Oberbürgermeister Klaus Konzelmann übergibt den Förderantrag für die Technologiefabrik Albstadt an Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Foto: Müller

Nicole Hoffmeister-Kraut und Thomas Hoffmeister entführen in digitale Welt. Premiere für Zukunftswirtschaft.

Albstadt-Tailfingen - Auf den Weg in die Zukunft hat sich die Stadt Albstadt mit dem ersten Technologieforum gemacht.

Die alte Frau kommt nicht mehr mit: So schnelllebig sind die Zeiten geworden, und nun habe "unsere junge, fesche Wirtschaftsministerin auch noch die Industrie 4.0 erfunden", jammert das Weiblein, als das sich Moderatorin Karina Eyrich verkleidet hat. Was das ist? "Mir doch egal – Hauptsache der VfB gewinnt 4:0!"

Den 130 Zuhörern des ersten Technologieforums der Stadt Albstadt freilich war es ganz uns gar nicht egal, was Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und ihr Mann, Thomas Hoffmeister, Vorstandsvorsitzender der "Business Angels Alb-Bodensee", zum Thema Digitalisierung zu berichten wussten.

Beide sehen sie als Riesenchance und Herausforderung, denn im Silicon Valley seien sie schon viel weiter. Nicole Hoffmeister-Kraut fordert in ihrem Vortrag "Strategien der Landesregierung zur Digitalisierung der Wirtschaft" alle Branchen und Unternehmer auf, den digitalen Wandel mitzugestalten, traditionelle Geschäftsmodelle abzulegen und unkonventionelle Wege zu gehen.

Beispiel: Startups. In diesen Firmen, wie sie auch in der Technologiewerkstatt aktiv sind, probierten junge Menschen neue Ideen aus – mit der Bereitschaft, auch mal zu scheitern. Anfang Mai hat Hoffmeister-Kraut die "Initiative Wirtschaft 4.0 Baden-Württemberg" mit mehr als 20 Partnern aus Unternehmen, Kammern und Verbänden ins Leben gerufen, um digitale Leuchttürme zum Strahlen zu bringen.

Mehr als 100 Milliarden Euro hoch ist das Wertschöpfungspotenzial, das die Ministerin in den nächsten fünf Jahren durch Digitalisierung in der Industrie erwartet. In "Digital Hubs", regionalen Dienstleistungzentren, sollen etablierte Unternehmen und Startups einer Region zusammengebracht werden. Denkbar seien auch Experimentierräume – beide als "digitale Innovationsbeschleuniger".

Zum Ideenwettbewerb soll noch vor der Sommerpause aufgerufen werden, und dank regionaler Partner sollen 50 Prozent der Gesamtkosten eines Hubs gefördert werden; insgesamt sind dafür vier Millionen Euro vorgesehen.

Mit der Digitalisierungsprämie sollen kleinere Unternehmen mit bis zu 10 000 Euro gefördert werden. Bei den digitalen Innovationen würden auch die individualisierten Dienstleistungen wichtiger, betont Hoffmeister-Kraut. Etablierte Unternehmen würden mit bis zu 20 000 Euro unterstützt, wenn anspruchsvolle Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Zusammenhang mit der Umsetzung innovativer digitaler Produkte und Dienstleistungen stünden.

Schon in der Vergangenheit sei Baden-Württemberg das erste Bundesland gewesen, das Innovationsgutscheine an kleinere und mittlere Unternehmen ausgegeben habe, so die Ministerin. Motor des Strukturwandels müsse eine dynamische Gründungskultur sein. Zur Umsetzung all dieser Maßnahmen bedürfe es gut ausgebildeter Fachkräfte, gerade im IT-Bereich. Dabei bestehe bei Frauen ein Fachkräftepotenzial im technischen Bereich – das Bündnis "Frauen in MINT-Berufen" soll mithelfen, es zu nutzen.

Die Art des Lernens werde sich im Zeitalter der Digitalisierung komplett verändern, prophezeite die Ministerin, die Arbeitswelt flexibler werden, die Führungs- und Arbeitskultur positiver.

Über Startup-Firmen, ihre Finanzierung und die Rahmenbedingungen referierte danach Thomas Hoffmeister vom erst wenige Tage alten Verein "Startup Angels Alb-Bodensee" und erklärte den erstaunten Zuhörern, was diese jungen Firmen auch ausmache: Mut, auch einmal zu scheitern und dann einfach etwas völlig Anderes auszuprobieren. Den Löwenanteil bei der Finanzierung von Startups machten immer noch die eigenen Ersparnisse des Gründers aus, erklärte der Fachmann. Auch Freunde und Familienmitglieder investierten oft. Interessant: Seine Säulengrafik zeigte, dass die staatliche Förderung in Deutschland besser sei als europa- und weltweit.

Wer Startups finanziell unterstützen wolle, sollte stark streuen, empfiehlt der Experte, der selbst zu diesen Investoren gehört, den so genannten "Business Angels", also "Geschäfts-Engeln". Firmen in der Region zu halten und Netzwerke zu fördern, sei das Ziel der Paten. Denn der Wert der Startups liege in der Plattform, nicht im Produkt. "Der Leitsatz der Zukunft lautet: ›Lebe einfach und schnell; scheitere schnell und oft‹", betonte Hoffmeister.