Teilnehmer der zweiten "Albwerkstadt" stellen fest: Albstadt hat vor allem ein Imageproblem – und muss handeln
Von Karina Eyrich
Albstadt-Ebingen. Was muss Albstadt in Sachen Marketing tun, um Besucher und Albstädter selbst für die Stadt zu begeistern? Diese Frage hat sich bei der zweiten "Albwerkstadt" im "Schiller" herauskristallisiert – und ein paar Antworten gab es auch.
Albstadt hat ein Außenwirkungsproblem. Das ist das Fazit nach der zweiten "Albwerkstadt", zu der auch viele junge Teilnehmer am Donnerstag Abend ins "Schiller" gekommen waren. Die parteineutrale – CDU-Stadtverbandsvorsitzender Roland Tralmer als Gastgeber betonte es ausdrücklich – Veranstaltung sollte Ergebnisse zutage fördern, um Albstadt voran zu bringen, und Moderatorin Katharina Maier hob hervor: "Ein ›richtig‹ oder ›falsch‹ gibt es heute nicht."
Die Fülle dessen, was Maier an Antworten einsammelte, war groß. Stadträtin Lara Herter erteilte dem Stadtteildenken eine Absage und appellierte an alle, sich zu freuen, "dass sich Albstadt als Ganzes entwickelt". Daran wolle er mitarbeiten – das sei der Grund, warum er nun wieder in seiner Heimatstadt arbeite, betonte Gerhard Penck, Leiter des Stadtplanungsamtes, und verteidigte das Vorgehen, "erst den Kern", also Ebingen als größten Stadtteil, zu stabilisieren. Nun gehe es in Tailfingen weiter.
Dass dessen Zentrum schon einmal saniert worden sei, daran erinnerten Hans Conzelmann und Stadtrat Friedrich Pommerencke, und Conzelmann betonte: "Die Geschäfte, die dort geschlossen haben, sind nicht weg, weil sie zu viel verdient haben." Wer eine lebendige Innenstadt wolle, müsse die dortigen Geschäfte und die Gastronomie auch annehmen.
"Die Qualität der Betriebe besser hervorheben"
Die Attraktivität der mittelständischen Betriebe besser zu kommunizieren, wünschten sich mehrere Teilnehmer. Bernd Seeger, selbst Medienberater und Journalist, kritisierte, dass auch viele andere Vorzüge der Stadt zu wenig bekannt gemacht würden, und zählte Beispiele von der weltweit ersten Textilbetonbrücke bis zum Campingplatz auf, der nicht einmal im ADAC-Campingführer stehe. Eine Internet- und eine Facebook-Seite zu pflegen, sei heute nicht genug – entscheidend sei die Zahl der Medienkontakte.
Roland Tralmer stieß ins selbe Horn: Das Marketing müsse "zentral und professionell" geführt, nicht nur Traufgänge und Technologiewerkstatt dürften beworben werden. Doch bevor dies geschehe, mahnte Kersten Zaar, müsse Albstadt seine eigene Identität aufbauen: "Es erscheint mir falsch, zu werben, ehe man weiß, wer man ist."
Genau mit dieser Identität jedoch scheint es zu hapern. Beispiele, wie Ravensburg das Wir-Gefühl stärke, nannte Martin Schrenk, einer der jungen Gemeinderatskandidaten vom Mai: "Gezielt" würden junge Leute für die dortigen Bildungseinrichtungen angeworben, in die Gemeinschaft integriert und unterstützt. "Irgendwann sagen die dann: Hier will ich bleiben", so Schrenk. "Albstadt muss seinen Nachteil zum Vorteil machen", betonte er mit Blick auf die internationale Zusammensetzung der Bürgerschaft, "und sagen: Albstadt ist bunt und vielfältig."
Johann Schwab:Ein Torwand-Schießen reicht nicht aus
Volker Oertel, Mitarbeiter der Hochschule, sieht eine Möglichkeit, junge Leute hier zu halten, in der Willkommenskultur: Ein Starter-Paket mit Informationen über die Region wäre hilfreich, meint er. Andere Teilnehmer plädierten für ein Stadtfest, und Johann Schwab, Mitinhaber des "Schiller", hofft auf mehr Unterstützung der Stadt, aber auch der Bürger respektive Gäste beim Beleben der Kultur- und Kneipen-Szene: "Wir dürfen die Jugend nicht vergessen", sagte er. "Ein Torwand-Schießen mit ›City aktiv‹ reicht nicht aus."
Warum nur wird in Tailfingen für Sachsen geworben?
Auch Jan Ofs "Traum" ist es, "Albstadt zu verjüngen und die Studiengänge an der Hochschule zu internationalisieren". Warum er in Tailfingen an einem Werbe-Plakat für das Bundesland Sachsen vorbei gelaufen sei, wunderte ihn aber doch. Apropos Werbung: Eine Idee für einen thematisch umfassenden Werbe-Slogan für Albstadt lieferte der Truchtelfinger gleich mit: "Albstadt – voll auf der Höhe."
Von Karina Eyrich
In Sachen Außenwirkung ist viel Luft nach oben in Albstadt – als hätten wir es geahnt. Wie dieselbe zu verbessern wäre, darüber werden sich die Albstädter in allernächster Zukunft Gedanken machen müssen. Das ist die Haupterkenntnis nach der zweiten "Albwerkstadt", bei der auch einige Albstädter mitmischten, die sich mit so etwas auskennen. Also nichts wie ran und Ideen sammeln – ein "falsch" gibt es nicht, wie Moderatorin Katharina Maier ausdrücklich betonte. Vielleicht aber doch: "Albstadt – absolut draußen!" Dieser noch junge Werbe-Slogan ist reichlich doppeldeutig, das war wohl auch einigen Stadträten aufgefallen, die darüber abzustimmen hatten. Jan Of hat bei der Albwerkstadt eine prima Alternative geliefert: "Albstadt – voll auf der Höhe!" Gut, in Sachen Marketing ist die Stadt das offenbar noch nicht. Das Problem aber scheint erkannt – ein Anfang!