Zwei Bierbrauer, die neue Wege beschreiten: die Hochschulprofessoren Bernd Stauß (links) und Derk Rembold. Foto: Korinth Foto: Schwarzwälder Bote

Künstliche Intelligenz: Das Land fördert zwei Projekte der Hochschule Albstadt-Sigmaringen

Albstadt/Sigmaringen. Das Stuttgarter Wirtschaftsministerium fördert landesweit 44 Verbundforschungsprojekte auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI), an denen insgesamt 73 kleine und mittlere Unternehmen beteiligt sind. Zwei dieser Projekte betreibt die Informatik-Fakultät der Hochschule Albstadt-Sigmaringen gemeinsam mit Firmen aus der Region.

Bei "KI4Audio" wird ein KI-basiertes Assistenzsystem für die klinische Messung von Hörstörungen entwickelt, bei "KI-VISOPRO" ein intelligenter virtueller Sensor für cyberphysikalische Systeme – im Falle der Hochschule für die Automatisierung des Bierbrauprozesses in der hochschuleigenen Mini-Brauerei.

Schon seit längerem brauen die Informatiker der Hochschule Bier – ein probates praktisches Versuchsfeld, auf dem die Studierenden ihre Programmierfähigkeiten verbessern können: Wirtschaftsinformatiker konzipieren den kompletten Brauprozess mit SAP-Software, Technische Informatiker automatisieren die Brauvorgänge und steuern den technischen Prozess, in dem Sensoren eine entscheidende Rolle spielen: Sie messen nicht nur Parameter wie Temperatur, Strom oder Druck, sondern auch Zuckergehalt und Stammwürze.

Genauigkeit ist das A und O

Der Einsatz dieser Sensoren ist laut Hochschulprofessor Derk Rembold, der das Projekt zusammen mit seinem Kollegen Bernd Stauß betreut, oft mit hohen Investitionskosten und -aufwand verbunden; zudem besteht immer die Gefahr, dass ungenaue Messwerte die Prozessqualität beeinträchtigen.

Hier setzt "KI-VISOPRO" an: Smarte und flexible Sensoren, integriert in sogenannte "cyber physical systems", die Software-Komponenten übers Internet mit Elektronik und Mechanik verbinden, sollen künftig genauere und verlässlichere Werte liefern – und dazu noch preiswerter und flexibler einsetzbar sein als die Sensoren von heute: Intelligent wie sie sind, könnten sie selbstständig und zielgerichtet in den Ablauf des Brauprozesses eingreifen und so seinen Ablauf und seine Qualität verbessern.

Im Rahmen des von Hochschulprofessor German Nemirovski betreuten Forschungsprojekts "KI4Audio" entwickeln Studierende ein KI-basiertes Assistenzsystem, das bei Hörtests audiometrische Daten interpretiert. Es soll Messdaten automatisch auswerten, Diagnosevorschläge und Hinweise geben, gegebenenenfalls Alarm schlagen, wenn Messungen fehlerhaft sind, und so auch weniger erfahrenen Anwendern ermöglichen, genaue Diagnosen zu stellen.

Konkretes Ergebnis des Projekts soll ein Prototyp sein, der leicht zu bedienen sein wird und über eine offene Schnittstelle in audiologische Softwaresysteme integriert werden kann. German Nemirovski hofft ferner, dass die im Zuge des Projekts gewonnenen Erkenntnisse dazu beitragen können, effizientere, KI-gestützte audiometrische Verfahren zu entwickeln.Kooperationspartner der Hochschule beim Projekt "KI4Audio" sind die Colugo GmbH in Tübingen und die Merz Medizintechnik GmbH in Metzingen. Im Projekt "KI-VISOPRO" arbeitet die Hochschule mit der Speidel GmbH in Ofterdingen, der 42 as a Service GmbH in Tübingen sowie der top flow GmbH in Bad Saulgau zusammen. Das Land investiert insgesamt 11,4 Millionen Euro in die 44 geförderten Projekte, weitere 9,1 Millionen Euro steuern die beteiligten Unternehmen bei. Die Fördersumme pro Projekt beträgt je nach Umfang des Vorhabens zwischen 110 000 und 420 000 Euro. Alle Projekte sollen bis Dezember 2021 abgeschlossen sein.