Der Landesgospelchor Baden-Württemberg hat mit einem sensationellen Konzert in Tailfingen überzeugt. Fotos: Bender Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: "Gospelicious" gibt mitreißendes Gastspiel in der Tailfinger Pauluskirche / Die Energie steckt an

Hunderte von Zuhörern sind völlig hingerissen gewesen vom überwältigenden Gospelicious-Konzert in der Tailfinger Pauluskirche.

Albstadt-Tailfingen. "It’s a fire, it’s a groove, when the spirit makes a move." Und das hatten die jungen Leute wahrhaftig drauf: das Feuer, den Rhythmus und den "move". Absolut synchron boten die Mitglieder von "Gospelicious" eine mitreißende Performance zum ersten Song in der Pauluskirche – nicht einfach nur Klatschen oder Fingerschnippen. Schon allein der Einzug in den Altarraum hatte etwas sehr Erhebendes. Zur Musik liefen die Sänger im Gleichschritt und in blaues Licht getaucht zum Podium.

"Gospelicious" ist der Landesgospelchor Baden-Württemberg, der vom Landesmusikrat gefördert wird und nur die Besten der Besten aufnimmt. Entweder sind die jungen Leute zwischen 16 und 26 Jahren Preisträger von "Jugend-musiziert-"Wettbewerben, oder sie müssen sich beim Vorsingen entsprechend qualifizieren. Man hatte also einen Spitzenchor zu Gast in Tailfingen, und dementsprechend war die große Kirche bis zum letzten Platz gefüllt.

Ausgerechnet das Chormitglied aus Tailfingen konnte in der Heimatstadt nicht mitsingen, weil es mit Stimmbandproblemen zu kämpfen hat. Miriam Wahl trug dennoch ihren Teil zum Konzert bei, indem sie bei der Begrüßung des Chors dem großen Publikum von ihrer eigenen Begeisterung erzählte.

Vor sieben Jahren sei sie als 13-Jährige quasi von ihren Eltern zum Besuch des Gospelicious-Konzertes genötigt worden und besuchte von da an jedes dieser Konzerte freiwillig. "Ich war vom ersten Lied an begeistert", blickte die versierte Sängerin, die inzwischen schon viele Auftritte in verschiedenen Formationen und als Solistin absolviert hat, zurück. Schnell stand für sie fest, mit 16 Jahren unbedingt selbst Teil des Chors sein zu wollen. Als sie fleißig und mit Unterstützung ihres Onkels, des "tollen Turbo-Tontechnikers Tommy", geübt hatte und tatsächlich im Sommer 2013 aufgenommen wurde, war dies für Miriam Wahl "die beste Entscheidung" ihres Lebens, wie sie verkündete.

Sie schonte am Donnerstag ihre Stimme und verfolgte das Spitzenkonzert als Zuhörerin – eine Zuhörerin, die wie viele andere mitging, den Rhythmus übernahm und ihre Begeisterung zum Ausdruck brachte.

Für den Sound sorgten Tontechniker Thomas Wahl und die Musiker Michael Friedinger an den Keyboards, Andreas Reif am Bass, Alex Neher am Schlagzeug und Matti Münch am Saxofon. Fürs passende Licht war Andreas Köhler verantwortlich.

Chorleiter Jörg Sommer drehte sich immer mal wieder zum Publikum um und bezog es mit ein. Beim Kanon "Angel Song" durften sogar alle mitsingen – ein wunderbares Erlebnis. So wie das gesamte Konzert: Die "Power, Energie, Freude und Herzblut des Chors", wie es Miriam Wahl ausgedrückt hatte, wurden mehr als deutlich. Immer wieder traten andere Solisten auf und lösten erneute Begeisterungswellen aus. Manche der Songs haben Musiker oder der Chorleiter selbst komponiert, etwa die Hymne des Schulsports.

Ob "Sanctus" nach dem Original von Wolfgang Amadeus Mozart, das vertonte Dankgebet von Johann Keppler oder der afro-amerikanische Spiritual "Motherless Child" – das war Gänsehautfeeling pur, das war höchste Sangeskunst und das war Gotteslob auf eine wundervolle Art. Die Chormitglieder strahlten übers ganze Gesicht, hatten viel Freude beim Auftritt und steckten voller Energie und Leidenschaft.