Meterhoch schlagen die Flammen aus dem Dach des "Schlitzohrs". Die frühere Gaststätte auf dem Neuweiler oberhalb von Tailfingen wurde in der Nacht auf Donnerstag ein Raub der Flammen. Foto: Privat

Brände in Tailfingen und Jungingen halten Feuerwehren auf Trab. Angst vor Feuerteufel geht um. Mit Video

Albstadt-Tailfingen/Jungingen - Zwei Brände innerhalb kurzer Zeit mitten in der Nacht, nur wenige Kilometer voneinander entfernt: Die frühere Gaststätte Schlitzohr auf dem Neuweiler oberhalb von Tailfingen sowie ein Schuppen bei Jungingen sind komplett zerstört. Treibt ein Feuerteufel sein Unwesen? In beiden Fällen gehen die Ermittler von Brandstiftung aus.

Der erste Alarm geht bei der Feuerwehr um 2.15 in der Nacht auf Donnerstag ein. Ein Schuppen nahe Jungingen brennt. Ermittler der Polizei stellen nach den Löscharbeiten der Feuerwehr fest, dass das Gartentor zu dem umzäunten Gelände aufgebrochen wurde. Vor allem aber konnten die Beamten bereits am Donnerstag eine technische Brandursache ausschließen. Deswegen gehen die Ermittlungen nun konkret in Richtung Brandstiftung weiter. Die Höhe des Sachschadens ist noch nicht bekannt.

Der zweite Vorfall ist deutlich umfassender – der Alarm dazu kommt rund eine Stunde später: Um 3.10 Uhr wird gemeldet, dass das "Schlitzohr" oberhalb von Tailfingen brenne. Das Feuer lodert wild in dem Gebäude, das Haus steht bald voll in Flammen.

Rund 100 Feuerwehrleute im Einsatz

Als Einsatzleiter am "Schlitzohr" fungiert Michael Angele, stellvertretender Albstädter Stadtbrandmeister. Nach und nach habe man alle verfügbaren Kräfte alarmiert, rund 100 Feuerwehrmänner waren im Einsatz. Die Landesstraße 442 wurde komplett gesperrt.

Als Gaststätte war das "Schlitzohr" seit geraumer Zeit nicht mehr in Betrieb. Eine Gebäudeversicherung bestand nach Informationen unserer Zeitung nicht mehr. Strom und – schlimmer noch für diesen Fall – auch das Wasser waren abgestellt.

Deshalb und aufgrund der abgelegenen Lage musste eine rund 1800 Meter lange Wasserversorgung aus dem Wohngebiet aufgebaut werden. Mehrere Schlauchwagen und Pumpen wurden dafür benötigt.

Löscharbeiten bis in den Nachmittag

Gegen 6 Uhr konnten dann die ersten Feuerwehren abrücken. Das Feuer war zwar noch lange nicht aus, aber unter Kontrolle. Der hintere Teil des Gebäudes wurde durch das Feuer komplett zerstört, ein Übergreifen auf eine benachbarte Lagerhalle konnte jedoch verhindert werden. Die Löscharbeiten zogen sich bis in den Nachmittag hinein.

Auch im Fall des "Schlitzohrs" gehen die Ermittler, die schnell vor Ort waren, von Brandstiftung aus. Bei der Begehung des Brandortes durch Kriminaltechniker haben sich nach Angaben der Polizei keine Hinweise auf einen technischen Defekt ergeben. Zur weiteren Klärung der Brandursache soll ein Brandmittelspürhund eingesetzt werden. Über die Hinzuziehung eines Brandsachverständigen entscheidet die Staatsanwaltschaft Hechingen. Zur Schadenshöhe am "Schlitzohr" gibt es bislang keine Schätzungen. Personen wurden bei dem Brand nicht verletzt.

Schockiert und tieftraurig sind die Mitglieder des Dart-Clubs "Triff mol äbbes", der bis zur Schließung des "Schlitzohrs" dort sowohl trainierte als auch Liga-Spiele veranstaltete und deshalb auch "Dart-Club Schlitzohr" hieß. Nach dem Tod des Wirts 2016 mussten sich die Aktiven – bis zu 20 sind es laut Clubsprecher Uwe Sillmann – ein neues Domizil suchen und haben inzwischen eigene Räume in der Tailfinger Stadtmitte. "Wenn wir am ›Schlitzohr‹ vorbeifahren oder dort mit dem Hund unterwegs sind, schauen wir immer noch wehmütig rüber", berichtet Sillmann. Dort habe man schöne Zeiten verbracht und viele Freunde kennengelernt. Das großzügige Lokal mit Nebenräumen und der riesige Garten, in dem die Dart-Sportler manches Spanferkel gegrillt und viele Feste und Turniere veranstaltet haben, war für die Mitglieder wie ein zweites Zuhause.

Polizei bittet um Hinweise

Noch immer kümmern sie sich deshalb um die Erbin des Gebäudes, die inzwischen zehnjährige Tochter des Wirts, und bedauern, dass es in all der Zeit nicht gelungen ist, einen Pächter für das Lokal zu finden. Den Namen des verstorbenen Wirts und sein Todesdatum haben sie auf ihren Club-Shirts verewigt und seine Dart-Pfeile haben einen Ehrenplatz im neuen Vereinsheim.

 Die Polizei bittet um Hinweise: Wer in der Nacht zum Donnerstag im Umfeld des "Schlitzohrs" oder des Schuppens bei Jungingen verdächtige Beobachtungen gemacht hat, soll sich bei der Kriminalpolizei in Balingen (Telefon 07433/26 40), beim Polizeirevier Albstadt (07432/95 50) oder beim Polizeirevier Hechingen (07471/9 88 00) melden.