, er muss einzelne Produktionsschritte digital verknüpfen, und er muss lernen, die Vorteile der Vernetzung zu nutzen: Wo heute noch Lastwagen einzelne Bauteile von einem Werk zum anderen schaffen, da sollen die Digitalisierung und neue Produktionsmittel – dem 3D-Drucker dürfte so mancher Montageschritt zum Opfer fallen – dafür sorgen, dass Transporte wegfallen und Wege schrumpfen. Was Energie spart und die Nachhaltigkeit ebenso befördert wie etwa der Einsatz jener neuen Materialien, mit denen die Maschinenbauer der Vertiefungsrichtung "Leichtbau" arbeiten werden.

Nicht alles davon ist neu: Dass ein Motor so konstruiert sein sollte, dass er für eine an sich unbedeutende Reparatur nicht komplett auseinandergenommen werden muss, ist ein Grundsatz, den Ingenieure seit eh und je beachten, wenn sie gute Ingenieure sind. Dass der kürzeste Weg der beste Weg ist, ebenfalls.

Aber mit der Digitalisierung nimmt die Optimierung noch einmal andere Dimensionen an – und wer nicht auf der Strecke bleiben will, der sollte diese digitale Optimierung mit der akademischen Muttermilch aufgesogen haben. Die Hochschule Albstadt-Sigmaringen wartet allerdings nicht nur mit neuen Inhalten auf.

Noch etwas wird sich ändern: In einer Welt, in der sich die industriellen Revolutionen nicht mehr alle paar Jahrhunderte, sondern im Dekadenturnus ereignen, reicht es nicht mehr, einmal zu studieren und für den Rest des Berufslebens davon zu zehren. Die Zukunft gehört der multiplen Ausbildung und der regelmäßigen Frischenzellenkur in Sachen Wissen.

Die Hochschule bietet deshalb ab dem kommenden Wintersemester in allen Studiengängen die Möglichkeit des Berufs- oder ausbildungsbegleitenden Teilzeitstudiums an – auch das macht die Digitalisierung möglich: Dank E-Books, "Webinaren" und Video-Tutorials muss der Student nicht mehr ständig im Hörsaal sitzen, sondern kann sich die Vorlesung seines Professors auch zuhause auf dem Bildschirm anhören und den Ideenaustausch mit den Kommilitonen online pflegen.

Die Studiendauer kann entsprechend angepasst, das Masterstudium beispielsweise von drei auf fünf Semester verlängert werden. Übrigens bietet die Hochschule auch für diese Form des Studiums die Option des Austauschs samt Doppelabschluss an: Der Kooperationsvertrag mit der Guglielmo-Marconi-Universität in Rom ist mittlerweile unterschriftsreif.