Einer der Referenten beim Technologieforum in Tailfingen: Werner Dreher vom NMI. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder Bote

Technologiewerkstatt: Technologieforum Albstadt soll Wissen- und Wirtschaft zusammenführen

Ein Technologieforum mit Gästen aus Wissenschaft und Wirtschaft hat in der Tailfinger Technologiewerkstatt stattgefunden. Der Titel lautete "Mission neue Werkstoffe – wir machen Atome sichtbar!"

Albstadt-Tailfingen (mak). Für den Geschmack von Werner Dreher und Tarek Lutz vom Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut (NMI) an der Universität Tübingen war er ein bisschen zu plakativ. Gewiss, es ging es bei dem Informationsabend in der Technologiewerkstatt unter anderem auch um Nanophysik und neue Werkstoffe; vor allem aber ging es darum, den geladenen Gästen, Unternehmern aus Textilindustrie, Maschinenbau und Medizintechnik die Vorzüge eines engen Schulterschlusses mit der Wissenschaft, hier vertreten durch das NMI und die Hochschule Albstadt-Sigmaringen, aufzuzeigen.

So etwas gelingt am einfachsten mit Beispielen. Immo Garrn von der Firma Gühring stellte in einem Kurzreferat zwei Fälle vor, in denen man etwas ratlos vor im eigenen Hause aufgetretenen Problemen gestanden sei und dann auf die Expertise der Tübinger Wissenschaftler zurückgegriffen habe: In einem Fall waren in Bohrernuten Verunreinigungen aufgetreten; die Analyse ergab, dass Spuren von organisch gebundenem Kohlenstoff – konkret: verkoktes Schleiföl – vorlagen. Diagnose: Die Kühlung hatte nicht ausgereicht. In einem anderen Fall konnte das NMI mit Hilfe von Laserspektroskopie den Verdacht bestätigen, dass sich der Diamant eines Bohrers unter dem Einfluss von Kobalt in profanes Grafit, sprich: den Stoff, aus dem man Bleistifte macht, verwandelt hatte. Seither sind Gührings CVD-Diamantplatten kobaltfrei.

Sollten sich einige Gäste ganz besonders auf die "sichtbaren Atome" gefreut haben, so wurden sie nicht enttäuscht. Tarek Lutz zeigte ihnen, wie weit das NMI mit seinen Elektronen- und Ionenmikroskopen in den Mikrokosmos einzudringen vermag: bis zur Molekülebene allemal, und bis zu den Atomen ist es von dort tatsächlich nicht mehr weit. Lutz demonstrierte die Leistungsfähigkeit der Gerätschaften und Methoden anhand von Untersuchungen, bei denen der Zusammenhang zwischen Fertigungsverfahren – die Beispiele waren Schleifen und Hartdrehen – und der Gefügestabilität und Härte des Werkstoffs geprüft wurde.

Der abschließende Vortragsblock war der Hochschule vorbehalten: Matthias Premer, der Prorektor Forschung, und seine Kollegen vom "Institut für angewandte Forschung" stellten die Arbeitsschwerpunkte "NESP" und "DITI" vor – das erste Kürzel steht für "Nachhaltige Entwicklung – Smarte Materialien und Produkte", das zweite für "Digitalisierung – IT-Security – Industrie 4.0". Den Schlusspunkt setzte eine Diskussions- und Fragerunde über "Interaktion von Industrie, Mittelstand und regionalen Forschungseinrichtungen", die von NMI-Geschäftsführer Hugo Hämmerle moderiert wurde.