Strenge Lehrer: Ursula Borrmann und Armin Weiß Foto: Schwarzwälder-Bote

Ballett: Die renommierte Tanzpädagogin Ursula Borrmann gibt einen Workshop in Armin Weiss’ Schule

Nur drei Ballettlehrer aus Westeuropa können eine Vollzeitausbildung am St. Petersburger Konservatorium vorweisen – Ursula Borrmann ist eine von ihnen. Jetzt hat sie an der Ballettschule Armin Weiß einen Workshop gegeben.

 

Albstadt-Ebingen. Drei Tage lang hat die 79-jährige Tanzpädagogin an der Ballettschule Weiß 40 Schüler der Unter-, Mittel- und Oberstufe unterrichtet. Sie nehmen zwei- bis fünf Mal in der Woche Unterricht und sind damit alle auf einem "ausgeglichen guten Niveau", wie Armin Weiß betont. Gute Voraussetzungen für die Acht- bis 19-Jährigen, um von der Anleitung durch Ursula Borrmann neue Impulse zu erhalten – aber auch, um Angewohnheiten, die sich eingeschlichen haben, zu korrigieren. Neu erfunden, so Weiß, werde das Rad nicht – ganz gleich, ob es nun Plié oder Battement Tendu heiße – aber vielleicht eröffne sich eine neue Perspektive.

Viele Workshopteilnehmerinnen kannten Ursula Borrmann bereits, und zwar aus dem von ihr ins Leben gerufenen "Internationalen Borrmann Ballettlager", das jeden Sommer zwei Wochen lang im schweizerischen Schiers über die Bühne geht und an dem auch Albstädter Tanzeleven regelmäßig teilnehmen. Trotzdem sei so ein Workshop immer etwas Besonderes und geeignet, "das tänzerische Schaffen der Schüler zu bereichern", sagt Weiß. "Aber natürlich hängt es von jedem Einzelnen ab, wieviel er für sich mitnimmt."

Ursula Borrmann wurde an der Waganowa-Ballettakademie in St. Petersburg zur Tänzerin ausgebildet – sie ist eine von drei Ballettlehrern im Westen, die das von sich behaupten können. Ihre Lehrmeisterin Vera Kostrowitzkaja war selbst noch Assistentin von Agrippina Waganowa, auf deren Methodik heute die Ausbildung an den allermeisten Ballettschulen der Welt aufbaut. Später, als künstlerische Leiterin der Staatlichen Ballettakademie in Köln, hatte Borrmann festgestellt, dass es vielen privaten Ballettschulen Westdeutschlands an einer Tradition und auch an der klaren Linie fehlte – was Ballett war, bestimmte, drastisch gesagt, jeder selbst.

Die Ausbildung ist maßgeschneidert für Laien-Tänzer

Hinzu kam, dass die meisten privaten Ballettschüler – anders als etwa die Petersburger – keine Profikarriere anstreben und daher keine sechs Stunden am Tag trainieren. Wie, fragte sich Borrmann, kann man solchen Schülern so viel wie möglich beibringen? Und so entwickelte sie ein Ausbildungsprogramm, das in Rechnung stellt, welche physischen Voraussetzungen und Perspektiven Laien mitbringen und welche nicht. Borrmanns Methode ermöglicht es ihnen, ausgehend von diesen Voraussetzungen ein technisches Fundament zu legen und auf diesem Schritt für Schritt aufzubauen. Diese Methode gab sie weiter, erst durch Seminare, seit 1987 auch im Fernstudium. Einer ihrer Schüler war Armin Weiß.

Wie sieht er aus, der Unterricht Ursula Borrmanns? Nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam soll der Schüler die Bewegung erlernen – die Lust soll nicht verloren gehen, die Übung trotzdem verstanden sein. Kurz: "Der Unterricht soll begeistern", sagt Armin Weiß. "Es geht nicht darum, ein Profi zu werden, sondern darum, professionell zu arbeiten."

Was das konkret heißt? Die Grundlagen müssen klar sein: Die Ferse des Standbeins gehört nach vorne, und das Spielbein muss "aufgedreht" bleiben – ob es nun 90, 120 oder gar 150 Grad weit in die Höhe geht, hängt vom Einzelfall ab.

Das ist es, was Armin Weiß unter Professionalität versteht: "Mit dem Besten, was man hat, das Meiste erreichen." Und dabei eine "Liebe zu Bewegung" entwickeln, die beim hundertsten Plié noch genauso intensiv ist wie beim ersten.