So gut wie fertig: Am kommenden Sonntag wird der neue Campingplatz beim badkap eingeweiht. Foto: Kistner

Vier Sterne haben ihren Preis: Gesamtkosten liegen bei 2,055 Millionen Euro. Einweihung am Sonntag.

Albstadt-Lautlingen - Am Sonntag wird der neue Campingplatz eingeweiht. Seine Kosten werden derzeit mit 3,78 Millionen Euro veranschlagt – das ist wesentlich mehr als ursprünglich angenommen. Wieso, das musste die Stadtverwaltung gestern dem Gemeinderat erklären.

2,055 Millionen Euro Gesamtkosten – auf der Grundlage dieser Schätzung hatte der Gemeinderat 2012 grünes Licht für den Bau des Campingplatzes gegeben. Der Kostenvoranschlag war nur wenig später Makulatur; ein Baugrundgutachten hatte ihn über den Haufen geworfen. Es kam zu dem Ergebnis, dass der aus Hangschutt und -lehm bestehende Untergrund instabil und aufgrund seiner tonigen Bestandteile wasserundurchlässig war. Das bedeutete, dass Niederschlagswasser kanalisiert und in ein Rückhaltebecken geleitet werden und dass der Baugrund stabilisiert werden musste. Weißfeinkalk sollte eingerecht werden und den tonigen Brei, der unter Belastung nachzugeben drohte, standfest machen. Die Mehrkosten: rund 950 000 Euro. Nun standen bereits 3 Millionen Euro unterm Strich.

Dabei blieb ist es nicht. Inzwischen sind weitere 780 000 Euro hinzugekommen – dem Gemeinderat zu erklären, woher, war gestern die unangenehme Pflicht von Baubürgermeister Udo Hollauer. Wie sich herausgestellt hatte, genügte es nicht, den Weißfeinkalk einfach einzurechen: Es bedurfte einer Fräse, um ihn tiefer unterzupflügen, und da eine solche Fräse empfindlicher auf Schläge reagiert als ein Rechen, wurden größere Steinbrocken ausgesiebt. Kosten: 280 000 Euro.

Und weiter: Der Standard der ursprünglichen Planung entsprach laut Hollauer nicht den gängigen Anforderungen an einen Vier-Sterne-Campingplatz. Die Planung wurde um einen Aufenthaltsraum ergänzt, das spartanisch konzipierte Sanitärgebäude aufgewertet und die obere Zufahrt mit einer Schranke versehen. Schranken verursachen Staus – als Konsequenz wurde eine Standspur in die Planung aufgenommen.

Standard ist höherals ursprünglich geplant

900 Quadratmeter wurden gepflastert statt geschottert, die untere Zufahrt nach Osten verlegt. Der Grund: Die Böschung unterhalb der Wohnmobilterrasse musste abgeflacht werden, um dem Hangdruck standzuhalten; das erforderte mehr Raum. All diese Maßnahmen schlugen mit weiteren 230 000 Euro zu Buche. Und dann waren da noch die Ferienhäuser: Neun von insgesamt 13 finanziert die Stadt; da jedes einzelne statt 50 000 Euro 56 000 gekostet hat, kommen zu 510 000 Euro Mehrkosten noch einmal 54 000 Euro hinzu. Macht 564 000 – ohne Baunebenkosten. Berücksichtigt man die auch noch, ist man bei 780 000 Euro angelangt.

Was ist der Gegenwert? Ein Vier-Sterne-Campingplatz, wesentlich edler als das ursprüngliche Modell – und laut Hollauer eine höhere Pacht: Der höhere Standard rechtfertigt höhere Preise; zudem wurde die Zahl der lukrativeren Wohnmobilplätze von 19 auf 46 aufgestockt und die der Wohnwagenplätze auf 36 halbiert. Diese Rechnung leuchtete den Gemeinderäten allerdings nicht so recht ein – die Rechnung enthält für ihren Geschmack allzu viele Unbekannten.

Im übrigen wirkten sie etwas ratlos. Nichts gegen vier Sterne – doch der Jubel, so CDU-Fraktionschef Roland Tralmer halte sich angesichts des Aufpreises "in extrem engen Grenzen" – auf Antrag der CDU wurde denn auch ein Kostendeckel in den Beschlussantrag aufgenommen. Elmar Maute (SPD) monierte, dass fast 800 000 Euro per Eilentscheidung, also an den Gremien vorbei, vergeben worden seien – Hollauer verwies in seiner Replik auf die wahlbedingte zwölfwöchige Sitzungspause. Ferner kritisierte Maute die Eile, mit der die Stadt das Projekt betrieben habe: Auf der Basis einer Kostenschätzung im Stadium der Entwurfsplanung hätte der Stadtrat seinerzeit nicht entscheiden dürfen. Am Ende erhielt die Verwaltung dennoch eine Lizenz für ihr Tun – bei vier Gegenstimmen und zwei Enthaltungen.