Christian Baumgärtner (links) trägt die leichte "Basic" und Matthias Raible die robustere "Comfort"-Version der zwissClean Mask.Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Coronavirus-Pandemie: Musiker und Veranstaltungsprofi setzen der Krise mit Flexibilität etwas entgegen

Weil in der Veranstaltungsbranche gar nichts geht, sind Musiker Christian Baumgärtner und Matthias Raible, Inhaber von "Sound, Light and More", in ein Geschäftsfeld eingestiegen, das Konjunktur hat: Masken – antiviral beschichtet.

Albstadt. "www.Durchatmen.shop" – der Name der Internetseite, die Christian Baumgärtner und Matthias Raible gegründet haben, ist Programm.

Denn dort vertreiben sie Mund-Nase-Masken der Firma zwissTEX Germany, die auf Technische Textilien spezialisiert ist. "Die Stoffe sind umweltschonend – ohne Einsatz von Silber oder Zink – antiviral und antibakteriell beschichtet", erklärt Raible. "Die Beschichtung zerstört die Zellmembran von Viren und Bakterien und schützt damit, obwohl der Stoff sehr dünn und leicht ist."

Weil seine Frau Lehrerin ist und er selbst mit seiner Firma "SLAM – Sound, Light and More" – wenn er zurzeit überhaupt mal einen Auftrag im Kulissenbau hat – den ganzen Tag über mit Maske arbeitet, weiß Raible, wie viel schwieriger manches dadurch ist: verständlich sprechen, Brille tragen und eben durchatmen. Die "zwissCleanMask" in der "Basic"-Version ist viel leichter als herkömmliche Stoffmasken, schließt dicht ab und ist – Christian Baumgärtner weist ausdrücklich darauf hin – nicht nur bis zu zehn Mal waschbar, sondern kann danach auch sortenrein zu hundert Prozent recycelt werden. Sie den ganzen Tag über zu tragen, sei damit selbst für Ältere und Menschen, die chronische Atembeschwerden haben, kein Problem, ebenso wenig wie das Sprechen mit Maske. "Manche machen aus dem Mund-Nase-Schutz einen Mundschutz, weil sie mit Maske schlechter atmen können", hat Baumgärtner beobachtet. Der Nutzen falle damit aber praktisch flach.

Die Entscheidung, auf einem ungewohnten Geschäftsfeld tätig zu werden, ist Baumgärtner, Schlagzeuger und Mitbegründer der Band "Südlich von Stuttgart", und seinem Schwiegersohn unter den aktuellen Umständen leicht gefallen. "Die Event-Wiese" – eine Veranstaltungsreihe der Stadt im Sommer im Naturfreibad – und die Versorgung der Gemeinderatssitzungen in der Festhalle mit Lautsprecher-Teachnik sind deutlich zu wenig für Raible, um seine Firma mit mehreren Angestellten, großen Fahrzeugen, viel Platzbedarf und Technik gewinnbringend zu betreiben. Baumgärtner und seine Band-Kollegen sind freischaffende Künstler, also Solo-Selbstständige, und beide trifft das coronabedingte Veranstaltungsverbot hart, zumal "SLAM" selbst arbeiten darf und damit keinen Anspruch auf Ausgleichszahlungen auf dem Corona-Hilfsfonds hat – einzig die Anlässe für Aufträge fehlen. Planungssicherheit bestehe obendrein nicht, betont Baumgärtner. "Mit Substanziellem rechne ich nicht vor Mitte des Jahres 2021. Alle Firmenjubiläen sind abgesagt – und ob sie je nachgeholt werden?"

Die Hütte, die "SLAM" für "mobile Weihnachtsfeiern" baut, ist fast fertig, kommt aber wohl nicht zum Einsatz, obwohl das Konzept koronakonform sei, wie Raible erklärt: Nach drei Seiten aufklappbar, entstehe kein Stau, und sowohl Firmen als auch Vereine könnten so ein bisschen Weihnachtsmarktatmosphäre – "nach Feierabend, aber eben nicht bis in die Nacht" – in den Hof bringen, um ihren Mitarbeitern und Mitgliedern etwas Gutes zu tun. Allem Anschein nach werden solche Angebote aber auch über November hinaus nicht möglich sein.

Dass es Menschen gibt, die zu Tausenden ohne Maske und ohne Abstand gegen die Corona-Regeln demonstrieren, "und die Gerichte da nicht durchgreifen, ist furchtbar", sagt Christian Baumgärtner. So könne sich das Virus, das nicht nur Leben, sondern auch viele Existenzen koste, ungehindert verbreiten, wundern sich beide. "20 000 Menschen" wie kürzlich in Leipzig: "Wie viele Restaurants wären damit voll?" fragt Baumgärtner, und Raible fügt hinzu, was er selbst erlebt hat: "Leider kann man mit Maskengegnern und Corona-Leugnern gar nicht diskutieren. Sie sind Argumenten nicht zugänglich."

Dem Argument der Atemnot haben Raible und Baumgärtner mit ihrer Neugründung jedenfalls etwas entgegen zu setzen.