Großes Fest an der Hochschule: Rund 80 malaysische Studenten aus ganz Baden-Württemberg feierten in der Mensa. Foto: Holbein

Mohd Fadzil Mohd Tahir ist einer von 21 malaysischen Studenten an der Hochschule Albstadt.

Albstadt - "Persatuan Mahasiswa Melayu di Baden- Württemberg" nennt sich die Vereinigung; das heißt auf Deutsch "Organisation malaysischer Studenten in Baden-Württemberg". Ihr Vorsitzender heißt Mohd Fadzil Mohd Tahir und studiert im vierten Semester Maschinenbau in Albstadt.

 

21 Studenten aus Malaysia gibt es an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen; mit Ausnahme der Türken, die aber zum allergrößten Teil "Bildungs-Inländer" sind, stellen sie die zahlenmäßig größte ethnische "Minderheit" in der Studentenschaft dar. Eine vorzüglich integrierte Minderheit, wie Mohd Fadzil Mohd Tahir versichert: Er und seine Landsleute fühlten sich wohl in Albstadt. Wirklich? Zugegeben, das eine oder andere finde man seltsam in Deutschland – aber so richtig schlecht eigentlich nichts.

Crashkurs in Landeskunde

Wie kommen zwei Dutzend Malaysier auf die Schwäbische Alb? Ganz einfach, Albstadt-Sigmaringen ist eine von mehreren "Projekthochschulen" im Land, die mit Regierungsstipendiaten aus dem südostasiatischen Land beschickt werden. Mohd Tahir kam im Januar 2009. Seine erste Station war Konstanz, wo er zuerst einen Crashkurs in Landeskunde absolvierte und unter anderem auf die einschneidende Erfahrung des Toilettengangs vorbereitet wurde - in Südostasien ist Toilettenpapier ungebräuchlich, das Bidet dagegen ein Muss.

"Der erste Schnee meines Lebens"

Dem Konstanzer Kurs folgte das Albstädter Propädeutikum, ein Vorbereitungskurs, in dem die jungen Leute aus Fernost mit der deutschen Fachbegrifflichkeit in Chemie, Physik, Mathematik und Elektrotechnik vertraut gemacht wurden - die Grundlagen der deutschen Sprache kannten sie von Zuhause. In diese Zeit fiel für Mohd Tahir ein Erlebnis, auf das Theorie einen nicht vorbereiten kann: Schnee, der erste seines Lebens. "Wir sahen durchs Fenster die Flocken, und die Konzentration war weg. Da haben sie uns rausgeschickt."

Den Schnee lieben die Malaysier - mit der deutschen Sprache ringen sie. In den Vorlesungen fühlt sich Mohd Tahir noch immer gehandicapt - wenn der Dozent schnell spricht, gerät er ins Schleudern. Mathematik dagegen fällt ihm leicht - Zahlen sind universal. Was er an seinen deutschen Kommilitonnen schätzt? Unter anderem die Bereitschaft, ausführlich zu erklären.

Auf Partys wid's schnell langweilig

Was macht Mohd Tahir, wenn er nicht studiert? Sport zum Beispiel - im Fußball erkennt er die Überlegenheit der Einheimischen klaglos an: "Gut sind sie - und groß". Dagegen macht ihm im Badminton beim TSV Ebingen keiner etwas vor: Badminton ist der malaysische Nationalsport. Partys? Die feiern die Südostasiaten lieber unter sich. Auf Hochschulfeten wird ihnen schnell langweilig, weil sie als Muslime keinen Alkohol trinken dürfen; sie essen lieber - viel, gut, scharf - und singen Karaoke. Apropos - was ist an Albstadt seltsam? Die Bestimmungen zur Nachtruhe. Zehn Uhr? Da geht es zu Hause in Malaysia erst richtig los.

Als jüngst "Persatuan Mahasiswa Melayu di Baden-Württemberg" zum malaysischen Landesstudententreffen in Albstadt lud, war Nachtruhe kein Thema - gefeiert wurde am Samstagnachmittag in der Hochschulmensa. An die 50 Landsleute waren angereist - auch in Mannheim, Karlsruhe, Konstanz und Ulm studieren Malaysier. Aber zu Albstadt haben sie eine spezielle Beziehung.