Glücklich über die riesige Resonanz auf die erste Vernissage für das Kunstprojekt "AlbStadtAlb" im Kunstmuseum Albstadt (von links): Direktorin Veronika Mertens, die Künstlerin Ava Smitmans, Kuratorin Jeannette Brabenetz, Oberbürgermeister Klaus Konzelmann und seine Lebensgefährtin Sylvie Prigent. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunstprojekt: Emotionale Momente bei der ersten Vernissage für "AlbStadtAlb"

Wer schon immer mal ins Kunstmuseum Albstadt wollte, sich bisher aber nicht traute, hat jetzt den perfekten Grund, denn Ava Smitmans zeigt allen Albstädtern ihre Stadt ganz neu – ein wahrhaft demokratisches Projekt.

Albstadt-Ebingen. Eine Sternstunde haben alle, die da waren, am Sonntag im Kunstmuseum Albstadt – das Haus war selten so voll bei einer Vernissage – erlebt, allen voran Ava Smitmans: Ohne ihre Tränen zu verbergen, erzählte die Künstlerin, wie ihr im Januar verstorbener Vater Adolf Smitmans, zwölf Jahre lang Direktor des Museums, sie für Kunst und historische Gebäude begeistert, sie aufmerksam gemacht, ermutigt und weiter gebracht habe. Dass sie durch ihr bislang umfangreichstes Projekt "AlbStadtAlb" diese Stadt neu entdeckt habe, sei – gerade in Albstadt – etwas Besonderes für sie, betonte die Tübingerin und dankte: "Meinen Quartiergebern, die mich – ohne mich zu kennen – in ihre privaten Räume gelassen haben, und den Menschen, die mir Einblicke gegeben und mir Geschichten erzählt haben."

Mehr als ein Jahr lang hatte Ava Smitmans – es war bewusst Teil des Projekts – in den Stadtteilen gewohnt und gearbeitet, unterstützt durch viele, die Bilder gekauft und damit ihren Lebensunterhalt finanziert haben, aber auch durch Spender und Gastgeber. Viele von ihnen waren bei der Eröffnung der ersten Ausstellung – weitere werden in allen Stadtteilen folgen – dabei. "Es macht mich richtig stolz, dass sich so viele Bürger eingebracht haben", betonte ein strahlender Oberbürgermeister Klaus Konzelmann und lud alle ein, sich die rund 230 Arbeiten anzusehen – entstanden in einer Stadt aus neun Stadtteilen, die durch die Fusion 1975 ihren ganz eigenen Charakter habe.

Die Landschaft – aber von der urbanen Seite

Die Verbindung zur Sammlung "Landschaftsbild der Schwäbischen Alb", eine der Grundfesten des Kunstmuseums, baute dessen Direktorin Veronika Mertens: Das von Menschen Geschaffene gehöre zu diesem Landschaftsbild, und dessen Darstellung dürfe "nicht bei einer vorindustriellen Landschaftssicht stehen bleiben". Ava Smitmans habe beides verzahnt, begreife die Stadt als Teil der Landschaft, auch an Orten, an denen sie "sich selbst überlassen bleibt und Wildwuchs sich breit macht".

Die "ungelösten Winkel, in denen die Stadtplanung sich noch nicht durchgesetzt hat", hätten ihren Reiz. Diese "vergängliche Machart" fange Ava Smitmans ein und entdecke im Detail viel Liebens- und Merkwürdiges, Widersprüchliches. Mehr noch: "Ava Smitmans entdeckt und offenbart in ihren Arbeiten Räume und Strukturen, wie wir sie im bisherigen Landschaftsbild nicht wahrgenommen haben", betonte Jeannette Brabenetz, die mehr als Kuratorin der Ausstellungen, sondern vielmehr Begleiterin des Entstehungsprozesses und des dazugehörigen Weblogs ist.

Aus diesem zitierte Brabenetz die Künstlerin, wie sie den Entstehungsprozess ihrer Werke, die vorsichtige Annäherung an die Objekte beschreibt. Indem ihr Blick nicht nur "am Hochglanzpolierten" ankere, sondern sich "Reibungspunkten, Brüchen, Widersprüchen im landläufig Unbeachteten" zuwende, den Abbruchkanten, Rückwänden, schrundigen Fassaden, den Gegenständen, "die auf Hinterhöfen oder Plätzen abgestellt werden – mutmaßlich, um sie dem Blick der Passanten zu entziehen" – enthierarchisiere Ava Smitmans "einen Blick, der gewohntermaßen auf das Repräsentative fällt".

Zugaben in jeder nur denkbaren Hinsicht

So viel Spaß die vielen Besucher hatten, anschließend durch die Ausstellung zu schlendern, so viel Spaß bereitete die "Blechgesellschaft", ein pfiffig aufspielendes Quintett, den Gästen mit seiner Musik und kam nicht ohne Zugabe davon.

 Zugaben für die Freunde des Projekts "AlbStadtAlb" und solche, die es werden wollen, gibt es reichlich, und sie werden rechtzeitig an dieser Stelle angekündigt. Die Ausstellung im Haus Raichberg in Onstmettingen, die dort bis zum 2. Juli täglich von 9 bis 19 Uhr zu sehen ist, ist bereits am Sonntagabend eröffnet worden, ebenso wie jene in der Grundschule Pfeffingen, die bis 21. Mai läuft. Die nächste Vernissage findet bereits am Montag, 20. März, ab 18 Uhr im Outlet-Gebäude von "mey bodywear" in Lauflingen statt.