Über den Tourismus in Burgfelden wurde kontrovers diskutiert. Foto: Eyrich

Kontroverse Diskussion über künftige Schritte im Tourismus kommt den Bürgern zu spät. Angst um die Natur.

Albstadt-Burgfelden - Hoch schlagen die Wellen in Burgfelden, wo sie Stadtverwaltung am Mittwoch Abend mit Bürgern die nächsten Projekte des Masterplans Tourismus diskutiert hat. Den 340 Bewohnern werden es der Touristen langsam zu viele.

"Wir sehen im Tourismus einen Wirtschaftsfaktor, und Burgfelden sowie Onstmettingen sind prädestiniert dafür." Mit dieser Begründung hat Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow die Diskussion im Bürgerhaus eröffnet, in der es um den Winterpremiumwanderweg – den ersten Baden-Württembergs und den zweiten in Deutschland – sowie um die geplanten Mountainbike-Trassen ging.

Die Burgfeldener Bürger stört dabei einiges. Erstens: Schon am 9. Januar soll – gute Schneelage vorausgesetzt – der Winterpremiumwanderweg eröffnet werden. Bislang ist das Projekt aber weder mit dem Ortschaftsrat diskutiert worden, noch haben Stadträte aus Burgfelden – Elmar Maute und Ortsvorsteher Hubert Reinauer – bisher die genauen Pläne zu sehen bekommen von jenen Wegen, die auch durch den Ort führen; das stört sogar den Laufener Stadtrat Martin Frohme. Zumal es im Ort – Kritikpunkt Nummer zwei – schon genug Touristen gebe, die sowohl parken als auch Toiletten benutzen müssen, wie Marina Flügel zu bedenken gab.

Müll hingegen – so betonen Kulturamtsleiter Martin Roscher und Hagen Melzer vom Planungsbüro "Project M" – sei kein Problem, wie eine Befragung der Revierförster ergeben habe.

Gerhard Haas äußerte Bedenken, einen Winterwanderweg mit 30 bis 40 Zentimetern Schnee als Grundlage überhaupt hinzukriegen und kritisierte den "Ausverkauf der Natur". Martin Roscher versicherte ihm, dass darauf geachtet werde, der Natur nicht zu schaden – das sei auch die Aussage der Naturschutzbehörde.

Hans-Friedrich Wißmann, früher selbst Ortsvorsteher in Burgfelden, wies auf die Landschaftsschutzverordnung hin, die eingehalten werden müsse: "Wenn Tourismus hier im geplanten Umfang stattfindet, führt das zwangsläufig zum Landschaftsverbrauch." Doch die Landschaft in Burgfelden sei Albstadts "Goldreserve".

Das jedoch ist genau der Grund, warum der kleinste von neun Stadtteilen so stark in die Tourismuskonzeption eingebunden werden soll. Sowohl Oberbürgermeister Gneveckow als auch die Stadträte Matthias Strähler und Willi Merkel stellten klar, dass auch andere Stadtteile gewisse Belastungen zu ertragen hätten – oft größere als Burgfelden. Als Beispiele nannte Gneveckow Verkehr und Industrie.

Merkel appellierte an die Burgfeldener, den Einwohnerverlust und die Finanzlage im Auge zu behalten. Wenn die Stadt nicht handle, sei sie nicht attraktiv: "Es kann doch nicht in Ihrem Interesse sein, dass wir überall leere Gebäude haben."

Strähler: Albstadt braucht Burgfelden - und Burgfelden braucht Albstadt

Strähler machte deutlich, dass Burgfelden zwar einer der schönsten Orte der Region sei, aber die gesamte Infrastruktur der Stadt Albstadt brauche, und um sie in Schuss zu halten, müsse auch jeder Stadtteil seinen Beitrag leisten: "Wenn Sie es anders wollen, dann erklären Sie der Verwaltung, wie Sie es wollen."

Hubert Reinauer hat Sorge, wie es gelingen soll, "den ganzen Verkehr an Sonntagen in den Griff zu bekommen", während Jürgen Maier vom Schwäbischen Albverein sich daran störte, dass der Verein zwar gebraucht werde, um die Premiumwanderwege zu unterhalten und Touristen dort zu führen, jedoch nicht in die Planung von Winterwanderwegen – der zweite soll in Onstmettingen entstehen – und Mountainbikestrecken eingebunden worden sei.

Ein Bürger fragte deutlich nach, welche Möglichkeiten er habe, die Mountainbikewege zu verhindern. Konzilianterweise antwortete Jürgen Gneveckow ganz offen: Grundstückseigentümer könnten ihre Zustimmung verweigern, dass Wege über ihre Grundstücke führten.

Nach zweieinhalb Stunden endete die Diskussion mehr aus zeitlichen Gründen denn aus dem Grund, abgeschlossen zu sein. Im Gegenteil: Die Stadtverwaltung hat den Auftrag der Burgfeldener mitgenommen, ihre Bedenken zu berücksichtigen und weitere Planungen vorher – nicht hinterher – mit dem Ortschaftsrat abzustimmen. Martin Roscher gab ihnen dieses Versprechen: "Wir nehmen ein Stimmungsbild von hier mit und werden das in die weiteren Pläne einfließen lassen."

Versöhnlich stellte auch Hans-Friedrich Wißmann klar: "Glauben Sie nicht, dass die Burgfeldener keinen Tourismus wollten" – denselben gebe es im Ort schließlich schon seit 120 Jahren. Weit vor Erfindung von Traufgängen und Mountainbikes.