So ähnlich muss man sich ein Picknick auf der "Eventwiese" vorstellen. Ein Detail stimmt nicht: Es dürfen maximal fünf Personen auf einer Parzelle picknicken. Foto: Stadt Albstadt

Stadt veranstaltet im Tailfinger Naturbad 17 "Picknicks" mit künstlerischem Gehalt. Bekannte Bands und Akteure.

Albstadt-Tailfingen - Die Künstler sind arbeitslos, ihr Publikum auf Entzug – kaum eine Branche leidet so unter der Coronakrise wie die Kultur. Jetzt steuert die Stadt Albstadt gegen: Sie veranstaltet ein Kultursommerfestival im Tailfinger Naturfreibad. Das Stichwort lautet "Eventwiese".

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"Die Kultur geht nicht baden" – die Devise, die Kulturamtschef Martin Roscher und sein Stab ausgegeben haben, ist Versprechen und Verhaltensmaßre-gel zugleich: Mit Baden ist nichts in diesem Sommer; ins Wasser dürfen weder Kunstschaffende noch Kunstfreunde – da ist Corona vor.

Was dürfen sie dann? Picknicken – die Veranstalter werden auf der Liege- alias "Eventwiese" an der Schmiecha 87 wie auf einem Halmabrett angeordnete Picknickplätze ausweisen, von denen jeder 2,50 mal 2,50 Meter misst und Platz für Klapptisch, Kühltasche, Decke – ab Reihe drei sind auch Campingstühle zulässig – und fünf Personen bietet. So viele und nicht mehr dürfen es sich auf 6,25 Quadratmetern gemütlich machen und von dort aus dem lauschen oder zuschauen, was auf der Bühne vor ihnen vor sich geht. Jeder Picknickplatz ist angezeichnet – die Begrenzungslinien werden mit dem Markierwagen gezogen wie die auf dem Fußballplatz – und genau zwei Meter vom nächsten Picknickplatz entfernt. Dieses Sicherheitskonzept ist das mittlerweile fünfte, das sich Roscher und seine Mitarbeiter seit dem Beginn des Lockdowns ausgedacht haben – sie haben inzwischen einige Übung darin.

Größtenteils Albstädter Künstler

Und was bekommen die Picknickgesellschaften geboten? Eine ganze Menge – das Kulturamt hat für die Zeit zwischen dem 24. Juli und dem 30. August nicht weniger als 17 Termine gemacht, zum größten Teil mit Albstädter Künstlern, aber auch mit Auswärtigen. Unter normalen Umständen wäre das ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, aber diesmal rannten Roschers Eventmanager offene Türen ein – "so einfach war das Booking noch nie", sagt Vera Matthes vom Kulturamt. Den Anfang macht am 24. Juli ein DJ-Picknick mit "Bordello & Eska"; am 27. Juli folgt ein Auftritt der Rocker von "Chocco Mocco", am 30. Juli ein "Albstädter Künstlerpicknick" mit Maler Bruno Schlagenhauf und am 1. August ein Konzert mit Tobias Conzelmann und Band.

Am 4. August eröffnet die Stadtbücherei ihre diesjährige Leseclubaktion "Heiß auf Lesen". Einen Höhepunkt bringt der 8. August, nämlich das Comedypicknick mit dem "Witz vom Olli". Am 9. August konzertiert "Bounded Blue" mit Michael Sisto und am 14. August "Jan Reiser & Band". Tags drauf, am 15. August ist "Poetry Slam", am 16. August Literaturpicknick in Gestalt einer Lesung aus Kevin Butlers "Maultaschenmambo" und am 20. August gleich noch eines, diesmal mit Jungautor Philipp Spielmann. Am 21. August stehen "Bart & Plauze" auf der Bühne, der 22. August beschert ein weiteres DJ-Picknick und der 27. August ein "Zockerpicknick" mit "Game2Gether".

Theater Lindenhof zu Gast im Naturbad

Was fehlt noch? Theater. Am 28. August inszeniert das Melchinger Theater Lindenhof auf der Eventwiese sein Film- und Theaterprojekt "Das Bodenpersonal" – ein LED-Screen garantiert gute Sicht. Am 29. August steht eine Lesung mit "Live-Illustration" auf dem Programm: Text ist der Oskar-Wilde-Klassiker "Das Bildnis des Dorian Grey"; präsentiert wird er von Lokalmatador Holger Much und Luci van Org, die vor 25 Jahren mit ihrer Band "Lucilectric" und dem Titel "Mädchen" Furore machte. Den Schlusspunkt setzt am 30. August ein Mundartpicknick mit Hildegard, Josefe und Emma, den Damen vom Dohlengässle.

Blieb jemand ungetröstet? Martin Roscher und Oberbürgermeister Klaus Konzelmann können es sich eigentlich nicht vorstellen – in diesem Programm müsste für jeden Geschmack etwas dabei sein. Karten gibt es diesmal nur im Vorverkauf bei www.reservix.de; die Karte wird zuhause ausgedruckt und beim Einlass kontaktlos gescannt. Willkommen ist jeder – es sei denn, er hatte zuvor Kontakt zu Corona-Infizierten oder weist Symptome auf. Aber das versteht sich eigentlich von selbst.