Christoph Abt vom Kreismedienzentrum hatte nützliche Tipps mitgebracht. Foto: Schwarzwälder Bote

"Impulse": Leiter des Kreismedienzentrums gibt Eltern nützliche Tipps in Sachen "Smartphone & Co."

Sie sind nicht nur Spielzeug, sondern auch Werkzeug. Und manchmal gefährlich. Wie lernen Kindern den richtigen Umgang mit "Smartphone & Co."? Christoph Abt, Leiter des Kreismedienzentrums Zollernalb, weiß mehr darüber.

Albstadt-Ebingen. Als das findige Team um Dorothee Hummel-Wagner, verantwortlich für das Projekt "Impulse – Gesunde Stadt Albstadt" das Jahresprogramm 2020 zusammenstellte, war noch nicht absehbar, wie aktuell das Thema eines geplanten Vortrags durch das Coronavirus werden könnte: "Smartphone & Co. – Was sollten Eltern im Umgang mit ihren Kindern und Jugendlichen darüber unbedingt wissen und beachten?"

Digitaler Unterricht ist in aller Munde, und auch wenn Schüler von dieser Woche an wieder Präsenzunterricht erhalten – ohne Smartphone, Tablet und PC geht derzeit nichts. Vielen Schülern, so Christoph Abt, sei nun erst bewusst geworden, dass ihre digitalen Freunde eben nicht nur Spiel-, sondern auch Werkzeuge seien. Doch wie Kindern und Jugendlichen den verantwortlichen Umgang damit nahebringen? Abt räumte ein, dass die großen Probleme im Umgang mit neuen Medien daheim erst noch auf ihn zukommen – sein Erstgeborener sei gerade mal drei Jahre alt. Doch als Leiter des Kreismedienzentrums mit Sitz in Albstadt, als Lehrer mit einem kleinen Stundendeputat an der Schlossberg-Realschule und als Nutzer von WhatsApp und Facebook ist er dennoch Praktiker. 65mal habe er heute schon auf sein Handy geschaut, bekennt er, und auch ein Großteil der Zuhörer packt sich an die eigene Nase: Bis zu fünf Stunden täglich nutzen manche der Zuhörer im Bistro Elim das Internet, wie eine Umfrage ergibt. Tipps, die Abt für den Nachwuchs hat, taugen daher meist eins zu eins auch für Erwachsene.

"Streiten Sie nur im realen Leben!"

Beispiel: "Streiten Sie nur im realen Leben, nicht digital!", und: "Schlaf mal drüber!" versus "Impulsives Schießen". Im Klartext: Ohne das Gegenüber sehen zu können, fehle Empathie. Auch eine gewisse Sprachkultur zu entwickeln, sei wichtig. Deshalb sollten Kinder gerade zu Beginn ihres Smartphone-Gebrauchs nicht in zu vielen Messenger-Gruppen sein, und auch Erwachsene sollten darauf achten. Passend dazu spielte Abt einen kurzen Film der Satiresendung "Extra 3" ein, in dem lustig vorgeführt wird, wie es wäre, wenn sich Teilnehmer einer WhatsApp-Gruppe bei realer Begegnung genau so ausdrücken würden wie im virtuellen Dialog.

Das ständige Anzeigen eines Nachrichteneingangs macht neugierig, weiß Abt – diesmal könnte es ja wirklich eine brandheiße Info sein. Doch nehme man die Geräte zur Hand, gebe es oft keinen Anfang und kein Ende. "Hier helfen zeitliche Beschränkungen, Mittagspause und Nachtruhe für das Smartphone, gerne auch im ›Handybett‹". Klargemacht werden sollte Kindern und Jugendlichen auch, dass der hinterlassene digitale Fußabdruck nur schwer löschbar sei, betonte der Experte. Deshalb gelte es, stets zu hinterfragen: Wie möchte ich in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden? Können mir manche Fotos und Angaben irgendwann Nachteile bringen, etwa wenn es um Bewerbungsgespräche geht? "Sparsam sein mit Daten", rät Christoph Abt: "Daten sind das neue Rohöl." Wobei diese neuartige Ressource nicht endlich sei – durch Suchverläufe, abgespielte Videos und Standortverläufe könnten Kunden zielgerichtet mit Werbung versorgt werden.

Ein Vertrag über Mediennutzung

Sieben Regeln gibt Abt den Zuhörern mit auf den Weg: Vorbild sein und Interesse zeigen. Regeln vereinbaren, zum Beispiel mit einem Mediennutzungsvertrag. Privatsphäre lernen und kindgerecht starten. Und, wenn mal was schief läuft, dem Kind zur Seite stehen und offen sprechen. Zusätzlicher Handlungsbedarf bestehe bei Mobbing und anderen anstößigen Inhalten: Hier sollte ein Bildschirmfoto gemacht, die Schulsozialarbeit hinzugezogen oder Vereinsverantwortliche informiert werden.

Christoph Abt selbst baut derzeit mit dem Kreismedienzentrum Angebote auf, um Schulen bei der Medienbildung besser zur Seite stehen zu können. Sein Ziel: Kinder und Jugendlichen sollen lernen, wie sie das Smartphone in den Alltag integrieren können, ohne sich von ihm beherrschen zu lassen.  Der nächste Vortrag im Rahmen der Impulse-Reihe ist am 8. Juli, ebenfalls im Bistro Elim, zum Thema "Bleib gesund, leb’ lang, stirb schnell – Was Menschen bedenken sollten, um auf eine lebenswerte Lebenszeit eingestellt zu sein" mit Referentin Ulla Reyle, Gerontologin und Supervisorin aus Tübingen.