Wo ist Radweg, wo ist keiner? Albstadts neues Radwegekonzept soll Klarheit schaffen. Foto: Dahlhoff

Mit geplantem Radwegekonzept und der Einbindung aller Beteiligten keimt Hoffnung auf Ende.

Albstadt - Muss man in Albstadt den Radverkehr fördern? Die Stadtverwaltung sieht es so und hat im Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss Radverkehr eingeholt, der allerdings nicht einstimmig ausfiel.

"Es ist Zeit, dass wir das Ding anpacken", kommentierte Stadtrat Hubert Reinauer (FDP) das Vorhaben der Stadtverwaltung, ein umfassendes Radverkehrskonzept vorzulegen und den Radverkehr zu fördern: um den Verkehr zu entlasten, die Ressource Natur zu schonen, die Innenstadt vital zu halten, Kosten zu sparen – die Baukosten von Radwegen und -stellplätzen liegen weit unter jenen für Autos – und weil das Radfahren gut für die Gesundheit und der Verschwendung von Erdöl abträglich sei.

Eine Weiterentwicklung des Radwegekonzepts aus dem Jahr 2000 soll das neue Konzept sein und auch den technischen Entwicklungen – inzwischen gibt es Pedelecs und E-Bikes – Rechnung tragen. Die Anforderungen: Freizeit- und alltagstauglich soll es sein, alle Stadtteile mit ihren Wohngebieten und allen relevanten Zielen über durchgängige, direkte, komfortable und sichere Radrouten verbinden und den Bedürfnissen von Alltagsradlern, Radtouristen und Radsportlern gleichermaßen gerecht werden – die Stadtverwaltung hat sich viel vorgenommen.

Weil das Radverkehrsangebot aber mehr sei als nur die Summe der Radwege in der Stadt, soll das Konzept auch Dienstleistungen wie Leihräder, Fahrradabstellanlagen, Informations- und Beratungsangebote umfassen. Alle Akteure, die sich in Albstadt mit den Aspekten des Radverkehrs beschäftigen – Vereine, Unternehmen, Hochschule und Schulen, Verwaltung und Politik – soll das Konzept vernetzen: Deshalb soll ein Arbeitskreis Radverkehr gegründet werden, in dem alle Beteiligten Verantwortung übernehmen. Ein Lenkungskreis soll dafür sorgen, dass die politischen Fraktionen in die Arbeit des Arbeitskreises eingebunden werden.

Vorausgehen soll all dem eine Bürgerbeteiligung mit einem Infostand in der Fußgängerzone, so dass alle Bürger Anregungen einbringen und Mängel aufzeigen können. Entstehen Kosten? Ja. Zum Beispiel 2000 Euro an Mitgliedsbeitrag für die "Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg" (AGFK-BW) und rund 30.000 Euro für die Planungskosten. Der Preis für die Umsetzung aller Maßnahmen ist freilich noch nicht zu beziffern.

Projekt steht am Anfang

Was die Mitgliedschaft in der AGFK-BW angeht, so gab es auch kritische Töne im Gemeinderat: "Albstadt ist aus Kostengründen aus Mitgliedschaften ausgestiegen, die weniger als 2000 Euro kosten", gab Markus Schaudt (Freie Wähler) zu bedenken und forderte, "Sinn und Nutzen der Mitgliedschaft regelmäßig zu überprüfen und wieder auszusteigen, wenn es geboten ist". Olaf Baldauf (CDU) wies auf Schwachstellen wie einen fehlenden Radweg zwischen Ebingen und Onstmettingen sowie den schlechten Zustand vieler Radwege hin und fragte mit Blick auf die Kosten des Einsatzes von Fachleuten: "Brauchen wir jemanden, der uns das sagt?" Ihm fehlt "die Durchgängigkeit des Konzepts". Die Vorlage sei ihm "zu schwammig, zu wenig konkret". Kosten für Einzelpositionen seien nicht genannt.

Baubürgermeister Udo Hollauer konterte mit dem Hinweis, dass das Konzept ja nicht fertig sei, sondern am Anfang stehe und appellierte an die Stadträte, überregional zu denken angesichts der Einbindung in weiterführende Radwege, damit deren Nutzer nicht in Albstadt stecken blieben.

Auf ein "Ende der Flickschusterei" hofft Elmar Maute (SPD), bat aber, zu prüfen, "ob wir nicht zu sehr die Spendierhosen anhaben". Er forderte, dem Gemeinderat alle einzelnen Kosten-Positionen zur Abstimmung vorzulegen.

So blieb es am Ende bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung in der Abstimmung über die Erstellung des Radverkehrskonzeptes und die Gründung des Arbeitskreises Radverkehr. Eine Gegenstimme und drei Enthaltungen gab es beim Votum zum Beitritt Albstadts zur AGFK-BW.