Klaus Wagenleiter Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Der verstorbene Weltstar hat mehrfach im Zollernalbkreis gespielt

Von Karina Eyrich

 

Albstadt/Balingen. Betroffenheit herrscht allerorten über den Tod von Udo Jürgens – auch unter Fans und Musikern in Albstadt und Balingen, denn: Man kannte sich.

Am 30. September 1980 – Volker Jehle erinnert sich noch gut, denn "es war Udos Geburtstag" – hatte der Sänger und Komponist, der musikalisch in keine gängige Schublade passte, sein erstes Konzert in der Zollernalbhalle in Tailfingen gegeben, organisiert vom damaligen Inhaber des Musikhauses Jehle, Volker Jehles Bruder Peter. "In den Pausen hat eine Freundin seine Hemden gebügelt und danach haben wir in der Remise in der Schütte gefeiert", erinnert sich Volker Jehle. "Die Fans haben sich an der Scheibe die Nase platt gedrückt, bis einer reinkam und rief: ›Peter, wo ist der nächste Puff?‹" Woraufhin sein inzwischen verstorbener Bruder und Udo Jürgens mit dem Chauffeur "abgedampft" seien. Jehle schmunzelt: "Sie haben aber nur eine Runde durch die Stadt gedreht" – und hätten danach unbehelligt weiter gefeiert.

Aufzeichnungen vom zweiten Konzert des Meisters in Tailfingen hat Jehle nicht mehr, das dritte allerdings habe 1983 stattgefunden. Jörg Conzelmann, der von einem der Auftritte für den Schwarzwälder Boten berichtete, erinnert sich ebenfalls noch: "Udo Jürgens gab einfach alles – es als ›Bühnenpräsenz‹ zu bezeichnen, ist untertrieben: Er sang, spielte, kommunizierte, schwitzte, gab mehrere Zugaben, die Menschen tobten, er schien es zu genießen und seine Freude darüber zurückzugeben."

An einen Auftritt 2001 zum 50-jährigen Bestehen der Balinger Firma "Krug + Priester" erinnert sich der kaufmännische Leiter Michael Walther. Dort habe Udo Jürgens vor 700 Gästen – Mitarbeiter und ihre Partner – gespielt: Zugaben natürlich im Bademantel.

Mit dabei als Bassist der Pepe-Lienhard-Band war damals Johannes Killinger, der gestern zu Studioaufnahmen in Albstadt weilte: "Es hat Spaß gemacht, mit ihm zu spielen, denn was er gemacht hat, hatte musikalisch und textlich Niveau." Bis zu 200 Konzerte pro Tournee habe Jürgens gespielt: "Massen zu faszinieren, war seine große Stärke."

Klaus Wagenleiter, der oft zu Gastspielen in Albstadt ist, hat Jürgens bei der Tournee "Ohne Maske" Anfang der 1990er Jahre begleitet und immer dann das Piano gespielt, wenn der Meister sich auf der Bühne bewegte. "Er war ein 100-prozentiger Profi und ein ganz herausragender Komponist", sagt der Stuttgarter, der allerdings auch von einem stattlichen Ego des Weltstars weiß: "Aber vielleicht braucht man das, wenn man so im Rampenlicht steht." Dass Jürgens in einem anderen Hotel wohnte als die Musiker der Pepe-Lienhard-Band – und die anderen Helfer im Bus übernachten mussten – "kam mir damals vor wie eine Drei-Klassen-Gesellschaft", sagt Wagenleiter. Musikalisch genieße Jürgens allerdings "bei allen großen Respekt: Da kann ich nur das Beste sagen."

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