Im Künstlerhaus kehrt wieder Leben ein. Familie Garczynski betreibt zukünftig das Lokal.
Albstadt-Burgfelden - Das "Bergcafé" hat wieder offen. Anke Garczynski und ihre Familie betreiben künftig das Lokal, in dem so viel Geschichte steckt – und ihr Weg nach Burgfeld ist schon ein bisschen kurios.
"Eigentlich haben wir in Duisburg schön gewohnt", sagt Anke Garczynski und schmunzelt. Dass es sie und ihre Familie trotzdem auf die Schwäbische Alb verschlagen hat – dahinter steckt eine lange Geschichte, die mit der Freundschaft zu Anja und Stephan Salscheider begann, die mit ihrer Firma "Skyder" in Duisburg seit Jahren das 24-Stunden-Bike-Rennen organisieren, Anke und Detlef Garczynski gut kennen. Auch die Kinder der Paare freundeten sich an, und so kam es, dass die Familie aus dem Ruhrpott alljährlich Straßberg, den Wohnort der Salscheiders, ansteuerte, um sie zu besuchen. "Die Gegend hat uns sehr inspiriert, vor allem die Berge", sagt Anke Garczynski. Eine Leidenschaft fürs Skifahren, für das auf der Alb die Bedingungen weit besser sind als in Nordrhein-Westfalen, kam hinzu, und so kauften Anke und Detlef Garczynski eines Tages ein freies Grundstück in Straßberg. Der ursprüngliche Plan: irgendwann, im Rentenalter, dort ein Holzhäuschen bauen und öfters kommen.
Kaum Änderungen an der Einrichtung
Die Sehnsucht nach einem Tapetenwechsel – landschaftlich wie beruflich – wurde dann aber doch zu groß, und so wurde aus dem Traum vom Ferienhäuschen in Straßberg ein Wohnhaus. Während ihr Mann bei seinem bisherigen Arbeitgeber blieb und nur die Stelle wechselte, hat Anke Garczynski in Burgfelden eine neue berufliche Herausforderung gefunden: Sie erfuhr, dass Eva Wedel ihr "Bergcafé" schließen wollte, und entschloss sich, es wiederzueröffnen und weiter zu führen. Erfahrung in der Gastronomie bringt sie mit, und auch die Familie packt mit an: Tochter Eyleen, Sohn Milan und ihr Vater gehen der Wirtin mit Begeisterung und Elan zur Hand.
An der Einrichtung des Lokals mit Biergarten haben Anke Garczynski und ihre Familie nicht viel verändert – und die gemütliche Wirtsstube doch aufgepeppt: mit neuen Gardinen und Kissenbezügen in Rot und Weiß sowie der schmucken, massiven Holzbank, die sie aus Duisburg mitgebracht haben.
Auch die Karte bietet weiterhin bewährt Schwäbisches wie Wurstsalat, Kartoffelsalat, Saitenwürstchen und Wilderer, dazu aber auch immer wieder Neues auf der kleinen aber feinen Empfehlungskarte. Weil unter ihren Straßberger Freunden auch ein Jäger ist, will Anke Garczynski je nach Saison auch Wildabende anbieten. Wie sie überhaupt auf saisonale und regionale Produkte setzt. Was sie selbst in der Küche brutzelt und kocht, kommt von Lieferanten aus der Region, und der Kuchen aus der Handwerksbäckerei Deufel in Margrethausen.
Betrieb muss erst einmal anlaufen
Ob das "Bergcafé" wieder Spielstätte für Kabarettisten, Musiker, Autoren und Schauspieler wird wie zu Eva Wedels Zeiten – Anke Garczynski ist da nicht abgeneigt, will den Betrieb aber erst einmal anlaufen lassen, ohne gleich Vollgas zu geben. Schon coronabedingt: Auf den jeweils rund 30 Plätzen drinnen und draußen im Biergarten dürfen die Gäste vorerst noch nicht zu eng zusammenrücken, und Anke Garczynski ist es wichtig, alle Vorschriften einzuhalten.
Nur die Führungen durch das Museum im einstigen Wohnhaus des Künstlerpaares Friedrich Wedel und Edith Wedel-Kükenthal, in dem auch an das künstlerische Schaffen ihres Sohnes Hans-Dieter Wedel erinnert wird, wird dessen Tochter Eva Wedel weiterhin selbst übernehmen, wenn sie im Heimaturlaub ist.
Für den 330-Seelen-Ort Burgfelden, der Wanderer und Freizeitsportler aus Nah und Fern anzieht, ist es eine gute Nachricht, das im Künstlerhaus wieder Leben einkehrt, wie schon zu Lebzeiten von Fritz und Edith Wedel, die das Bergcafé einst eröffnet hatten. Auch sie waren von weit her gekommen – Fritz Wedel aus Worms, Edith Wedel-Kükenthal aus Jena – um in Burgfelden heimisch zu werden. So gesehen setzt die Duisburger Familie Garczynski eine Tradition fort: nicht "malerisch", aber gastfreundlich.