Vom Baustil her ein Schmuckstück, ist die Friedhofskapelle in Ebingen dermaßen in die Jahre gekommen, dass sie von Grund auf saniert werden muss – für teuer Geld. Foto: Beate Müller

Sanierung dürfte, falls sie kommt, 1,2 Millionen Euro kosten. Vorerst Provisorium.

Albstadt-Ebingen - Ein Sorgenkind war sie von Anfang an und ist es 120 Jahre lang geblieben. Inzwischen ist die Bausubstanz so marode, dass die Sanierung 1,2 Millionen Euro kosten würde. Am Dienstag erstattete das Baudezernat im Technischen Ausschuss Bericht.

Erbaut wurde sie 1899, und schon im ersten Jahr war das Dach undicht. Es musste repariert werden – und danach noch viele weitere Male. Mehrfach wurde die Ebinger Friedhofskapelle saniert, ohne dass dabei die Grundprobleme bereinigt worden wären – im Regelfall wurde am Symptom herumgedoktert; manche Sanierungsmaßnahme machte alles noch schlimmer. Bauamtsleiter Bernd-Michael Abt verwendete in seinem Bulletin im Technischen und Umweltausschuss nicht das Wort "Fehlkonstruktion" – aber der Tenor ging in diese Richtung.

Wo liegt das Problem? Im wesentlichen haben die drei von der Stadt beauftragten Gutachter zwei Geburtsfehler ausgemacht: die Verwendung minderwertigen Betons und eine unzulängliche Wasserführung. Schon die ursprüngliche Dacheindeckung der Kuppel scheint nicht garantiert dicht gewesen zu sein, aber immerhin war sie aus Schiefer, der nicht zum "Arbeiten" neigte und zudem eine gewisse Luftzirkulation unter der Kuppel zuließ. Bei späteren Sanierungen wurde der Schiefer jedoch durch Kupferblech ersetzt, und dieses Material reagierte natürlich ungleich empfindlicher auf Temperaturschwankungen: Bei Hitze dehnte es sich stark aus, bei Frost zog es sich zusammen; als Folge davon rissen sich die Haften los, mit denen die Bleche an der Holzschalung befestigt waren, und so lagen zum Schluss die Blechscharen lose auf. Lediglich die Geometrie der Kuppel und die Schwerkraft sorgten dafür, dass sie liegen blieben.

An den acht Ecken sammelt sich Wasser

Aber natürlich verzogen sie sich, und durch die Ritzen konnte Wasser ins Dach eindringen. Und nicht nur dort: Besonders anfällig für Wasserschäden ist der Traufbereich der Kuppel – besonders an den acht Ecken des Oktogons, auf dem das Dach aufsitzt, staut sich Wasser, unter anderem auch deshalb, weil die Regenrinne an ihrer Außenseite ebenso hoch aufragt wie an der Innenseite. Bei Starkregen sucht es dann den Weg des geringsten Widerstands – nach innen. Dass sich dies vermeiden ließe, wenn die Rinne nur regelmäßig gesäubert würde, bestreitet Baubürgermeister Udo Hollauer: "Damit ist es nicht getan."

Die Schäden, die das eindringende Regenwasser im Lauf der Jahrzehnte angerichtet hat, sind gravierend: Die immer wieder gut durchfeuchtete Fußpfette der Dachkonstruktion ist verfault, desgleichen die Füße der Pfosten und Streben, die das Skelett der Kuppel bilden – kein Wunder, dass der Dachstuhl sich bereits um fünf Zentimeter abgesenkt hat. Wie die statische Untersuchung des Kranzgesimses gezeigt hat, sind die Eisenteile verrostet und haben, ebenso wie die Betongurte, ihre Tragfähigkeit eingebüßt. Die Konsistenz des Betons ähnelt der von Schiefer; er bröckelt und blättert ab – genau wie der Putz an der Fassade und im Inneren des Gebäudes.

Und so sähe das Programm einer umfassenden Sanierung der Friedhofskapelle aus: Die morschen Balken, die rostigen Stahlträger und die Dachrinne müssten ersetzt, der Putz erneuert und die Fassade, die unter anderem durch von den viel zu schmalen Simsen herabfließendes Sickerwasser verunziert ist, mit Heißdampf abgedampft und neu gestrichen werden. Dass dafür 1,2 Millionen Euro ausreichen, wurde im Technischen Ausschuss offen angezweifelt – Laufens Ortsvorsteher Peter Landenberger tippt auf 1,5 Millionen; Martin Frohme (SPD) rechnet längerfristig gar mit über zwei Millionen und riet von der Investition ab: "An dieser Kapelle ist nichts zu retten." Ein Abriss kommt allerdings schon aus rechtlichen Gründen nicht in Betracht: Das Haus steht unter Denkmalschutz.

Die Sanierung steht allerdings derzeit auch nicht auf der Agenda: Erst in der mittelfristigen Finanzplanung für 2022 ist eine Rate von 250 000 Euro vorgesehen. Bis dahin will die Stadt es bei Schadensbegrenzung belassen: Die Kuppel wird mit einem Regenschutz aus Plastik abgedeckt – sie bekommt, mit einem Wort, eine Badekappe. Ob es dann noch eines Netzes bedarf, wird geprüft.