Anke Müllerschön hat den Mikroplastikfilter bereits in ihrer Küche verbaut. Fotos: Thiercy Foto: Schwarzwälder Bote

Mikroplastik: Die Truchtelfinger Firma Karl Küfner filtert gefährliche Partikel aus dem Leitungwasser

Den Kalk im Wasserkocher, den kann man sehen, die Mikroplastikpartikel im Trinkwasser, das aus dem Hahn kommt, nicht – dabei sind sie wesentlich schädlicher. Die Firma Karl Küfner aus Truchtelfingen hat sich für dieses Problem etwas einfallen lassen.

Albstadt-Truchtelfingen. Die Firma Karl Küfner stellt seit 70 Jahren Filter her, mittlerweile an die 500 Millionen im Jahr, und zwar Filter unterschiedlichster Art und Größe: für Medizintechnik, für die Automobilindustrie, für den Flugzeugbau, für die Sanitärbranche und nicht zuletzt – damit fing es, wie so oft in Albstadt, an – für die Textilindustrie. In jüngster Zeit hat sie sich mit einem Problem beschäftigt, das auf der verkarsteten Schwäbischen Alb augenfälliger sein mag als anderswo, aber grundsätzlich überall auftreten kann: Mikropartikel im Wasser, von denen nicht alle so harmlos sind wie der Kalk im Kocher. Ein Mikroplastikteilchen besitzt eine extrem zerklüftete, quasi fraktale Oberfläche mit Haken, Ösen und Vorsprüngen, an denen sich Giftiges, Toxisches, Pathogenes mit Leichtigkeit verfängt. Plastik mag ungefährlich sein; was daran hängt oder klebt, ob Bakterien oder Medikamentenrückstände, ist es gewiss nicht.

Was kann man dagegen tun? Filtern. Das geschieht auch in der Tat: Das Wasser, welches das Wasserwerk verlässt, ist mit Aktivkohle vorgereinigt. Allerdings legt es auf dem Weg zum Verbraucher eine Strecke Wegs zurück, und dabei reichert es sich erneut mit winzigen Festpartikeln an: Rost, Steinchen und eben Mikroplastik – wenn das Rohr aus Kunststoff ist, dann lässt sich das kaum vermeiden. Daher tut ein weiterer Filter im Wasserhahn Not, und den hat nun, Anfang April, die Firma Küfner auf den Markt gebracht. Er heißt "Pure Acqua", ist ein Produkt der Marke "Küfner Care" und das Ergebnis intensiver Entwicklungsarbeit und Tüftelei.

Ohne die wäre es nicht gegangen. "Pure Acqua" besteht aus einem 3D-Mesh-Gewebe aus Stahlfasern und einem Kunststoffring mit 21 Millimetern; diesen kann man in jeden handelsüblichen Wasserhahn einbauen, in Bad, Küche, Wohnmobil oder Wohnwagen, indem man den Dichtungsring ersetzt – die Konstruktion bleibt garantiert wasserdicht. Das Hauptproblem, das Jörg-Michael Loucky, der Technische Leiter des Unternehmens, und sein Team zu lösen hatten, bestand darin, die Maschen des Filtergewebes so eng zu zurren, dass die Mikroplastik darin hängen blieb, der Wasserdruck aber nicht allzu stark nachließ – der kann in den Tailfinger Höhenlagen, wo die Spültische manchmal unwesentlich tiefer liegen als der Pegel im Hochbehälter, schon ein Problem werden. Zu diesem Zweck rüstete Küfner einen guten Teil seiner Mitarbeiter – alles in allem sind es um die 350 – und rund 40 Kunden des Schömberger Edeka-Markts mit Testfiltern aus, in den alles hängen blieb, was größer als sechs Mikrometer alias My war. Anschließend wurde ausgemessen, was ins "Netz" gegangen war.

Das Resultat: Es gab so etwas wie eine Untergrenze – laut Loucky liegt sie bei etwa 25 My; vereinzelt traten aber auch noch kleinere, etwa 20 breite Exemplare auf. Worauf die Entwickler von Küfner sich für eine Maschengröße von 18 My entschieden – das sind 0,018 Millimeter, ein Viertel einer Haaresbreite. Dass das ein Kompromiss ist, dass kleinere Teile das Gewebe passieren können, ist ihnen klar – aber ohne Kompromiss geht es nicht, und im übrigen scheint sich der Anteil der Winzlinge an der Gesamtheit der Mikroplastik in engen Grenzen zu halten.

Wie effektiv "Pure Acqua" arbeitet, davon kann man sich überzeugen, indem man nach einiger Zeit den Wasserhahn aufschraubt und den Filter inspiziert: Man wird einiges erblicken, was einem im laufenden Wasser nie auffallen würde – nicht alles davon muss Mikroplastik sein, aber auch sie ist dabei. Alle acht Wochen sollte der Filter ausgetauscht werden, bei entsprechender Wasserqualität, Auslastung und Alter der Leitung auch schon früher. Die Filter werden im Zweierpack für unter fünf Euro angeboten; die Firma Karl Küfner ist derzeit damit beschäftigt, Vertriebswege zu erschließen. Auch das Onlinegeschäft soll in den kommenden Wochen gestartet werden.

Weitere Projekte sind auf dem Weg: die Waschmaschine zum Beispiel, in der beim Waschen von synthetischer Bekleidung jede Menge Mikroplastik im Abwasser landet. Das trinkt natürlich keiner – aber am Ende des Ernährungskreislaufs kann der Abrieb des Sportdress dennoch wieder auf dem Teller landen, zum Beispiel in Gestalt eines Fischs. Daran tüftelt man derzeit im Hause Küfner; als Kooperationspartner sitzt die T&U Berlin mit im Boot. "Acqua Pure" aber geht mit vorerst zwei Millionen Exemplaren auf den Markt. Eines davon hat Projektleiterin Anke Müllerschön schon in ihrer Küche eingebaut. Ihr Urteil? "Der Kaffee schmeckt anders. Viel besser."