Manche Geigen erinnern an "Klaus-Dieter", die sprechende Ukulele aus der Kindersendung "Löwenzahn". Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Kunstschüler verschaffen alten Instrumenten ein zweites Leben

Frisch, pfiffig und originell ist die Ausstellung "Johnny ohne Cash", die seit Donnerstag und noch bis 6. Februar im Rathaus Albstadt zu sehen ist. Dazu beigetragen haben Musiker und Künstler der Musik- und Kunstschule – manche schweren Herzens.

Albstadt-Ebingen. Monate habe es gedauert, bis die "Irreparabilität" dieser "traurig-stummen Instrumente" zweifelsfrei festgestellt worden sei, sagt Maritta Beuchel und muss schmunzeln. Sie spricht von Querflöten, Trompeten, Klarinetten, Trompeten, Geigen und Saxofonen, die sich seit der Gründung der Musik- und Kunstschule Albstadt (MuKS) angesammelt haben und sich – "verbeult und verpfiffen" – am Ende nur noch gegenseitig von ihrer glorreichen Vergangenheit erzählen konnten: "In der MuKS hing nicht der Himmel voller Geigen, sondern die Regale lagen voll davon."

Obwohl die Instrumentallehrkräfte "Skrupel" gehabt hätten, "ihr Heiligtum frei zu geben zur Neuerweckung" – "ein Musiker betrachtet es als Sakrileg, wenn Meister Klecks oder Meister Kleb sich seiner bemächtigen" – sei es gelungen: Albstädter und Balinger Kunstschüler durften sich daraus ihre Lieblinge aussuchen und sie künstlerisch verwandeln.

Was sie daraus gemacht haben, war zum ersten Mal zu sehen bei einer Gemeinschaftsveranstaltung, die in der Stadthalle Balingen eine "umjubelte Premiere" gefeiert habe, wie Oberbürgermeister Klaus Konzelmann betont: Schüler der MuKS, der Jugendmusikschulen Zollernalb und Balingen, der Jungen Bläserphilharmonie Zollernalb, des Kinderchors Geislingen und der Breakdance-Gruppe der TSG Balingen sowie der Kunstschule Balingen hätten ein Gemeinschaftsprojekt auf die Bühne gestellt, "das mit über 220 Beteiligten einzigartig war".

Die Kunstlehrkräfte Michl Brenner, Conny Prawitt und Wolfgang Wiebe aus Albstadt sowie Marita Linder-Schick aus Balingen hätten es verstanden, "Neugier und Kreativität bei den Kunstschülern zu wecken – es ist ja nicht selbstverständlich, dass eine Klarinette zum Turm wird, ein Fagott zum Garderobenständer, oder dass aus alten Trompeten eine Kugelbahn entsteht", so Konzelmann.

Im Foyer der Stadthalle und am Rande der Musikdarbietungen habe die Ausstellung damals freilich nicht die Aufmerksamkeit genossen, die ihr nach Meinung Konzelmanns und Maritta Beuchels zusteht. Deshalb sollen die Werke nun bis zum 6. Februar im Rathaus Albstadt für Jedermann zu sehen sein.

Da feiere ein Trompetenkoffer als "Büchse der Pandora" Wiederauferstehung, "extreme Werke" wie "Elise im Schneewittchensarg", "Trompeters Ende" und der Namensgeber "Johnny ohne Cash" könnten die Besucher entdecken, so Beuchel. "Das Faszinierende an der Arbeit mit den Instrumenten war das Ungewohnte – wer überwiegend mit Leinwand, Papier oder Pappe arbeitet, für den ist Holz oder gar Metall eine echte Herausforderung."

Die Musikschulleiterin dankte dem Lions Club, dessen Engagement nach dem Projekt "classic eXtreme" noch nicht zu Ende gewesen sei, den MuKS-Lehrkräften Susanne Noske und Theo Fleischmann für die Mithilfe bei Ab- und Aufbau, allen Kunstschülern und -lehrern, die sich "richtig ins Zeug gelegt" hätten, sowie der Stadt und Veronika Mertens vom Kunstmuseum für die Unterstützung.

Nur an einer Instrumentalgruppe neben den Tasteninstrumenten sei die künstlerische Umgestaltung total vorbei gegangen: Kaputte Blockflöten seien keine vorhanden gewesen, verrät Maritta Beuchel und kann deshalb ein "stolzes Quartett" ankündigen, das die Vernissage stilvoll umrahmt: Eva-Maria Hirt, Hanna Damm, Rike Straub und Theo Fleischmann.