Günther Domian zeigt, wie Besucher zur Internet-Datenbank finden. Foto: Schwarzwälder Bote

Ebinger Heimatmuseum: Förderverein hat die Ausstellung runderneuert und weitere Schätze hinzugefügt

Wenn das Ebinger Heimatmuseum am Sonntag, 15. März, von 14 bis 17 Uhr erstmals seit mehr als zwei Monaten wieder seine Pforten öffnet, haben die Besucher etwas zum Staunen, denn das Team des Fördervereins hat alles erstklassig aufgemöbelt.

Albstadt-Ebingen. In einer Art Dornröschenschlaf war das Ebinger Heimatmuseum, seit sich der langjährige Kurator Ernst Koch aus Altersgründen nicht mehr darum kümmern konnte. Zwar hatte der Förderverein es geöffnet und auch hie und da Hand angelegt – eine größere Aufräumaktion und Neuordnung war allerdings schon lange fällig, hatte Koch doch über die Jahre mehr gesammelt als die Vitrinen, Wände und Schränke aufnehmen konnten.

Für mehrere Wochen blieb das Museum im Spitalhof deshalb geschlossen, so dass das Team mit Gerd und Hildegard Lichtenberg, Sigrid Geiger, Marga Schmidt, Werner Ermel, Elmar Frey und Günther Domian dort die Sammlung sichten, Exponate austauschen und manches neu arrangieren konnte. So haben die Besucher bei der Wiedereröffnung am Sonntag, 15. März, von 14 bis 17 Uhr etwas zum Staunen.

Gerd Lichtenberg etwa hat sich mit Hingabe dem Thema Radio gewidmet und in einer großen Vitrine Rundfunkgeräte von den Anfängen bis weit in die Nachkriegszeit präsentiert. Besucher bekommen teils ungewöhnliche Exponate zu sehen und erfahren, wie der Volksempfänger und andere Geräte die Geschichte beeinflusst haben, wie die Politik den Rundfunk ge- und missbraucht hat, wie er nach dem Zweiten Weltkrieg zur Bildung der Öffentlichkeit eingesetzt wurde und warum für die "Generation der Halbstarken", wie Lichtenberg sagt, das Kofferradio so wichtig war. Ein Kofferradio mit Tefi-Fon, einem Vorläufer des Tonbandgeräts, ist ebenso zu sehen wie ein Radio-Baby Typ E3 von 1923.

Richtig Musik machen können auch die Grammofone, die zu den schönsten Ausstellungsstücken gehören. Ein alter Plattenspieler versteckt sich gar in einem Miniatur-Wohnhaus, das jahrelang im Klassenzimmer von Werner Ermel in der Tailfinger Lutherschule stand. Ein paar Mal kräftig kurbeln, und schon erklingt Musik – Ermel weiß noch, wie er das Schätzchen zum Laufen bringt.

Hildegard Lichtenberg ist besonders fasziniert von den feinen, kunstgestrickten Textilien – vor allem Baby-Hauben – in einer Vitrine, die an die frühere Hauswirtschaftsschule Ebingen erinnert. Nur von 1899 bis 1904 gab es sie, und dort erlernten die Schülerinnen Techniken, die heute niemand mehr beherrsche, wie Hildegard Lichtenberg bedauert. "Wenn man bedenkt, dass die Frauen das bei schlechtem Licht am Abend geschaffen haben, ist es eine noch größere Leistung", betont sie.

Alle Dampfmaschinen – die erste im Königreich Württemberg stand in Ebingen – sind en miniature nun in einer gemeinsamen Vitrine ausgestellt: neben herrlichem Spielzeug aus Uropas und -omas Zeit. Puppenstuben und Mini-Apotheken, Kaufläden und Brummkreisel, Spieluhren und Blechspielzeug, Schaukelpferde und Bauernhöfe, farbenfroh bemalte Laubsägearbeiten, Puppenwagen und Teddybären – all das war auch schon zu Ernst Kochs Zeiten ein Höhepunkt der Führungen, der nicht nur Kinderherzen höher schlagen lässt.

Günther Domian macht auf einen kleinen Aufkleber an einer Vitrine aufmerksam und verrät, dass alle Exponate nach und nach mit Nummern versehen und in einer Datenbank erfasst werden. Werner Ermel mache Fotos von ihnen und beschreibe die Stücke, während Domian selbst die Datenbank aufbaut, die auch öffentlich zugänglich sein soll. So sollen Interessierte erfahren, wo die Stücke herkommen und welche Funktion sie hatten. "Ernst Koch hatte das alles im Kopf", sagt Domian und betont, wie gut es sei, bei ihm nachfragen zu können.

Echte Fachkenntnisse in Fotografie hat Elmar Frey von den Fotofreunden Ebingen in einen Raum eingebracht, in dem herrliche alte Fotoapparate und nicht weniger fantastische Fotos und Fotomontagen ausgestellt sind. Sogar ein Stereo-Gerät mit 3D-Effekt steht darin: "Es hat räumliches Sehen auch auf dem fertigen Foto ermöglicht", erklärt Frey. Für Fotomontagen hätten die Fotografen einst sogar selbst zum Pinsel gegriffen und Hintergründe gemalt, weiß der Fachmann und zeigt ein riesiges Bild, auf dem mehrere Gruppen von Menschen in einer Landschaft verteilt sind. Besonders aufwendig gestaltete Visitenkarten und Fotoalben mit teils nachkolorierten Porträts haben es Frey besonders angetan, und bei Führungen erfahren Besucher auch, wie einstmals das Bild aufs Papier kam – oder auf die Platte: Eine Großbild-Plattenkamera von 1920 gehört zu den Exponaten.

Nicht alles ist anders – die Oster-Exponate behalten ihren Platz

So geht es weiter von Raum zu Raum, und Museumsbesucher tauchen ein in die Alltagsgeschichte ihrer Vorfahren, in die Wirtschafts- und Bildungsgeschichte der Stadt. Wobei längst nicht alles anders ist als unter Ernst Kochs Ägide. Eines seiner Steckenpferde, die Oster-Exponate, stehen bereits an ihrem Platz, garniert mit dem Text eines Liedes, das es in einer Fassung für Weihnachten, Ostern und Pfingsten gibt. Welches Lied das ist, war übrigens mal die Millionen-Euro-Frage im TV-Quiz "Wer wird Millionär" – das ist nur einer der vielen Gründe, warum es sich lohnt, das Ebinger Heimatmuseum zu besuchen.  Wiedereröffnung wird am Sonntag, 15. März, von 14 bis 17 Uhr gefeiert.